Verdächtige Ruhe im Bullenstall

Hockenheim. Es herrscht Ruhe im Bullenstall - zumindest nach außen. Als Mark Webber vor dem Großen Preis von Deutschland (Sonntag, 14 Uhr, RTL) bei einem Sponsoren-Termin eine exklusive Uhr erhält, sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner trocken: "Ich kann Ihnen versichern: Sebastian Vettel hat zeitgleich genau das gleiche Modell erhalten." Großes Gelächter

Hockenheim. Es herrscht Ruhe im Bullenstall - zumindest nach außen. Als Mark Webber vor dem Großen Preis von Deutschland (Sonntag, 14 Uhr, RTL) bei einem Sponsoren-Termin eine exklusive Uhr erhält, sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner trocken: "Ich kann Ihnen versichern: Sebastian Vettel hat zeitgleich genau das gleiche Modell erhalten." Großes Gelächter. Vor dem Rennen in Hockenheim ist Red Bull um Entspannung bemüht. "Es ist alles in Ordnung. Andere Teams wären froh, sie hätten unsere Probleme - nämlich dass beide Fahrer um den Titel kämpfen", beteuert Webber. Doch so ganz kann man dem Frieden nicht trauen. In der Pressekonferenz vor dem Rennen gaben sich die Bullenreiter Webber und Vettel betont freundlich, würdigten sich aber kaum eines Blickes - obwohl sie nur einen Meter voneinander weg saßen. "Wir sind ein Team, es ist egal, wer von uns beiden gewinnt", verkündet Vettel. Das ist so glaubhaft wie eine Politiker-Ankündigung vor der Wahl.Keine Frage: Es ist Feuer unterm Dach bei Red Bull. Erst fuhren sich die beiden Teamkollegen in der Türkei bei Tempo 300 gegenseitig in die Autos, dann beschwerte sich Mark Webber nach seinem Silverstone-Sieg öffentlich, dass er nur die Nummer zwei im Team ist. Seitdem wurde fast jeden Tag über die Machtverhältnisse im Rennstall diskutiert. Oberbulle Christian Horner, mit 36 der jüngste Teamchef der Formel 1, ist derzeit hauptsächlich damit beschäftigt, die Gemüter seiner beiden heißblütigen Piloten zu kühlen. Nach dem Rennen in Silverstone hatte er das Team und die Fahrer zum Grillen eingeladen - und zur Aussprache. "Alles in Ordnung, am Ende haben wir sogar ,American Pie' gesungen - schrecklich schief", sagt Horner lachend. Red-Bull-Berater und Ex-Rennfahrer Helmut Marko traut dem Frieden aber offenbar noch nicht ganz: "Wann immer wir diese Gespräche haben, ist eigentlich alles okay", sagt Marko. "Kaum ist der Start da, kommt es in den Gehirnen der Fahrer zu gewissen Veränderungen." Und dann gehen die Piloten auf Kollisionskurs.Diesmal kommt hinzu: Vettel war von Saisonstart an der erklärte Favorit, Webber kam quasi aus dem Nichts. Jahrelang galt er als bodenständiger, guter Fahrer, aber nicht als Top-Pilot - der ideale Stallbursche für Red Bull eben. Doch dann drehte sich die Geschichte. Vor einem Jahr gewann Webber nach 130 vergeblichen Anläufen sein erstes Rennen - und vermieste Vettel ausgerechnet das Heimrennen am Nürburgring. Nun blüht der Australier im Alter von 33 richtig auf und lässt den zehn Jahre jüngeren Vettel plötzlich alt aussehen. "Es war ein Fehler, mich abzuschreiben. Das hat neue Energien in mir freigesetzt", grinst Webber. Den Streit mit seinem Teamchef, mit dem er pikanterweise ein Formel-3-Team unterhält, spielt er herunter. "Auch meine früheren Teamchefs Frank Williams und Patrick Head waren manchmal nicht ganz einfach, aber das ist wohl normal. Wer glaubt, es würde immer alles glatt gehen, ist ein Träumer. Und wie gesagt: Mit Sebastian habe ich kein Problem."Statt sich gegenseitig auf die Hörner zu nehmen, wollen die Red-Bull-Piloten auf dem Hockenheimring die Tabellenführung angreifen. "McLaren ist es besser gelungen zu punkten, deswegen sind sie vor uns. Aber ich glaube, wir haben das schnellere Auto", ist Vettel überzeugt. Das muss er aber auch umsetzen: Vettel stand in dieser Saison zwar bisher fünf Mal auf der Pole, fuhr aber von dort aus nur einen seiner insgesamt zwei Saisonsiege ein. Vier Mal kam er von Startplatz eins aber nicht mal aufs Podest. "Kaum ist der Start da, kommt es in den Gehirnen der Fahrer zu gewissen Veränderungen."Red-Bull-Berater Helmut Marko

Auf einen BlickFerrari-Pilot Fernando Alonso hat im Freitags-Training die Bestzeit gefahren. In 1:16,265 Minuten war der Spanier 0,029 Sekunden schneller als Sebastian Vettel (Red Bull). Dritter wurde Alonsos Teamkollege Felipe Massa (1:16,438) vor Mark Webber (1:16,585) im zweiten Red Bull und dem Mercedes-Duo Nico Rosberg (1:16,827) und Michael Schumacher (1:16,971). Einen Rückschlag musste der WM-Führende Lewis Hamilton einstecken: Am Morgen war er von der Strecke gerutscht und in die Leitplanken gekracht. Dabei wurde der McLaren stark beschädigt, Hamilton verpasste die zweite Trainingssitzung fast komplett und wurde nur Siebter. wip

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