Fußball im Ostsaarkreis Macht Corona an der Landesgrenze halt?

Ostsaarkreis · Die aktuellen Verbandsentscheidungen sorgen für eine kuriose Situation. Der saarländische Fußballverband hat eine Zwangspause angeordnet, der Südwest-Verband lässt weiterspielen.

Gleicher Ort, unterschiedliche Gefahr? Am kommenden Samstag ruht auf dem Homburger Jahnplatz um 10 Uhr aufgrund der Corona-Pandemie der Ball, während er an gleicher Stelle lediglich zwei Stunden später rollen darf.

Gleicher Ort, unterschiedliche Gefahr? Am kommenden Samstag ruht auf dem Homburger Jahnplatz um 10 Uhr aufgrund der Corona-Pandemie der Ball, während er an gleicher Stelle lediglich zwei Stunden später rollen darf.

Foto: Stefan Holzhauser

Die aktuelle Situation im Ostsaarkreis-Fußball ist teilweise völlig undurchsichtig. Der saarländische Fußballverband (SFV) hatte ja auf die steigende Zahl der Corona-Infektionszahlen im Saarland reagiert und zwei Spieltage (23. bis 25. Oktober und 30./31. Oktober) ausgesetzt (wir berichteten). Auch die vierte Runde im Saarlandpokal wurde verschoben. Betroffen von dieser Regelung sind sämtliche Partien im Bereich des SFV, bei den Aktiven also von der Saarlandliga einschließlich abwärts, aber auch alle Spiele in Sachen Frauen-, Jugend- und AH-Fußball. Der SFV wolle durch diese Entscheidung „verantwortlich handeln und einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten – denn unser aller Gesundheit geht schließlich vor“, wird der neue SFV-Präsident Heribert Ohlmann in einer Pressemitteilung zitiert.

Diese Regelung ist aufgrund der aktuellen Corona-Lage durchaus verständlich. „Aber warum muss unsere erste Mannschaft in der Oberliga weiterhin antreten, wenn ansonsten im gesamten Verein der Spielbetrieb ruht?“, fragte sich am vergangenen Wochenende der Vorsitzende des FSV Jägersburg, Martin Germann. Jägersburgs Erste trat am Samstag zu Hause unter Ausschluss der Öffentlichkeit gegen den FV Diefflen an und siegte mit 4:2 (3:0). Im Verlauf der 90 Minuten herrschte rund um den Rasenplatz eine ungewohnte Stille. Selbst die Anweisungen der beiden Trainer Tim Harenberg (Jägersburg) und Thomas Hofer (Diefflen) waren noch weit auf der anderen Seite des Sportplatzes akustisch zu verstehen. Und natürlich hatten sich auch einige „Zaungäste“ rund um das Gelände herum eingefunden und verfolgten die Partie zwangsweise durch oder über das Gitter hinweg. Der Vorteil für diese „Zuschauer“: Eintrittsgeld musste dieses Mal nicht entrichtet werden.

Während in den rein saarländischen Fußball-Ligen der Spielbetrieb also auch am kommenden Wochenende ruht, rollt in den höheren Klassen des Fußball-Regionalverbandes Südwest der Ball weiter. Dieser Verband ist eine Vereinigung der Landesfußball-Verbände Südwestdeutscher Fußballverband, Fußballverband Rheinland und Saarländischer Fußballverband. Der Sitz des eingetragenen Vereins ist Edenkoben. Der Regionalverband Südwest ist für die überregionalen Klassen im Amateurbereich, dazu zählen unter anderem die Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar sowie die Jugend-Regionalligen, zuständig. Am vergangenen Samstag wurde beispielsweise in der C-Junioren-Regionalliga ganz normal gespielt, In einem Kellerduell unterlag der FC Homburg bei der SV Elversberg mit 1:2 (1:1). Und auch an diesem Samstag, 31. Oktober, sind die Homburger mit ihrem Trainer Rizgar Daoud erneut im Einsatz. Dann erwarten die Saarpfälzer um 12 Uhr auf dem Jahnplatz vor dem Waldstadion das aktuelle Schlusslicht JFG Saarlouis-Dillingen. Die regional angesiedelten Mannschaften des FC Homburg schauen dagegen in die Röhre. Unter anderem hätten am gleichen Nachmittag die Aktiven des FC Homburg II gegen Herrensohr antreten sollen. Oder was ist mit den E1-Junioren des FC Homburg, die ebenfalls unter der Trainerregie von Daoud am Samstag bereits um 10 Uhr auf dem Jahnplatz in einem Lokalderby die SG Erbach empfangen hätten? Dieses Spiel liegt unter der Regie des SFV und wurde bereits längst abgesetzt. Daher stellt sich die Frage, ob um 10 Uhr auf dem exakt gleichen Sportplatz eine andere Beurteilung der Corona-Situation herrscht als zwei Stunden später, wenn der Ball unter der Federführung des Regionalverbandes Südwest rollt?

Die aktuelle Regelung zieht also mitten durch die Vereinslandschaft des ein und des selben Clubs einen dicken Strich. Während die eine Mannschaft ganz normal weiterspielt, pausiert die andere. Ob das Aussetzen des Spielbetriebes von SFV-Seiten aus zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Lösung war, wird unterschiedlich beurteilt. Allerdings sollte es eigentlich nicht dazu kommen, dass junge Fußballer auf Anweisung des Regionalverbandes Südwest anzutreten haben, während sich die meisten gleichaltrigen Altersgenossen ausruhen, da ihr Team dem Bereich des SFV unterliegt.

Auch in Sachen Landesgrenzen werden trotz einer teilweise Entfernung von lediglich wenigen hundert Metern zwischen zwei Dörfern große Unterschiede gemacht. Wie soll man es beispielsweise erklären, dass im saarländischen Jägersburg an diesem Wochenende der Ball nicht ausgepackt wird, aber dafür nur einen Steinwurf entfernt im pfälzischen Waldmohr? Lediglich ein FSV-Team tritt auswärts an: Die Jägersburger Oberliga-Fußballer gastieren am Samstag um 15.30 Uhr bei der SV Elversberg II (Regie: Regionalverband Südwest). Noch kurioser: Pfälzer, die im Saarland einem Verein angehören, haben eine Zwangspause – und Saarländer, die bei einem Club in der Pfalz ihrem Hobby nachgehen, packen am Wochenende ihre Sporttasche. Dies hängt damit zusammen, dass beispielsweise der VfB Waldmohr unter der Regie des südwestdeutschen Fußballverbandes steht und der FSV Jägersburg unter der des SFV. Aber macht Corona wirklich an der Landesgrenze halt? Viele Spprtler und Funktionäre hoffen, dass dann ab übernächster Woche wieder einheitliche Regelungen gelten. Den Fußballern der Region wäre es jedenfalls zu wünschen, dass nicht quer durch einen Verein hindurch oder sogar innerhalb einer Familie unterschiedliche Regelungen getroffen werden.

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