Formel 1 Rosarote Aussichten für den „Neuling“

Spa · Mit dem neuen Namen „Racing Point Force India“ geht das alte Team Force India beim Formel-1-Rennen in Belgien an den Start.

 Der Mexikaner Sergio Perez fährt mit seinem Boliden des Force India Teams. Das heißt nun „Racing Point Force India“, weil der alte Rennstall in finanzieller Schieflage war.

Der Mexikaner Sergio Perez fährt mit seinem Boliden des Force India Teams. Das heißt nun „Racing Point Force India“, weil der alte Rennstall in finanzieller Schieflage war.

Foto: dpa/Laszlo Balogh

Es war verdammt knapp. Fast wäre die Formel 1 an diesem Sonntag mit nur neun Teams und 18 Piloten beim Grand Prix Belgien (15.10 Uhr/live bei RTL) gestartet. Das Sahara Force India F1 Team, kurz Force India, erhielt auf den letzten Drücker am Donnerstagabend die Starterlaubnis – mit alter Besetzung (405 Mitarbeitern), den gleichen Autos und Fahrern, aber mit neuem Namen. Der zuletzt insolvente Rennstall mit indischer Lizenz tritt in Spa unter der Bewerbung „Racing Point Force India“ an. Und beginnt als neues Team bei null Punkten.

Das heißt: Das alte Team Force India verliert seine in den zwölf Rennen dieser Saison erzielten 59 Punkte und wird aus der Weltmeisterschaft ausgeschlossen. Die Fahrer Sergio Perez (Mexiko/30 Punkte) und Esteban Ocon (Frankreich/29) dürfen ihre WM-Zähler in der Fahrerwertung behalten, da es sich bei ihnen lediglich um einen Teamwechsel handelt. Zu dieser Regelung hat der Automobil-Weltverband FIA seine Zustimmung gegeben. 2019 wird Force India dann ganz aus dem Teamnamen verschwinden. Es ist ein einmaliger Vorgang in der 69-jährigen Formel-1-Geschichte, dass ein altes Team mitten in der Saison aufgelöst und ein neues gegründet wurde.

Den Verlust eines weiteren Rennstalls konnte sich die Königsklasse nicht leisten, nachdem sie 2016 noch mit elf Rennställen angetreten war. Ab 2017 waren es dann nur noch zehn Teams, das englische Team Manor hatte aus finanziellen Gründen die Reißleine gezogen. Die Zahl der Teams auf neun schrumpfen zu lassen, wäre fatal gewesen. Deshalb wurde am Ende auch ein Kompromiss gefunden. Alle Teams stimmten der Startlizenz von „Racing Point Force India“ zu. „Es ist enorm wichtig, dass wir ein komplettes Feld mit wettbewerbsfähigen Teams in der Formel 1 haben“, sagte der US-amerikanische Formel 1-Geschäftsführer Chase Carey.

Dem Teamchef des alten neuen Rennstalls, Otmar Szafnauer, ist ein Zentner schwerer Brocken vom Herzen gefallen. „Vor einigen Wochen stand unsere Zukunft noch in den Sternen. Jetzt liegt ein aufregendes Kapitel vor uns. Das Team hat den Rückhalt der Investorengruppe, die von Lawrence Stoll angeführt wird. Sie glauben an die Expertise und das Potenzial unseres Teams“, sagte Szafnauer erleichtert. Force India war in die Pleite gerutscht, weil Motorenlieferant Mercedes und Stammpilot Perez ausstehende Zahlungen in Millionenhöhe einforderten.

Den Zuschlag unter mehreren Bietern für die Übernahme erhielt ein Konsortium unter Führung des kanadischen Millardärs Lawrence Stroll. Der Mode-Tycoon ist der Vater des Williams-Piloten Lance Stroll, den er mit Saisonbeginn 2017 mit Millionen US-Dollar im britischen Traditionsrennstall untergebracht hat (wir berichteten vor dem Kanada-Grand-Prix). Es liegt auf der Hand, dass Papa Stroll, der 130 Millionen US-Dollar als Retter in der Not locker gemacht haben soll, seinen Sohnemann in den alten neuen Rennstall mitbringt. Bereits beim nächsten Grand Prix in Monza (2. September) könnte Filius Lance schon Teamkollege von Sergio Perez sein. Damit würde der Franzose Esteban Ocon über die Klinge springen. „Ich weiß nicht, was mein Vater entscheiden wird. Ich würde mich freuen, wenn er mich nehmen wird“, sagte Lance Stroll. Vater Lawrence ließ die Katz‘ noch nicht aus dem Sack, sagte nur: „Mein Sohn findet bei dem Team viel Potenzial vor. Es wird wettbewerbsfähig sein.“

Force India trat seit 2009 mit Kundenmotoren von Mercedes an. Im selben Jahr erzielte das Team durch den Italiener Giancarlo Fisichella seinen ersten Podestplatz. 2017 wurde der deutsche Wasserfilterspezialist BWT mit Sitz im badem-württembergischen Schriesheim Hauptsponsor des Teams. In der Folge änderte sich auch die Lackierung der Rennwagen, deren Grundfarbe seither rosarot ist – so wie die neuen Aussichten.

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