Unter Zugzwang

Reykjavik. Vier Endspiele und ein Trainerfall: Vor dem Hintergrund des möglichen Abschieds von Bundestrainer Heiner Brand im Sommer spielen die deutschen Handballer in der EM-Qualifikation um ihre Zukunft. Knapp acht Wochen nach dem WM-Debakel in Schweden steht die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) unter Zugzwang: Bei den Partien gegen Island morgen Abend (20

 Bundestrainer Heiner Brand (vorne) und die deutsche Nationalmannschaft sind gefordert. Um die Qualifikation für die Handball-EM in Serbien müssen sie richtig hart kämpfen. Foto: dpa

Bundestrainer Heiner Brand (vorne) und die deutsche Nationalmannschaft sind gefordert. Um die Qualifikation für die Handball-EM in Serbien müssen sie richtig hart kämpfen. Foto: dpa

Reykjavik. Vier Endspiele und ein Trainerfall: Vor dem Hintergrund des möglichen Abschieds von Bundestrainer Heiner Brand im Sommer spielen die deutschen Handballer in der EM-Qualifikation um ihre Zukunft. Knapp acht Wochen nach dem WM-Debakel in Schweden steht die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) unter Zugzwang: Bei den Partien gegen Island morgen Abend (20.45 Uhr/Eurosport) in Reykjavik und am kommenden Sonntag (17.45 Uhr/Eurosport) im westfälischen Halle ist mindestens ein Sieg Pflicht. "Ich wäre mit einem 1:1 zufrieden: Beide Mannschaften gewinnen jeweils ihr Heimspiel", sagte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier.Der erste ernsthafte Auftritt nach dem blamablen elften Platz bei der WM wird für die Spieler um Kapitän Pascal Hens auch zum Charaktertest. Denn vor dem Absturz in Schweden zeigte die DHB-Auswahl ausgerechnet gegen Island eine glanzvolle Leistung. In Reykjavik und Halle gilt es nun, daran anzuknüpfen und damit den Weg zur EM vom 17. bis 29. Januar 2012 in Serbien zu ebnen. "Wir müssen, egal wie, mindestens ein Spiel gegen Island gewinnen. Das würde uns die riesige Chance eröffnen, mit einem Sieg in Österreich die Qualifikation zu schaffen", forderte Bredemeier. Die jüngste Statistik spricht gegen die DHB-Auswahl: In den vergangenen acht Spielen gab es nur einen Sieg.

Die EM-Teilnahme ist für die deutschen Handballer die letzte Chance, noch die Olympischen Spiele in London 2012 zu erreichen. Der Europameister qualifiziert sich direkt für das Spektakel. Und zwei Mannschaften sichern sich die letzten vakanten Startplätze bei einem Olympia-Qualifikationsturnier. In der EM-Ausscheidung stehen nach den Island-Partien noch die Spiele gegen Österreich und Lettland im Juni an (siehe Info).

Seit Sonntag bereitet sich die deutsche Mannschaft in der Sportschule Kamen-Kaiserau auf die wichtigen Partien gegen Island vor. Gestern trafen die letzten Spieler nach den Champions-League-Partien am Sonntag dort ein. Schon heute bricht das Team von Düsseldorf aus über Kopenhagen nach Reykjavik auf. Dies ließ wieder einmal wenig Zeit zur Aufarbeitung des WM-Flops und der Vorbereitung für den Bundestrainer, der sich seit Wochen in Schweigen hüllt. "Heiner Brand sagt nichts zu den beiden bevorstehenden Spielen. Da macht er auch keine Ausnahmen", erklärte Verbands-Sprecher Charly Hühnergarth.

Große Unbekannte sind auf beiden Seiten nicht zu erwarten, weder bei den Formationen noch bei der taktischen Ausrichtung. "Man kennt sich. Beide Mannschaften werden keine Überraschungen bringen", meinte Bredemeier. Auch glaubt er nicht, dass das Positiv-erlebnis mit dem 27:24-Sieg bei der WM noch von Bedeutung ist. "Jetzt kommen zwei neue Spiele. Die WM ist in den Köpfen abgehakt, weil alle im Alltag wieder gefordert sind", urteilte der frühere Bundestrainer, "entscheidend wird sein: Wer kommt da als Erster wieder mit der nötigen geistigen Frische heraus?" dpa

"Ich wäre

mit einem 1:1 zufrieden."

DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier

Hintergrund

Die Ausscheidung für die Handball-EM der Männer vom 17. bis 29. Januar 2012 in Serbien wird in sieben Gruppen gespielt. Die jeweils ersten beiden Mannschaften qualifizieren sich für das Turnier.

Die deutsche Mannschaft spielt in der Gruppe 5 gegen Island, Österreich und Lettland. Nach einem 26:26 in Göppingen gegen Österreich und einem 36:18-Sieg in Dobele gegen Lettland ist Deutschland Tabellenführer. Punktgleicher Zweiter ist nach zwei von sechs Spieltagen Österreich. Der EM-Neunte hatte überraschend gegen Island gewonnen.

Wie kann sich die deutsche Mannschaft qualifizieren? Im Idealfall durch vier Siege gegen Island (morgen und 13. März), Österreich (8. Juni) und Lettland (11. oder 12. Juni). Aufgrund der Konstellation reichen auch je ein Sieg gegen Island, Österreich und Lettland. Sollte Deutschland beide Partien gegen Island verlieren, muss das Team gegen Österreich und Lettland gewinnen sowie auf Schützenhilfe der Isländer und Letten mit Punktgewinnen gegen Österreich hoffen. dpa

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