Vettel lauert im Windschatten

São Paulo/Mugello · Sebastian Vettel und Ferrari gehen bester Laune in den Großen Preis von Brasilien: Trotz des Rückschlags zuletzt in Mexiko sieht der Heppenheimer noch eine Chance auf die Vize-Weltmeisterschaft. Denn in São Paulo gab es schon oft verrückte Rennen.

Die neuesten Sportwagen-Modelle glänzten in der Sonne Italiens, 50 000 Fans in Rot feierten ihre Scuderia, und mittendrin ließ Sebastian Vettel so richtig die Reifen qualmen. Als der 28-Jährige im Formel-1-Boliden schwarze Kreise auf den Asphalt malte, wurde sie erneut deutlich, die aktuelle Stimmungslage bei Ferrari : "Wir sind wieder wer" - diese Botschaft sendeten die Italiener vom traditionellen Weltfinale der Ferrari-Challenge in Mugello um die Welt. Und auch Vettel ließ sich vor dem Großen Preis von Brasilien (Sonntag, 17 Uhr/RTL) nicht lange bitten. "Zwei Rennen stehen noch aus", sagte der Heppenheimer, "das sind zwei potenzielle Siege."

Die Strecke in Interlagos ist für den Heppenheimer ein ganz besonderer Kurs. "Dieser Ort hat eine Anziehungskraft für verrückte Rennen", räumte er einmal ein. Vettel spricht aus Erfahrung. 2012 rettete er sich in einem irren Regenkrimi als Sechster ins Ziel und schnappte sich vor Fernando Alonso seine dritte Weltmeisterschaft.

Den Titel in diesem Jahr hat Mercedes-Rivale Lewis Hamilton längst eingefahren, doch die beiden letzten Rennen zum Saisonfinale bieten für das "springende Pferd" eine höchst komfortable Situation. Denn Ferrari blickt auf ein Jahr zurück, das viel besser als gedacht lief. Mit Vettels drei Saisonerfolgen hatte kaum jemand gerechnet. Und so wurde ein Jahr, das eigentlich als Übergang gedacht war, bereits zum großen Appetithappen für die kommende Saison. Dann soll Mercedes angegriffen werden - und das scheint plötzlich völlig realistisch, nachdem es noch im vergangenen Jahr nahezu undenkbar war.

"Denkt daran, dass wir noch vor neun Monaten fast eineinhalb Sekunden Rückstand hatten", sagt Vettel, "jetzt ist es nur noch eine halbe Sekunde oder sogar weniger. Die gute Atmosphäre im Team hilft uns, nach vorne zu kommen." Trotz des Ausrutschers zuletzt in Mexiko, als Ferrari erstmals seit 2006 kein Auto ins Ziel brachte, ist sogar die Vize-Weltmeisterschaft theoretisch noch möglich. Das wird allerdings schwierig: 21 Zähler beträgt der Rückstand auf Nico Rosberg (Mercedes). Und der reist als Sieger des letzten Laufs in Mexiko und als Vorjahresgewinner mit viel Zuversicht nach São Paulo an. "Es ist ein großartiges Gefühl, mit einem Sieg im Rücken in ein Rennwochenende zu gehen. Das stimmt mich zuversichtlich für eine starke Leistung", sagte Rosberg.

Für Vettel wäre die Vize-Weltmeisterschaft in seinem ersten Jahr als Scuderia-Pilot im Gegensatz zum erneut von Hamilton degradierten Rosberg eine ganz besondere Wegmarke. "Für uns alle wäre es ein Riesenerfolg, die tolle Saison, die wir bis jetzt hatten, mit dem zweiten Platz zu krönen", meinte Vettel.

Hamilton hofft auf Premiere

Der Weg zum Sieg auf der Strecke zwischen den Seen (Interlagos) dürfte aber nur über Hamilton führen. Der Weltmeister hat nämlich mit Brasilien noch eine Rechnung offen. Zwar durfte er hier 2008 den Gewinn seines ersten WM-Titels feiern, ein Grand-Prix-Sieg war ihm in der Heimat seines Kindheits-Idols Ayrton Senna allerdings noch nicht vergönnt. "Es ist unglaublich, wenn man bedenkt, dass Ayrton acht Anläufe brauchte, um dieses Rennen 1991 erstmals zu gewinnen. Und es ist eines der wenigen, bei denen ich noch nicht gewonnen habe", sagte Hamilton. "Sollte ich das an diesem Wochenende ändern können, wäre das eine Verbeugung vor ihm und ein weiteres Highlight in diesem fantastischen Jahr."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort