Vettels Ungarn-Fluch hält

Budapest · Wieder kein Sieg in Budapest. Die WM-Führung hat Sebastian Vettel durch den dritten Platz beim Großen Preis von Ungarn dennoch ausgebaut. Lewis Hamilton feierte seinen ersten Erfolg für Mercedes.

Dritte Plätze machen Sebastian Vettel nicht glücklich, und das sah man dem Weltmeister an. "Das war nicht das beste Rennen für mich, ich wollte natürlich mehr", sagte der Red-Bull-Pilot enttäuscht und ausgelaugt von der Hitze vor den Toren Budapests: "Es ist nicht optimal gelaufen." Auch im siebten Anlauf hat er seinen ersten Sieg beim Großen Preis von Ungarn verpasst. Einen Premierenerfolg feierte stattdessen Lewis Hamilton. Der Engländer holte seinen lang ersehnten ersten Triumph für Mercedes und siegte vor dem neuen WM-Zweiten Kimi Räikkönen (Finnland) im Lotus.

"Es war am Ende richtig knapp hinter Kimi, es hätte fast noch gereicht. Aber 'hätte, wäre, wenn': Wir müssen mit dem dritten Platz zufrieden sein", sagte Vettel, der seine Führung im Gesamtklassement damit ausbaute. Hamilton gab sich überrascht, der Silberpfeil-Pilot war angesichts der jüngsten Reifenprobleme pessimistisch angereist: "Ich hatte ja noch nicht mal die Pole Position erwartet. Das ist einer der wichtigsten Siege meiner Karriere. In ein neues Team zu kommen und so einen Sieg hinzulegen, ist eine wirklich besondere Sache. Ich könnte nicht glücklicher sein, ich hoffe, es kommt noch mehr."

Teamkollege Nico Rosberg (Wiesbaden) schied dagegen nach einem ohnehin enttäuschenden Rennen mit einem Motorschaden fünf Runden vor Schluss aus. Vierter wurde Vettels Teamkollege Mark Webber (Australien) vor Fernando Alonso (Spanien) im Ferrari. Nico Hülkenberg (Emmerich) im Sauber wurde Elfter. Für Adrian Sutil endete sein 100. Grand Prix mit einer Enttäuschung. Der Gräfelfinger musste seinen Force India nach 20 Runden wegen eines Hydraulikproblems in der Box abstellen. In der Gesamtwertung führt Vettel weiterhin mit nun 172 Punkten vor Räikkönen (134) und Alonso (133).

Hamilton kam im Mercedes auf dem recht langsamen Kurs bestens mit den neuen Reifen klar, die die Silberpfeile zuvor als einziges Team nicht hatten testen können. "Wenn wir es hier hinkriegen, sollten wir es woanders auch schaffen", sagte der Engländer. Bei Temperaturen von 35 Grad nahmen die Piloten ihre Startplätze ein, der Asphalt war bereits 50 Grad heiß. Zum Start kam Vettel nicht gut weg, musste sich hart gegen Romain Grosjean (Frankreich/Lotus) und Rosberg wehren, hielt aber Platz zwei. Dahinter kassierte Rosberg seinen frühen Rückschlag: Nach einer Kollision mit Felipe Massa (Brasilien/Ferrari) fiel der Wiesbadener auf Rang zwölf zurück. An der Spitze machte Hamilton Tempo, steuerte aber nach neun Runden erstmals die Box an, zwei Umläufe später kam auch Vettel an die Box.

In der Folge drehten Webber, Hamilton und Button ihre Runden an der Spitze, einzig Hamilton hatte aus dem Trio bereits einen Stopp hinter sich. Als Vierter mühte sich Vettel lange Zeit, an Button vorbeizukommen und musste zunächst zusehen, wie Webber und Hamilton davonzogen. In Runde 23 ging Webber schließlich an die Box, nur Sekunden später kassierte Vettel Button. Die alte Reihenfolge war nun wieder hergestellt, doch der Rückstand des Heppenheimers auf Hamilton betrug mehr als 13 Sekunden. In der Folge zeigte sich Hamilton stark und ausdauernd, auch nach den zweiten Boxenstopps hatte sich an seinem klaren Vorsprung nichts geändert.

Erst in Runde 50 wechselte die Führung nach einem weiteren Stopp Hamiltons - doch der Engländer kam lediglich sieben Sekunden nach Vettel auf die Strecke zurück. Vettels Stopp folgte sechs Runden später, und plötzlich hing er hinter Räikkönen fest. "Die Situation ist wie folgt: Räikkönen fährt durch", funkte Vettels Renningenieur, "du weißt, was zu tun ist" - doch es sollte nicht mehr reichen. "Wir waren schneller, aber es führte kein Weg an Kimi vorbei", sagte Vettel über seinen möglicherweise zukünftigen Teamkollegen.

Für einige Aufregungen hatten am Sonntagmorgen Gerüchte gesorgt, Alonsos Manager Luis Garcia habe sich mit Red-Bull-Teamchef Christian Horner getroffen, um die Möglichkeit eines Wechsels zum Weltmeisterteam auszuloten. Das meldeten "Sport Bild" und "Auto Bild Motorsport". "Das ist Spekulation", sagte Horner lediglich: "Natürlich, wenn bei uns ein Platz frei ist, dann gibt es diese Spekulationen, bis der Platz besetzt ist." Bei der Nachfolge für Mark Webber müsse man nichts übereilen.

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