Der rote Teppich liegt nicht aus, aber für den Empfang der Gäste aus Deutschland ist alles bereitet. Nach monatelanger Zitterpartie steht das "Campo Bahia" in Santo André am Atlantik-Strand für die deutsche Nationalmannschaft bereit. Für Joachim Löw und seine Spieler beginnt das Abenteuer Brasilien am Samstag um 22 Uhr mit dem Flug von Frankfurt nach Salvador. "Das Kribbeln steigt. Ich bin froh, wenn wir endlich angekommen sind", sagte der Bundestrainer vor dem Start der deutschen WM-Mission, an deren Ende am 13. Juli in Rio de Janeiro der vierte Stern auf dem Trikot für den vierten WM-Titel stehen soll.

Dafür haben Löw, vor allem aber Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff in den vergangenen Monaten alles getan. Sieben Mal flog Bierhoff nach Brasilien, um sich von den Fortschritten im Quartier, vom Trainingsplatz, aber auch von der Infrastruktur ein Bild zu machen. Georg Behlau, Leiter des Büros Nationalmannschaft, war acht Mal vor Ort. Seit zwei Wochen bereiten Mitarbeiter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und ein Koch alles nach Wünschen der DFB-Verantwortlichen vor. Am Mittwoch folgte noch ein Mal ein kleiner Tross für das "Feintuning".

Es wird nichts dem Zufall überlassen, um Löw und seinem 23 Spieler umfassenden Kader um Kapitän Philipp Lahm optimale Bedingungen zu bieten. "Ich bin davon überzeugt, dass wir das beste WM-Quartier aller Mannschaften haben. Es hat eine ganz tolle Atmosphäre", meinte Bierhoff. So ganz traut er der Sache aber dann offenbar doch nicht. Er hoffe, "dass alles so funktioniert, wie es sollte", sagte er. Bei der WM 2010 in Südafrika habe Mesut Özil "die ersten Tage kalt duschen müssen. Und bei mir gab es während der ganzen Zeit im Quartier fünf Mal einen Wasserrohrbruch im Bad. Ich hoffe, dass uns das nicht passiert in Brasilien. Aber ich bin sehr guter Hoffnung, dass wir selbst mit solchen Malheurs gut umgehen würden."

Lange genug musste um die Fertigstellung des Mannschaftsquartiers gebangt werden. Erst am vergangenen Wochenende kam die Erfolgsmeldung aus Brasilien: "Alles fertig, alles bereit!" Es werden nun jeweils sechs Spieler wie in einer Art Wohngemeinschaft (WG) in einem Haus wohnen. Jeder hat sein eigenes Zimmer mit Bad, dazu gibt es einen Gemeinschaftsraum mit Kühlschrank.

Die Zimmerbelegung werden Löw und Bierhoff mit dem Mannschaftsrat vornehmen. Man habe zuletzt schon einen Plan für die Mannschaftsbetreuer bekannt gegeben, erzählte Bierhoff, "da hat man schon eine gewisse Dynamik verspürt, weil jedes Haus mit seinen sechs Bewohnern eine eigene Identifikation hat". WG-Chefs bei den Spielern sind die beiden Kapitäne Lahm und Bastian Schweinsteiger sowie Miroslav Klose und Per Mertesacker, die dem Mannschaftsrat angehören. Es gebe ja "schon ein paar Pappenheimer, um die man sich kümmern muss", sagte Mertesacker.

Die DFB-Auswahl kommt am Sonntagmorgen um 3.40 Uhr in Salvador an und fliegt von dort in einer kleineren Maschine nach Porto Seguro weiter.