Union-Fans schaffen "Wunder von Köpenick"

Berlin. Die "Auswärts-Aufsteiger" vom 1. FC Union Berlin feierten noch im verhassten Jahn-Sportpark die Rückkehr in die 2. Bundesliga, doch das eigentliche "Wunder von Köpenick" vollbrachten die Fans

Berlin. Die "Auswärts-Aufsteiger" vom 1. FC Union Berlin feierten noch im verhassten Jahn-Sportpark die Rückkehr in die 2. Bundesliga, doch das eigentliche "Wunder von Köpenick" vollbrachten die Fans. In insgesamt 140 000 Arbeitsstunden bauten sie in bislang 307 Tagen von morgens bis in den späten Abend das Stadion "An der Alten Försterei" zu einem Schmuckkästchen aus, um das sie etliche Zweitligisten beneiden werden. Über 2000 Fans werkelten, zimmerten und strichen an der Arena, die am Mittwoch mit dem Spiel gegen den Bundesligisten Hertha BSC feierlich (3:5) eingeweiht wurde.

Die 19 000 Tickets für diese Partie waren ebenso in nur wenigen Stunden vergriffen wie die Karten für das Testspiel gegen Bayern München am 26. August. Die 2000 Helfer durften mit ihren Angehörigen gegen Hertha umsonst ins Stadion - der einzige Lohn für die harte Arbeit. "Es ist sensationell und phänomenal, was unsere Fans hier in den zurückliegenden zwölf Monaten geleistet haben. Man kann es kaum in Worte fassen", meinte Sportdirektor Christian Beeck, der frühere Bundesliga-Profi von Hansa Rostock und Energie Cottbus. "Diese fanatischen Anhänger haben Historisches für den Verein geleistet und deutschlandweit für Aufmerksamkeit gesorgt", schwärmte Beeck.

Im Endspurt der Baumaßnahmen hatte am vergangenen Sonntag noch einmal die Rekordzahl von 170 freiwilligen "Bauleuten" bei Gluthitze den Weg in die kultige Arena gefunden, in der seit den 20er Jahren der Schlachtruf "Eisern Union" von den Tribünen schalt und den Gegnern Respekt einflößen soll. Temperaturen von über 30 Grad sorgten nochmal für einen kurzen Schock: So musste am Sonntagabend ein Teil des schon verlegten, aber nicht angewachsenen Rasens neu ausgerollt werden.

Kultige Anzeigetafel bleibt

"Für diese Arbeitswut gibt es nur eine Begründung: Leidenschaft", erklärte Union-Fan Matthias Jäckel, der am Sonntag mit seinen Kumpels den Geländern vor den Kassenhäuschen den letzten Anstrich gab. "Man muss schon ganz schön verrückt sein, sich am Sonntag um 7 Uhr hier einzufinden. Aber ich bin stolz, dass ich dabei war und an unserem Stadion mitgewirkt habe", schildert Mirko Bellmann, der gemeinsam mit seinem Sohn Tim den Endspurt der Arbeiten an dem neuen Schmuckstück nicht verpassen wollte.

Monat für Monat hatten Fans Opfer für ihren Verein gebracht, hatten Urlaub genommen oder nach der Arbeit noch am Stadion gewerkelt. Vieles wird im Stadion moderner sein als zuvor: Eine Rasenheizung, eine Videowand vor dem Gästeblock, eine neue Beschallungsanlage. Doch das Kultstück des Stadions bleibt erhalten: Die mechanische Anzeigetafel, die einzige im deutschen Profi-Fußball, wird weiter den Spielstand dokumentieren. Außerhalb der Spieltage ist auf dieser ein 8:0 angeschlagen. Es erinnert an die Sternstunde der Unioner, als sie am 21. August 2005 den verhassten Lokalrivalen BFC Dynamo, der zu DDR-Zeiten von Stasi-Chef Erich Mielke bevorzugte Meister-Verein, niedergekämpft hatten.

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