Viele Positionswechsel bei Löw Verkehrte Welt bei den Nationalspielern

München · Der „neue Sechser“ Joshua Kimmich ist nicht der einzige im DFB-Team, der in seinem Verein eine andere Rolle einnimmt.

 Der Münchner Joshua Kimmich (Mitte) überzeugte in den Spielen gegen Frankreich und wie hier gegen Peru mit dem Ex-Schalker Jefferson Farfan in seiner neuen Rolle als zentral-defensiver Mittelfeldspieler.

Der Münchner Joshua Kimmich (Mitte) überzeugte in den Spielen gegen Frankreich und wie hier gegen Peru mit dem Ex-Schalker Jefferson Farfan in seiner neuen Rolle als zentral-defensiver Mittelfeldspieler.

Foto: dpa/Uli Deck

Joshua Kimmich schwärmte von seiner neuen Position in der Nationalmannschaft. Darüber, wie sehr es ihn gefreut habe, dass Joachim Löw ihn künftig auf der Sechs einsetzen will. Darüber, wie sehr er diese Rolle mag. Als die Rede jedoch auf Bayern München kam, war die Euphorie schnell weg.

Wenn der deutsche Fußball-Rekordmeister an diesem Samstag (15.30 Uhr) im Heimspiel auf Bayer Leverkusen trifft, wird Kimmich vom Alltag eingeholt. Dann heißt es für ihn wieder: Rechtsverteidiger statt Schaltzentrale vor der Abwehr. Und der Münchner ist nicht der einzige Nationalspieler, der sich nach der Länderspielwoche in seinem Club zum Leidwesen der Vereinstrainer wieder gänzlich umstellen muss. Verkehrte Welt!

Der Bundestrainer ist durch fehlende Qualität auf einigen Positionen zu Experimenten gezwungen. Beim 0:0 gegen Frankreich und beim 2:1 gegen Peru setzte er etwa den Gladbacher Innenverteidiger Matthias Ginter als rechten Verteidiger ein – dort, wo zuletzt Kimmich immer gespielt hatte. Links war gegen den Weltmeister mangels Alternativen Antonio Rüdiger (FC Chelsea) im Einsatz, auch normalerweise in der Zentrale zu Hause.

Und das nächste (Positions-)Problem gibt es bereits: Der Saarländer Jonas Hector, im DFB-Team als Linksverteidiger vorgesehen, spielt bei Zweitligist 1. FC Köln inzwischen im defensiven Mittelfeld. Er werde „in der Abwehrkette auch weiterhin ein bisschen variieren“, kündigte Löw vor dem heißen Nations-League-Herbst mit den Spielen in den Niederlanden (13. Oktober) und Frankreich (16. Oktober) an. Ob das wirklich sinnvoll ist?

Auch vorne ist Fantasie gefragt. In der deutschen Offensive, der seit Jahren ein echter Torjäger fehlt, musste deshalb der Dortmunder Marco Reus in beiden Länderspielen an vorderster Front ran. Dabei weiß Löw, „dass Marco lieber auf der linken Seite spielt. Er ist wie Timo Werner über Außen sehr gut, aber auch als Anspielstation vorne, der die Bälle sehr gut verarbeitet und die Außen ins Spiel bringen kann“, sagte der Bundestrainer. Werner agiert bei RB Leipzig als Spitze, im DFB-Team meist über links.

Auch der Münchner Thomas Müller sieht sich eher im Zentrum, gegen Frankreich stellte ihn Löw aber nicht das erste Mal auf die rechte offensive Außenbahn. Da sei Müller „verschenkt“: „Das hat man nicht nur gegen Frankreich gesehen. Ihm fehlen das Dribbling und das Tempo“, monierte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Nur: Auch Müller ist nicht der Brecher im Strafraum, wie ihn alle Top-Nationen bei der Weltmeisterschaft in Russland hatten – Frankreich mit Olivier Giroud, Kroatien mit Mario Mandzukic, Belgien mit Romelu Lukaku und England mit Harry Kane.

Löw sieht die Diskussionen gelassen. Er setzt auf die Flexibilität und Klasse seiner Spieler. Bei Kimmich hat er sich festgelegt, dass er den 23-Jährigen weiterhin für die Sechs vorsieht, „weil ich sehr zufrieden bin und er die Position gut bekleidet mit allem, was sie abverlangt“. Auch in Abwehr und in Offensive wird Löw ungeachtet aller Vereins-, aber auch Spielerinteressen seine Vorstellungen weiter umsetzen.

Kimmich wird sich in München mit seinem „Schicksal“ arrangieren. Mit Bayern-Trainer Niko Kovac werde er „nicht das Gespräch suchen. Ich gehe davon aus, dass ich weiter Rechtsverteidiger spiele“, sagte er. Umso mehr freut er sich auf die kommenden Länderspiele auf seiner Lieblingsposition. Er sei „heiß auf nächsten Monat“. Ob das ein Antonio Rüdiger oder Marco Reus auch so sagen würde?

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