Viele Baustellen auf dem Weg in die 1. Liga

Saarlouis · Die Saarlouis Royals haben die 2. Basketball-Bundesliga dominiert und im Pokalwettbewerb auch Erstligisten besiegt. Ob die erfolgreiche Mannschaft in dieser Konstellation zusammen bleibt, steht in den Sternen.

 Die US-Amerikanerin Merideth Marsh (Mitte) behauptet sich hier gegen drei Spielerinnen des TSV Amicitia Viernheim. Ihr Verbleib bei den Saarlouis Royals ist offen. Foto: Rolf Ruppenthal

Die US-Amerikanerin Merideth Marsh (Mitte) behauptet sich hier gegen drei Spielerinnen des TSV Amicitia Viernheim. Ihr Verbleib bei den Saarlouis Royals ist offen. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Nach der Saison ist vor der Saison. Für die Basketballerinnen des TV Saarlouis gilt es, nach dem direkten Wiederaufstieg einen starken Kader für die 1. Bundesliga aufzustellen. Nicht zuletzt wegen des 76:73-Siegs in der dritten Runde des Pokalwettbewerbes gegen den TSV Wasserburg, der am vergangenen Freitag zum siebten Mal deutscher Meister wurde, hielt Basketball-Deutschland auch den Zweitliga-Kader der Royals für erstklassig. Die Zusammenstellung passte im Grunde perfekt. Aber: Halten alle Spielerinnen dem Verein die Treue?

Deutsches Grundgerüst

"Ich würde liebend gerne mit einem Großteil der Mannschaft weitermachen, sonst fängst du wieder bei null an", sagt Trainer René Spandauw, der noch zwei Jahre unter Vertrag steht. Die Namen derer, mit denen er nicht weiterarbeiten will, nennt er nicht. Die Planungen beginnen grundsätzlich mit der Suche nach einem Grundgerüst aus deutschen Spielerinnen. Denn es dürfen nie mehr als zwei Ausländerinnen gleichzeitig spielen. "Sobald die ersten drei, vier deutschen Spielerinnen feststehen, kannst du besser planen", sagt Spandauw. Kapitän Laura Rahn, Levke Bordersen und Gina Groß sollen bereits ihr Okay zum Verbleib gegeben haben, doch offiziell sind noch keine Verträge unterschrieben. Und diese drei mögen ein Anfang sein, doch sie reichen bei weitem nicht für eine starke Mannschaft. Was etwa macht Isabelle Comtesse nach ihrem Comeback? Was ist mit Leonie Edringer? "Wir sind noch an zwei, drei deutschen Spielerinnen dran, die wechselwillig sind, da könnte es Überraschungen geben", sagt Royals-Geschäftsführer Martin Rihm. Perfekt ist noch nichts.

Dazu kommt ein weiterer wichtiger Aspekt: Das deutsche Grundgerüst ist die eine Sache, die Leistungsspitze wird in der Regel allerdings von ausländischen Spielerinnen abgedeckt. So verwundert es nicht, dass auf Spandauws Wunschzettel die besten Werferinnen der Royals, die US-Amerikanerinnen Merideth Marsh (449 Punkte) und Colleen Planeta (380 Punkte), ganz oben stehen. Sie haben die 2. Liga nach Belieben dominiert. "Sie haben die Zeit in Saarlouis absolut geliebt und haben uns auch extrem geholfen", sagt ihr Trainer.

Beide stehen in Verhandlungen mit dem Verein, ihr Verbleib im Saarland ist aber ungewiss. "Sie machen sich derzeit über ihre Zukunft nach dem Basketball viele Gedanken. Irgendwann müssen sie auch ein anderes Leben aufbauen, denn von Damen-Basketball wirst du nicht reich", sagt Spandauw. "Wenn Merideth noch mal in Europa Basketball spielt, dann in Saarlouis", glaubt Geschäftsführer Rihm. Endgültig entscheiden wird sie sich erst nach ihrer Heimreise in die USA.

Aus Fehlern lernen

Möglich also, dass die Royals kommende Runde mit einem völlig anderen Gesicht auflaufen werden. Möglich, dass sie mehr Spielerinnen neu holen müssen, als ihnen lieb ist. Dass dies mit Risiken verbunden ist, wissen sie in Saarlouis nur zu gut. Der Abstieg in die 2. Liga vor einem Jahr resultierte im Wesentlichen aus einer misslungenen Personalpolitik, als sich neue Spielerinnen teilweise Woche für Woche die Klinke in die Hand gaben. Das soll es kein zweites Mal geben.

Dass die Grundlage hierfür eine sichere finanzielle Basis ist, versteht sich von selbst. Wobei auch dies im Damen-Basketball keine Selbstverständlichkeit ist. Das zeigt das Beispiel des deutschen Meisters von 2012, des BV Wildcats Wolfenbüttel. Nach dem Ende der diesjährigen Hauptrunde gab der Verein den Rückzug aus dem Ligabetrieb bekannt, die Kasse war leer. "Das will ich uns ersparen", sagt Rihm, der den Etat für die 1. Liga bei 300 000 Euro veranschlagt. Doch auch dieses Geld muss erst mal eingetrieben werden. Viel Arbeit und viele offene Fragen, die die Royals in den kommenden Wochen beantworten müssen.

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