Vier Modelle liegen auf dem Tisch

Zürich. Findet die Fußball-WM ab 2026 mit 40 oder gar 48 Mannschaften statt? Bisher sind es 32, und der Deutsche Fußball-Bund ist damit auch zufrieden. Fifa-Chef Gianni Infantino plädiert aber für eine Aufstockung. Die SZ beantwortet hierzu die wichtigsten Fragen.

 Vor zwei Jahren durfte der deutsche Kapitän Philipp Lahm (Mitte) den WM-Pokal in die Höhe strecken. Das Turnier in Brasilien fand mit 32 Mannschaften statt. Foto: Gebert/dpa

Vor zwei Jahren durfte der deutsche Kapitän Philipp Lahm (Mitte) den WM-Pokal in die Höhe strecken. Das Turnier in Brasilien fand mit 32 Mannschaften statt. Foto: Gebert/dpa

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Was steht an?

Am Montag und Dienstag tagt in Zürich das Council des Fußball-Weltverbands Fifa. Ganz oben auf der Tagesordnung steht die Beratung über die Mega-WM, also über die Aufstockung des WM-Teilnehmerfeldes ab der Endrunde 2026. Fifa-Präsident Gianni Infantino hatte im Wahlkampf mindestens 40 statt wie bislang 32 Teilnehmer versprochen - jetzt könnten es sogar 48 WM-Starter werden.

Welche WM-Modelle gibt es?

Die Fifa verschickte vorab ein Faktenpapier mit vier Vorschlägen an die Nationalverbände. Bei den beiden Varianten mit 40 Teams würde es entweder acht Gruppen mit fünf Teams oder zehn Gruppen mit vier Mannschaften geben. Bei 48 Teilnehmern denkt die Fifa zum einen an eine Vorqualifikation mit 32 Teams, nach der es wie gehabt mit 32 Mannschaften weitergehen würde. Ein anderer Plan sieht 16 Gruppen mit jeweils drei Teilnehmern vor. Infantino legte zudem die Idee auf den Tisch, bei einem Unentschieden das Spiel per Elfmeterschießen zu entscheiden, um unfaire Taktierereien zu verhindern.

Wer ist dafür, wer dagegen?

Laut Infantino ist die "überwältigende" Mehrheit für die Aufstockung - und dann auch direkt auf 48 Teilnehmer. Deshalb ist die Frage weniger, ob das Council die Mega-WM absegnet, sondern nur noch, wann die Entscheidung fällt. Die Opposition führt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) an, der "grundsätzlich davon überzeugt" sei, "dass am bewährten Modus mit 32 Teilnehmernationen festgehalten werden sollte". DFB-Präsident Reinhard Grindel sieht bei allen diskutierten Modellen "erhebliche" Schwächen. Auch die Superreichen aus den europäischen Topclubs sind dagegen, vor allem, weil sie eine Mehrbelastung für ihre Profis fürchten.

Droht der große Krach, wenn die Mega-WM kommt?

Den hatte zumindest Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), im Dezember prophezeit. Mit Machtkampf wurde aber schon oft gedroht, unter anderem vor der Fifa-Entscheidung, die WM 2022 in Katar im Dezember auszutragen. Die Winter-WM wurde trotzdem abgesegnet, es folgten Einigungen bezüglich der millionenschweren Kompensationszahlungen an die Clubs - und alle waren wieder zufrieden.

Wie wird abgestimmt?

Die Entscheidung trifft das Council, das derzeit aus 33 Mitgliedern besteht, in Eigenregie. Nötig ist die einfache Mehrheit (17 Stimmen). Das heißt, dass selbst wenn die derzeit acht Vertreter der Europäischen Fußball-Union (Uefa) eine gemeinsame Position hätten (wonach es nicht aussieht), bräuchte der Europa-Dachverband mehrere Verbündete, um die Mega-WM zu verhindern. Ein deutscher Vertreter sitzt nach der Ethiksperre und dem Rücktritt von Ex-DFB-Chef Wolfgang Niersbach nicht am Tisch. Die Kritiker hoffen, dass in Zürich noch nicht abgestimmt wird. Das wäre für den forschen Infantino zumindest ein kleiner Rückschlag, dann würde die Pro-Entscheidung aber sicher im Laufe des Jahres fallen.

Was steckt hinter den Infantino-Plänen?

Der Fifa-Boss verteidigt die Mega-WM mit der Globalisierung. Mehr Nationen sollen die Möglichkeit bekommen, am größten Fußballereignis der Welt teilzuhaben. Dagegen lassen sich nur wenige Gegenargumente finden. Profitieren werden vor allem die Fans aus den jeweiligen "neuen" WM-Ländern. Doch wie so oft steckt dahinter auch politisches Kalkül. Die 211 Fifa-Nationen regiert aufgrund des "Ein-Land-eine-Stimme"-Prinzips nicht der, der nur auf die Interessen der ohnehin schon Großen und Mächtigen eingeht.

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