VfB Stuttgart wirft Trainer raus Der Vorschusslorbeer ist verwelkt

Stuttgart · Der VfB Stuttgart ist auf den letzten Tabellenplatz abgestürzt und hat Trainer Tayfun Korkut entlassen.

 Aus und vorbei. Tayfun Korkut ist nicht mehr Trainer des VfB Stuttgart.

Aus und vorbei. Tayfun Korkut ist nicht mehr Trainer des VfB Stuttgart.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Das Training am Sonntagvormittag begann mit einer halben Stunde Verspätung, und als es dann endlich losging am Roten Haus in Bad Cannstatt, war Tayfun Korkut schon nicht mehr dabei. In der Nacht zuvor waren sie beim VfB Stuttgart zu der kaum mehr überraschenden Erkenntnis gekommen, dass sie wieder mal den Trainer rauswerfen müssen. Seit der Trennung von Armin Veh im November 2008 haben die Schwaben damit den 13. Trainer verschlissen. Nummer 14 steht noch nicht fest. Zunächst leitet der frühere Nationalspieler Andreas Hinkel das Training.

Mit dem phasenweise blamablen 1:3 (0:2) bei Hannover 96 war der Kredit aufgebraucht, den sich Korkut verdient hatte, als er den VfB in der vergangenen Saison aus fast aussichtsloser Lage beinahe noch in den Europacup führte. Ja, sagte am Sonntagvormittag VfB-Präsident Wolfgang Dietrich, Korkut sei mit „Vorschusslorbeer“ in diese Saison gegangen, den habe er sich „auch verdient“, aber er und seine Vorstands-Kollegen hätten eben „zum Wohle des Vereins zu handeln“.

Hauptargument für die Entlassung: Korkut habe die Mannschaft, die vor der Saison für 35 Millionen Euro mit vielen Talenten und einigen Routiniers verstärkt wurde (unter anderem kamen Daniel Didavi vom VfL Wolfsburg und Gonzalo Castro von Borussia Dortmund), nicht wie erwartet weiterentwickelt. „Wir waren alle zuversichtlich, dass wir den nächsten Schritt machen können“, sagte Dietrich. Ziel sei ein Platz im „gesicherten Mittelfeld“ gewesen. Nun aber sei die Bilanz „total enttäuschend“, sagte Sportvorstand Michael Reschke, mit einer solchen „steigt man ab“.

Die Gegenwart sieht so aus: sieben Spiele, fünf Punkte – Tabellenletzter. Die Entscheidung zum Meinungsaustausch am Abend, berichtete Reschke, sei daher gleich nach dem Spiel in Hannover gefallen. Ein Spiel, das der Sportvorstand als „nicht nur schlecht“, sondern „teilweise sogar traurig“ bezeichnete. Es war der vorläufige Tiefpunkt einer Entwicklung, die sich früh abgezeichnet hatte: In der ersten Runde des DFB-Pokals verlor der VfB Stuttgart beim Drittligisten Hansa Rostock.

Wem die Aufräumarbeiten übertragen werden, steht noch nicht fest. Markus Weinzierl? Ralph Hasenhüttl? Ein vergleichsweise Unbekannter? „Wir wollen jetzt nichts ausschließen“, bekannte Reschke, betonte aber auch: „Eine Überzeugungs-Entscheidung ist wichtig, keine Tempo-Entscheidung. Deswegen werden wir jetzt auch nichts überstürzen.“ Bis auf weiteres soll der ehemalige Nationalspieler und U23-Trainer Andreas Hinkel interimsmäßig die Hauptverantwortung tragen, eventuell auch nach der Länderspielpause in der Bundesliga.

Es gibt viel zu tun: Korkut hatte den VfB erst Ende Januar übernommen und danach noch auf Rang sieben geführt. In dieser Saison gelang ihm mit den Stuttgartern allerdings lediglich der Sieg gegen Werder Bremen am vorvergangenen Samstag (2:1), den sogar Mannschaftskapitän Christian Gentner als „grotesk“ bezeichnet hatte. „Wir müssen jetzt schauen“, sagte Dietrich, „dass wir so schnell wie möglich wieder Luft kriegen in der Tabelle“. Die Situation kennen sie in Stuttgart zu Genüge. Doch die kommenden Aufgaben könnten kaum schwerer sein. Die nächsten Gegner des VfB heißen Borussia Dortmund und TSG 1899 Hoffenheim.

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