Vettel hält Trümpfe in der Hand

Sotschi · Der Ferrari-Pilot wird in Russland Zweiter hinter Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas.

Der zweite Platz in Russland fühlte sich an wie ein Sieg, und Sebastian Vettel war in Gönnerlaune. "Valtteri Bottas ist der Mann des Rennens, der verdiente Gewinner", sagte der Ferrari-Pilot wieder und wieder: "Auch wenn einem das stinkt, auch wenn man sich in den Hintern beißt - man muss es anerkennen."

Vettels Stimmung war prächtig nach dem vierten Saisonrennen in Sotschi, und das hatte gute Gründe. Seine Führung im WM-Klassement hat der 29-Jährige am Schwarzen Meer ausgebaut, obwohl der Sieg erstmals an Bottas und damit an Mercedes ging. Der vermeintliche Hauptkonkurrent Lewis Hamilton im zweiten Silberpfeil wurde aber nur Vierter.

Die Folge: Vettel ist weiterhin der Favorit auf den Weltmeistertitel, vielleicht mehr denn je in dieser Saison - es war eine Niederlage, die zuversichtlich stimmt für den Rest der Saison. "Es wird noch eine Zeit dauern, um die Enttäuschung zu verarbeiten", schrieb Repubblica treffend: "Doch Ferrari wird bald einsehen, dass der verlorene GP in Sotschi eigentlich ein Triumph für Maranello ist."

Bottas' Premierensieg in der Formel 1 war vor allem ein Signal an Hamilton. Der Finne will in diesem Jahr kein Wasserträger sein, er will den Titel. Läuft es also richtig gut für Vettel, nehmen sich die Mercedes-Piloten im Laufe des Jahres gegenseitig die Punkte weg und "verhelfen" dem Deutschen so zu seinem fünften WM-Triumph. Bei Ferrari scheinen die Kräfteverhältnisse indes klarer, Kimi Räikkönen beendete bislang jedes Rennen hinter Vettel.

Ob "der richtige Mercedes-Fahrer" in Sotschi gewonnen habe, wurde Vettel daher gefragt. "Es schadet nicht", räumte der viermalige Weltmeister in erstaunlicher Offenheit ein: "Aber das muss sich noch zeigen." Das interne Mercedes-Duell könnte also zum Trumpf für Vettel werden.

Nach den Eindrücken aus Russland ist allerdings auch denkbar, dass er darauf gar nicht angewiesen sein wird. Ferrari hatte schon am Samstag gezeigt, dass mittlerweile selbst der Kampf um die Pole Position keine reine Mercedes-Angelegenheit mehr ist. Das Qualifying war in dieser Saison die letzte Bastion der Silberpfeile gewesen, in Sotschi fiel sie: Die Roten belegten mit Vettel und Räikkönen die erste Startreihe, so etwas hatte es für Ferrari seit neun Jahren nicht mehr gegeben.

Und auch der Rennsonntag gab keinen Anlass, an der Scuderia zu zweifeln. Erneut lief der SF70-H sehr gut, mindestens auf Augenhöhe mit Mercedes. Verloren hatte Vettel das Rennen am Start. Von Startplatz drei hatte Bottas eine optimale Position, um sich im Windschatten an Vettel heranzusaugen und kurz vor der Kurve schließlich vorbeizugehen. Danach passierte nichts mehr.

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