Vier unbekannte Konten bringen die Borussia in Zeitdruck

Neunkirchen · Fußball-Oberligist Borussia Neunkirchen steht im Kampf gegen die Insolvenz vor neuen Problemen. Es sind vier Konten aufgetaucht. Deren Entdeckung zögert den Jahresabschluss hinaus. Ohne diesen gibt es keinen Kredit von der Bank.

Vier bis vor Kurzem nicht bekannte Konten, die auf drei Privatpersonen laufen - sie sind derzeit das Problem von Borussia Neunkirchen . Der Verein befindet sich in einem Insolvenz-Eröffnungsverfahren. Um an einen dringend benötigten Kredit über knapp 80 000 Euro von der Sparkasse zu kommen, muss Insolvenzverwalter Marc Herbert eine Bilanz vorlegen. Das Finanzamt muss diesen Jahresabschluss akzeptieren. Andernfalls gewährt die Sparkasse den Kredit nicht. Ohne diesen müsste die Borussia, die knapp 30 000 Euro im Monat für den Spielbetrieb aufbringen muss, in die Insolvenz gehen. Es sei denn, Sponsoren und Gönner würden kurzfristig einspringen.

Der Borussia läuft die Zeit davon. Hier kommen beim Fußball-Oberligisten die vier Konten ins Spiel. Bei zwei Konten ist der Bezug zur Borussia eindeutig, weil der Verwendungszweck zu erkennen ist. Es handelt sich um Konten, über die Geld im Zusammenhang mit dem Kunstrasenplatz-Bau am Ellenfeld-Stadion und dem Jubiläumsbuch des Clubs abgewickelt wurden. Bei zwei Konten ist kein eindeutiger Bezug zur Borussia erkennbar. Und es gibt darauf auch Geldbewegungen, die nichts mit dem Verein zu tun haben.

Der Verein hatte am 2. April Insolvenzantrag gestellt. Herbert wurde am 7. April vom Insolvenzgericht Saarbrücken als Verwalter bestellt. Erst jetzt aufgetaucht sind die vier Konten, weil Zahlungen unklar waren. Herbert recherchierte, woher sie stammen. Er stieß auf die vier Konten, die zu drei Personen gehören. Diese stünden dem Verein nahe, sagt Herbert. Er geht davon aus, dass sie nichts Böses im Schilde führten. Er muss aber belegen können, woher das Geld kam und wohin es ging. Sonst lehnt das Finanzamt den Jahresabschluss ab.

Der Insolvenzverwalter hat in Bezug auf die vier Konten viele Belege zuordnen können. Er benötigt nach eigenen Angaben noch etwa eine Woche, um alles verbuchen und die Bilanz vorlegen zu können. Sollte das Finanzamt diese nicht anerkennen, gibt es noch die Möglichkeit einer "einvernehmlichen Schätzung". Auch diese wäre laut Herbert erstrebenswert und würde der Borussia wohl weiterhelfen. Hauptsache, es gibt einen Bilanz-Abschluss von den Finanzbehörden, den die Sparkasse akzeptiert, damit der Kredit fließen kann. Herbert hat dafür selbst eine Frist bis 31. August gesetzt. Den Spielern hat er angeboten, ihre Verträge aufzulösen, sofern jemand wechseln möchte. Denn die Wechselfrist endet an diesem 31. August.

Herbert hat nicht nur die vier Konten gefunden, sondern auch 40 Personen. Bei ihnen weiß er nicht, ob noch Forderungen gegenüber der Borussia bestehen. Sie hat er vor knapp zehn Tagen angeschrieben. Die meisten bisherigen Rückantworten würden keine Forderungen beinhalten. Doch eine Person habe Forderungen von 18 000 Euro. Tauchten mehrere solcher Forderungen auf, sehe es sehr schlecht für Borussia Neunkirchen aus.

Auch mit der Berufsgenossenschaft - mit 75 000 Euro größter öffentlicher Gläubiger des Vereins - müsse eine Lösung gefunden werden. Ursprünglich gab es die Information, dass sie auf 50 Prozent der Summe verzichten würde. Davon sei nun plötzlich keine Rede mehr, sagt Herbert.

Der Insolvenzverwalter hat Mannschaft und Vorstand am Mittwochabend informiert. Trainer Michael Petry sagt, dass die Spieler an einem Strang ziehen würden. Im Klartext: Die Borussia nimmt weiterhin am Oberliga-Spielbetrieb teil. Er sagt aber auch, dass es schwer würde, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, wenn einige der 17 Feldspieler den Club, der keine zweite Mannschaft hat, verlassen würden. Und er sagt, dass Klarheit her müsse. Sonst besteht die Gefahr, dass das Spiel gegen TuS Koblenz am 25. August vielleicht das letzte des Traditionsvereins im Ellenfeld-Stadion sein könnte. . .

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