Vierter Stern für Rosberg

Hockenheim · Mercedes-Pilot Nico Rosberg hat beim Heimspiel in Hockenheim den vierten Saisonsieg gefeiert. Mann des Tages war jedoch sein WM- und Teamrivale Lewis Hamilton. Der stürmte nach einem Trainingsunfall von Startplatz 20 auf Rang drei.

Nico Rosberg sprang im Ziel auf sein Auto - und riss die Arme hoch. Die Erleichterung war dem Mercedes-Piloten deutlich anzumerken. Denn noch nie hatte der gebürtige Wiesbadener in Hockenheim bei einem Formel-1-Rennen auf dem Podium gestanden. Gestern fuhr er von Startplatz eins souverän zum Sieg - und baute seinen Vorsprung auf WM-Verfolger und Teamkollege Lewis Hamilton auf 14 Punkte aus. "Das ist ein ganz besonderer Tag heute. Das Heimrennen zu gewinnen, ist ein Traum. Heute Abend wird gefeiert", jubelte Rosberg. Der letzte Sieg eines deutschen Piloten gelang hier 2006 Michael Schumacher.

Für Fußball-Fan Rosberg war der Erfolg die Krönung einer perfekten Woche: Erst heiratete der 29-Jährige, dann feierte er den WM-Titel der deutschen Fußballer und gab nach seiner Jugend-Freundin Vivian auch seinem Arbeitgeber Mercedes das Ja-Wort (für drei weitere Jahre). Zum Abschluss nun der erste Heimsieg. Was das schönste Ereignis war? "Der Sieg ist toll, aber am schönsten war die Hochzeit", sagte Rosberg in der Pressekonferenz.

Vor nur rund 52 000 Zuschauern (siehe Hintergrund) bot der Große Preis von Deutschland jede Menge Spektakel - und einen Auftakt mit Knalleffekt: McLaren-Pilot Kevin Magnussen räumte in der ersten Kurve den drittplatzierten Felipe Massa ab. Der Pechvogel aus Brasilien, bereits vor 14 Tagen in Silverstone in der ersten Runde durch einen Unfall aus dem Rennen geworfen, überschlug sich - und rutschte auf dem Überrollbügel von der Piste. Das Aus für den Williams-Piloten, der glücklicherweise unverletzt blieb.

Während Rosberg vorne einsam seine Runden drehte und den Vorsprung stetig ausbaute, pflügte weiter hinten sein Teamkollege Hamilton wie die Feuerwehr durchs Feld. Der Mercedes-Mann war nach einem heftigen Unfall in der Qualifikation (Bremsdefekt) und einem Wechsel des dabei beschädigten Getriebes von Platz 20 gestartet. Tatort seiner besten Überholmanöver gestern Nachmittag war die Spitzkehre am Ende der Parabolica. In Runde 13 ließ er hier gleich zwei Konkurrenten auf einen Schlag stehen, bremste sich mit stehenden Rädern an Kimi Räikkönen (Ferrari ) und Daniel Ricciardo (Red Bull ) vorbei. Endstation seines Vorwärtsdrangs war erst bei Williams-Pilot Valtteri Bottas, der seinen zweiten Platz mit 1,7 Sekunden Vorsprung ins Ziel rettete. Das Williams-Team, das ebenfalls Mercedes-Motoren einsetzt, komplettierte damit das reine Mercedes-Podium beim Heimspiel der Stuttgarter.

Weltmeister Sebastian Vettel dagegen verpasste als Vierter eine Podestplatzierung. "Es ist schade, dass außer Apfelschorle heute nix drin war. Platz vier ist das Optimum - auch wenn wir uns vorher mehr ausgerechnet hatten", sagte der Red-Bull-Pilot. Immerhin gelang es ihm, seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo, der hinter Fernando Alonso (Ferrari ) Sechster wurde, in Schach zu halten.

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HintergrundLeere Ränge statt Vollgas-Fest: Am Sonntag kamen 52 000 Zuschauer nach Hockenheim - 10 000 weniger als 2012. Ganz zu schweigen von den 120 000, die zu Glanzzeiten ins Motodrom pilgerten. "Auch wenn man es mit den Rennen zuvor in Spielberg und Silverstone vergleicht, sind das Welten", sagte Mercedes-Sportchef Toto Wolff.Formel-1-Boss Bernie Ecclestone glaubt, "dass die Deutschen nach der Fußball-WM ihre Euphorie aufgebraucht haben und müde sind." Hockenheimring-Geschäftsführer Georg Seiler rechnet, dass das erstmals wieder ausgetragene Rennen in Österreich "gut 5000 Zuschauer" gekostet habe. Die Eintrittspreise sieht er nicht als Ursache: "Die haben wir seit zehn Jahren nicht erhöht." wip

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