Vettel gegen Pirelli: Donnerwetter in Monza?

Monza · Vor dem Heimspiel von Ferrari und Reifenhersteller Pirelli an diesem Sonntag beim Großen Preis von Italien in Monza ist reichlich Feuer unterm Dach. Die Vettel-Kritik vom Rennen in Spa hallt noch immer nach.

Der Wetterbericht verheißt in den kommenden Tagen Gewitterschauer über Monza . Das eigentliche Donnerwetter an der italienischen Traditionsrennstrecke dürfte es aber zwischen Reifenhersteller Pirelli und den Teamchefs, allen voran Maurizio Arrivabene von Ferrari , geben. Nach der heftigen Kritik von Sebastian Vettel beim letzten Rennen in Spa herrscht Redebedarf - zumal die Meinungen weit auseinandergehen.

Mit seinem Rundumschlag gegen Pirelli hat Vettel, dessen rechter Hinterreifen kurz vor Schluss ohne Vorwarnung geplatzt war, die Formel 1 in zwei Lager gespalten. Zumal der viermalige Champion auch mit dem Abstand von zwei Tagen nicht von seiner Kritik abwich und auf seiner Internetseite nachlegte. "Das Team trifft keine Schuld", stellte der Heppenheimer klar und wies jegliche Zweifel an der Scuderia zurück: "Die Strategie war zu keinem Zeitpunkt eine riskante." Auch nach einer weiteren Untersuchung von Vettels Reifenplatzer wies Pirelli gestern in Monza jede Schuld von sich.

Unterstützung erhielt Vettel ausgerechnet von seinem ehemaligen Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber . "Sebastian hat zu 100 Prozent Recht. Ein Reifenplatzer darf nicht die Strafe dafür sein, dass du mit dem Reifen zu lange fährst", sagte der Australier. Weil auch der Grund für Nico Rosbergs Reifenplatzer im Training nicht endgültig geklärt werden konnte, steht Pirelli erstmals seit dem Fiasko von Silverstone 2013 wieder am Pranger. Der ersten Retourkutsche von Pirellis Motorsportchef Paul Hembery, der Ferraris Ein-Stopp-Strategie als zu risikoreich und falsch kalkuliert bezeichnet hatte, schloss sich nicht nur Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff an. Ferrari müsse "sich auch selbst an die Nase fassen", sagte er: "Ich bin ganz klar der Meinung, dass man Pirelli in Schutz nehmen muss."

Aber so ganz waren die Zweifel an der Qualität der Reifen nach Rosbergs Malheur auch bei den Silberpfeilen nicht ausgeräumt. Immerhin wurde sogar über eine Drei-Stopp-Strategie nachgedacht, um überhaupt kein Risiko einzugehen. Inzwischen erwägt der Weltverband Fia, in Zukunft eine maximale Rundenzahl pro Reifensatz vorzuschreiben.

Besonders bitter dürfte den Verantwortlichen bei Pirelli Vettels Aussage, die Reifen seien "seit Jahren miserabel", aufgestoßen sein. Nach Silverstone 2013 hatten die Italiener schnell und kompetent reagiert, selbst von Vettel gab es dafür Lob. Und seitdem waren die Reifen kein Thema mehr in der Königsklasse, die Teams hatten vor allem mit den neuen Regeln und den komplizierten Turbo-Motoren zu kämpfen.

Mit Vettels Grundsatzkritik steht Pirelli nun wieder an der Wand, alles wird infrage gestellt. Auch die Zukunft des Einheitslieferanten in der Königsklasse. Bis 2016 läuft der aktuelle Vertrag, für den nächsten ausgeschriebenen Zeitraum von 2017 bis 2019 hat Pirelli erneut seinen Hut in den Ring geworfen. Allerdings liebäugelt auch Michelin mit einer Rückkehr in die Formel 1 .

Pirelli muss sich überlegen, ob es auf Dauer Sinn macht, immer dann in der Öffentlichkeit zu stehen, wenn etwas schief läuft. Ein reinigendes Gewitter in Monza könnte die Wogen zumindest ein bisschen glätten.

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