„Uns Uwe“ strahlt trotzdem

Hamburg · Idol, Vorbild, einer für alle: Uwe Seeler ist bis heute der große Stolz des Hamburger Fußballs. Am Samstag feiert „Uns Uwe“ seinen 80. Geburtstag. Der HSV will seine Ikone mit dem ersten Saisonsieg beschenken.

Uwe Seeler zeigt das Buch „Danke, Uwe – das Jubiläumsalbum“ im Fischereihafen-Restaurant in Hamburg. Die Fußball-Legende feiert an diesem Samstag ihren 80. Geburtstag. Foto: Charisius/dpa

Foto: Charisius/dpa

Uwe Seeler kramt in der Brusttasche seines Jacketts, sein Smartphone klingelt. Mal wieder. "Schön, oder?", fragt er, bevor er rangeht, und tippt auf die HSV-Raute auf der Rückseite: "Die hat meine Frau darauf geklebt." Auch in der größten Krise der Vereinsgeschichte trägt Seeler seinen Club wie kein Zweiter im Herzen: "Da ändert sich auch nichts dran."

Seeler lacht viel dieser Tage, aus jeder Pore dringt pure Lebensfreude. Das große Hamburger Fußball-Idol genießt die Zeit mit seiner Frau Ilka und den sieben Enkelkindern. Alles könnte perfekt sein, wäre da nicht der schleichende Niedergang seines sportlichen Erbes, der kurz vor Seelers 80. Geburtstag an diesem Samstag auf die Stimmung drückt.

"Zurzeit sieht es ziemlich bedrohlich aus", sagt Seeler, legt die Stirn in Falten und appelliert angesichts des furchtbaren Saisonstarts (zwei Punkte aus neun Spielen) an die Ehre der HSV-Spieler: "So wie in den letzten Spielen kann man sich eigentlich nicht präsentieren. Man darf ja nicht vergessen, dass es gut bezahlte Vollprofis sind. Da darf man zumindest erwarten, dass die Spieler anderthalb Stunden kämpfen, laufen und marschieren."

Seeler legt den Finger in die Wunde. Und Seeler darf das. Auf dem Feld war er in seinen 476 Partien für den HSV und 72 Länderspielen für Deutschland stets vorbildlicher Kämpfer und Vollstrecker, abseits gilt er seit jeher als Musterbeispiel für Bodenständigkeit und Bescheidenheit. Seeler, einer der besten Mittelstürmer seiner Zeit, verkörperte stets jene Werte, die vielen Profis in der heutigen Zeit abgehen. Zwischen 1953 und 1972 verbreitete sein Name bei den gegnerischen Abwehrspielern Angst und Schrecken. Er war nicht elegant, aber er hatte unendliche Kraft. Uwe krempelte die Ärmel hoch, er arbeitete Fußball, er kämpfte. Dafür lieben sie ihn noch heute.

Seelers Art ist das direkte Ergebnis der Lehren seines Vaters. Der war Schutenführer im Hafen, ein Knochenjob, und predigte die Dreifaltigkeit im Hause Seeler: Bleib anständig, arbeite hart und respektiere deine Mitmenschen. "Wenn ihr verrückt spielt, dann kriegt ihr ein paar an die Ohren. Geld ist nicht alles", habe "Vadder Erwin" ihm und seinem Bruder eingeimpft, sagt Uwe: "Wir sind stinknormal - und das ist wunderbar. Es ist das Schönste, was man sich wünschen kann."

Seit 57 Jahren ist er ohne Skandale mit seiner geliebten Ilka verheiratet, er fuhr nie die größten Autos und schätzt Steckrübeneintopf, Kartoffelsuppe und Grünkohl . "Er ist eigentlich viel zu gut für diese Welt", sagte Jochen Meinke, Kapitän der Hamburger Meistermannschaft von 1960.

Was er sich zu seinem Ehrentag wünscht? "Ich will nur gesund bleiben, damit ich noch ein paar schöne Jahre habe", sagt Seeler. Sein Verein will ihm den Tag richtig versüßen - mit einem Sieg gegen Borussia Dortmund . "Es ist eine große Ehre, am Geburtstag einer so fantastischen Person ein Heimspiel austragen zu dürfen", sagte Trainer Markus Gisdol: "Ich hoffe sehr, dass wir ihm mit einem guten Spiel und Ergebnis eine Freude bereiten können."