VfL Osnabrück im Überlebenskampf

Osnabrück. Dienstagabend stand wieder ein Mitglieder-Informationsabend an. Der dritte und letzte vor der Jahreshauptversammlung am 18. November. Dann will der verschuldete Fußball-Drittligist VfL Osnabrück eine Entscheidung über seine Vereinsstruktur fällen. Und damit über seine Zukunftsfähigkeit

Osnabrück. Dienstagabend stand wieder ein Mitglieder-Informationsabend an. Der dritte und letzte vor der Jahreshauptversammlung am 18. November. Dann will der verschuldete Fußball-Drittligist VfL Osnabrück eine Entscheidung über seine Vereinsstruktur fällen. Und damit über seine Zukunftsfähigkeit. Eine wirtschaftliche Ausgliederung der Profiabteilung ist ebenso denkbar wie eine professionelle Regelung unter dem Dach des e.V. "Dass sich etwas ändern muss, liegt auf der Hand", sagt Trainer Claus-Dieter Wollitz: "Man hat hier immer am Rand des Abgrunds wirtschaften müssen."Erstaunlicherweise hat der emotionale Trainer und Sportchef das Team nach einem Drittel der Saison in die Spitzengruppe geführt. Platz zwei, der angestrebte - und wirtschaftlich notwendige - Aufstieg muss keine Illusion bleiben. "Der Druck ist groß, weil ich weiß, dass dieser Verein nicht mehr viele Chancen bekommt", sagt Wollitz, "es ist fünf nach zwölf - und wir sind im Moment dabei, mit aller Kraft die Uhr zurückzustellen."

Etwa acht Millionen Euro betrug die Schuldenlast des Vereins im Frühjahr, die vom DFB für die Drittliga-Lizenz geforderte Liquiditätsreserve von 1,6 Millionen Euro war nicht aufzubringen. Erst durch die Politik wurde der Verein im letzten Moment gerettet. Voraussetzung war allerdings die Zusage, für die Zukunft professionelle Strukturen zu schaffen. Das soll im November geschehen.

Wesentlicher Teil des Rettungsprogramms ist der Erwerb einer Kaufoption über 1,1 Millionen Euro für die vom VfL errichtete Stadion-Immobilie, vor allem der Nordtribüne und der Geschäftsstelle. Für 7,6 Millionen Euro sollen diese Gebäude Ende des Jahres von einer städtischen Gesellschaft gekauft und dann an den Verein für 500 000 Euro zurückverpachtet werden. Derzeit bringt der Club jährlich 700 000 Euro für Tilgung auf.

Dass aus wirtschaftlichen Gründen der Aufstieg in die 2. Liga nötig ist, wissen alle Beteiligten. 4,3 Millionen Euro TV-Geld pro Jahr kassieren die Vereine in der 2. Liga, rund 800 000 die in der Klasse darunter. Und die Differenz wird in Zukunft eher noch größer. "So schnell wie möglich", müsse der Verein wieder nach oben, weiß Wollitz: "Aber in einem Kraftakt geht das nicht, man kann den Aufstieg auch nicht herbeireden."

Die Entwicklung seiner Mannschaft macht ihm aber Mut. Er hat ein Team zusammengestellt, in dem nur noch vier Stammspieler aus dem Vorjahr stehen. Eine junge Mannschaft mit Leidenschaft und Begeisterung, die mit ihrem schnellen, offensiven Stil auch die Fans "mitnimmt".

Der 3:0-Sieg bei Hansa Rostock am zwölften Spieltag vor zweieinhalb Wochen soll das Schlüsselspiel für den Glauben an die eigene Stärke und die sportliche Entwicklung gewesen sein. "Dieses Spiel kann für die Entwicklung des Teams ein Meilenstein gewesen sein", meint Wollitz. Und Stürmer Marcus Piossek kündigt an: "So sind wir schwer zu schlagen und können uns oben noch ein bisschen aufhalten." dapd

"Man hat hier immer am Rand des Abgrunds wirtschaften müssen."

Claus-Dieter Wollitz,

Trainer des

VfL Osnabrück

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