Viel Adrenalin, wenig Schlaf

Barcelona · Die Wasserspringer Patrick Hausding und Sascha Klein haben bei der WM Geschichte geschrieben. Auch wenn die Nacht danach wenig weltmeisterlich war, genossen beide ihre ersten Stunden als Weltmeister.

Die Sonne war fast hinter Barcelonas Hausberg Montjuic verschwunden, als Patrick Hausding und Sascha Klein anderthalb Stunden nach ihrem historischen Gold-Coup noch einmal auf den Sprungturm kletterten. Vor der traumhaften Kulisse ließen die Überraschungs-Weltmeister ein Erinnerungsfoto von sich schießen: Im Hintergrund die beeindruckende Sagrada Familia, in den Gesichtern ein strahlendes Siegerlächeln, in den Händen die ersehnte Goldmedaille im Turm-Synchronspringen.

Die erste Nacht als Weltmeister war für Klein allerdings eine Qual - der Gedanke an sein erstes Gold raubte dem Dresdner den Schlaf. "Ich bin nicht runtergekommen. Ich war immer noch auf 180", sagte der 27-Jährige: "Als ich aufgewacht bin, war der erste Gedanke: Ist das jetzt wirklich passiert? Dann habe ich kurz zur Medaille geguckt und dachte: Alles klar!"

Vergessen die Olympia-Enttäuschung mit Platz sieben, vergessen die Schmerzen der Vorbereitung mit vielen Verletzungen. "Ich habe Adrenalin von 300 Leuten im Körper. Ich merke gar nichts mehr", sagte Hausding. Auch Klein, der wenige Tage zuvor noch große Probleme am Trizeps hatte, fühlte sich im Siegesrausch plötzlich schmerzfrei. Dass die Olympia-Zweiten von 2008 wegen der fehlenden Vorbereitungszeit ihr komplettes WM-Programm erst am Sonntag durchspringen konnten, machte den Erfolg nur noch größer.

Bundestrainer Lutz Buschkow platzte förmlich vor Stolz über das erste WM-Gold der Männer in der Geschichte des deutschen Wasserspringens. "Sogar die chinesischen Trainer haben mir gratuliert, das erlebt man nicht alle Tage", sagte Buschkow. Wassersprung-Macht China kassierte im Turm-Synchronspringen erstmals seit 2007 eine WM-Niederlage, die favorisierten Olympiasieger Cao Yuan/Zhang Yanquan wurden nur Dritte. "Die Jungs haben die Chinesen endlich mal unter Druck gesetzt. Das war eine mentale Superleistung", lobte der Bundestrainer die sechsmaligen Europameister, die seit 2007 ein Paar bilden.

Die Dramatik war im vorletzten Durchgang kaum noch zu überbieten. Ein Paar nach dem anderen patzte, einzig Hausding/Klein zeigten bei ihrem dreieinhalbfachen Auerbachsprung eine saubere Ausführung und übernahmen die Spitze. Hausding verriet: "Nach uns hatten die Chinesen einen richtigen Einschlag, da habe ich zu Sascha gesagt: Hast du das gesehen? Und er fragt mich: Wer führt denn? Da habe ich gesagt: Dreimal darfst du raten." Anders als bei Platz zwei bei der WM 2011 in Shanghai behielten sie diesmal die Nerven und machten mit dem letzten Sprung den Sieg perfekt. Thomas Lurz hat bei der Schwimm-WM in Barcelona seine zweite Medaille gewonnen. Zwei Tage nach WM-Bronze über fünf Kilometer sicherte sich der Rekordweltmeister gestern Silber über zehn Kilometer. Der Olympia-Zweite aus Würzburg musste sich wie bei der letzten WM in Shanghai nur Titelverteidiger Spyridon Gianniotis aus Griechenland geschlagen geben. Dritter wurde Olympiasieger Oussama Mellouli aus Tunesien, der in Barcelona Gold über fünf Kilometer gewonnen hatte. Es war die dritte deutsche WM-Medaille nach Gold für die Turmspringer Patrick Hausding und Sascha Klein sowie eben Bronze von Lurz.

"Das war eines meiner härtesten Rennen, deswegen ist die Medaille unheimlich viel wert", sagte der 33-jährige Lurz. "So ein Kurs bei so vielen Teilnehmern ist unmöglich." Wiederholt war es zu Gerangel an den Wenden gekommen, auch Lurz verlor dabei Zeit. "Zwischenzeitlich habe ich gedacht: Verfluchte Scheiße, das wird nichts."

"Ich bin unheimlich stolz auf meinen Bruder, wie er das gemacht hat. Dass er da noch ran kommt, Hut ab", lobte Bundestrainer Stefan Lurz.

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