Ungewohnte Werbeaufnahmen

Wiesbach · Am kommenden Montag steigt der Saarländer Patrick Herrmann bei Borussia Mönchengladbach ins Vorbereitungstraining ein. Zuvor stand ein für ihn ungewöhnlicher Foto-Termin mit seinem Bruder auf dem Plan.

Fotografiert wird Patrick Herrmann oft. Er kennt es, mit einer alltagsunüblichen Menge Kosmetika im Gesicht schauspielerisch halbwegs ansprechend in eine Kamera zu grinsen. Der Foto-Termin, für den er dieser Tage im Saarland weilte, ist jedoch auch für den 22-jährigen Fußballprofi von Borussia Mönchengladbach etwas Besonderes. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder Pascal, der für den FC Uchtelfangen in der Landesliga Nord spielt, posiert er für eine Kampagne des Saarländischen Fußballverbands (SFV) gegen Gewalt im Amateurfußball, die im September beginnen soll.

Am Rande der Aufnahmen auf dem Sportplatz in Wiesbach erzählt Patrick Herrmann, dass er nach der U21-Europameisterschaft nur knapp drei Wochen Urlaub genießt, ehe er am 8. Juli wieder in das Mannschaftstraining seines Vereins einsteigt. "Das reicht zum Abschalten", meint Patrick, der möglichst viel Zeit im Saarland verbringt - vor allem mit Pascal: "Wenn er hier ist, sind wir eigentlich jeden Tag zusammen", sagt der Zwillingsbruder, der den Fußballstar nicht immer vermisst: "Es hält sich in Grenzen", flachst er und erntet dafür einen skeptischen Blick: "Wir sehen uns ja fast jedes Wochenende. Ich schaue mir seine Heimspiele und die Auswärtsspiele in der Umgebung an."

Manchmal ist es auch umgekehrt, und der Bundesligaprofi ist bei den Partien seines Bruders vor Ort. Dass Pascal dann in Sachen Aufmerksamkeit zwangsläufig ins zweite Glied rückt, stört ihn weniger: "Das ist eigentlich ganz okay." Mit ihm tauschen würde er schon - aber nur "ab und zu". "Klar, die schönen Seiten würdest du gerne mitnehmen", frotzelt Patrick in akzentfreiem Saarländisch, und Pascal, der Bauingenieurswesen studiert, nennt die für ihn unschönste Seite einer Profikarriere, wie sie sein Bruder erlebt: "Man hat nur wenig Zeit für seine Freunde. Das wäre für mich am schlimmsten." "Das ist halt so", entgegnet Patrick: "Als Fußballprofi hat man einfach ein komplett anderes Leben. Pascal kann mit seinen Freunden freitags feiern gehen, ich kann das nicht. Man muss schon auf vieles verzichten - wobei ich nie einer war, der oft zum Feiern gegangen ist."

Zum Feiern zumute war Patrick Herrmann vor allem im März. Damals wurde er während einer U21-Länderspielreise von Bundestrainer Jogi Löw zum Länderspiel der A-Nationalmannschaft gegen Kasachstan (4:1) in Nürnberg nachnominiert. Der damalige U21-Trainer Rainer Adrion hatte ihm die Nachricht mitgeteilt. "Ich habe gedacht, dass er mich veräppeln will", erinnert sich Patrick: "Dann war ich einfach total happy und habe direkt meine Mutter angerufen. Das war ein Riesengefühl." Einfach nur dabei gewesen zu sein, "war der Höhepunkt meiner bisherigen Karriere. Das war unglaublich", sagt er mit funkelnden Augen. Dass er nicht zum Einsatz gekommen ist, war nicht schlimm. "Das war mir ja schon vorher klar", sagt er noch, bevor er sich mit "Toni", so nennt er seinen Bruder, in Richtung Kino verabschiedet. Ob er sich ausgerechnet bei einer Superman-Verfilmung brauchbare schauspielerische Tricks für das nächste Foto-Shooting holen konnte, ist nicht überliefert.

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