Und plötzlich waren sie Meister

Getafe. "So etwas erleben zu dürfen, das ist krass", sagt Mittelfeldspielerin Nadine Keßler, 22, nach einer tollen Saison, die heute gekrönt werden kann. Sie und Abwehrspielerin Josephine Henning, 20, haben den 1. FC Saarbrücken im vergangenen Jahr verlassen, um mit dem Star-Ensemble von Turbine Potsdam in der Frauenfußball-Bundesliga den nächsten Karriereschritt zu machen

Getafe. "So etwas erleben zu dürfen, das ist krass", sagt Mittelfeldspielerin Nadine Keßler, 22, nach einer tollen Saison, die heute gekrönt werden kann. Sie und Abwehrspielerin Josephine Henning, 20, haben den 1. FC Saarbrücken im vergangenen Jahr verlassen, um mit dem Star-Ensemble von Turbine Potsdam in der Frauenfußball-Bundesliga den nächsten Karriereschritt zu machen. Mit Erfolg. Mit ihrer ersten Saison beim neuen Club wurden die Nationalspielerinnen Meister. "Das war echt komisch, plötzlich deutscher Meister zu sein, da wir nie um so etwas gespielt haben", erzählt Keßler: "Es hat drei Tage gedauert, bis ,Josy' und ich es verstanden haben." Heute könnte wieder etwas geschehen, das Zeit braucht, um dessen Tragweite zu verstehen. Keßler und Henning greifen mit Turbine nach dem höchsten, was im Club-Fußball der Frauen zu erreichen ist - dem Champions-League-Titel. Gegner ist Frankreichs Meister Olympique Lyon. "Nervös sind wir nicht", sagt Henning: "Wir sind mittlerweile so eingespielt, dass sich jede auf die andere verlassen kann." Die "Torbienen" sind so gut drauf, dass sie sich im bis zu 30 Grad heißen Madrider Vorort Getafe mit Basketball statt Fußball ablenkten. "Der Pokal wird zum ersten Mal vergeben. Da kannst du dich als Mannschaft unsterblich machen", sagt ihr Trainer Bernd Schröder, der für das Spiel des Jahres alle Stars an Bord hat. Natürlich weiß er um die verlockende Siegprämie von 300 000 Euro. Mehr geht es ihm aber ums Image: "Wir wollen für den Frauen-Fußball werben und können mit einem gelungenen Endspiel Weichen für die Zukunft stellen", sagt der 67-Jährige. Er ergänzt: "Vor der Saison haben wir versprochen, dass wir nach Madrid fahren. Nachdem wir das geschafft haben, wollen wir natürlich auch das Endspiel gewinnen." Vor Olympique ist dem "Mr. Frauen-Fußball" aus Potsdam nicht Bange, schließlich ist er fast 40 Jahre im Geschäft. "Ich kenne den Großteil der Spielerinnen von Lyon sehr gut. Wir besitzen ausreichend Bildmaterial. Ich habe mir mehrfach die Halbfinal-Partie von Olympique in Umea angeguckt, Sequenzen herausgezogen. Es gab nichts Überraschendes", sagte Schröder, der mit Turbine 2005 den Uefa-Pokal, bei den Frauen der Vorgänger der Champions League, holte. "Lyon hat schnelle, technisch versierte Spielerinnen", erzählt Henning vom Videostudium vor dem Abschlusstraining im Stadion von Getafe. Das "Coliseum Alfonso Perez", das 17 000 Zuschauern Platz bietet, soll heute (20.30 Uhr/ZDF) gut gefüllt sein, wenn Keßler und Henning für Turbine auflaufen. Bei der Aufstellung ist nur fraglich, wer im Tor steht. Erst kurz vor Spielbeginn will sich Schröder entscheiden, ob er Desirée Schumann oder Anna Felicitas Sarholz, die im Champions-League-Halbfinale gegen den DFB-Pokalsieger FCR Duisburg drei Elfmeter hielt, die Endspiel-Chance einräumt. Die Vorfreude auf das erste Frauen-Endspiel in der Geschichte der Champions League ist bei den Turbinen jedenfalls riesig. "Wenn man schon alleine das Wort hört, ist es etwas anderes als vorher. Wir haben auch schon mit den offiziellen Champions-League-Bällen trainiert, das ist schon ein tolles Gefühl", sagt Mittelfeldspielerin Jennifer Zietz. Keßler ergänzt vor ihrem bisher wichtigsten Spiel: ",Josy' und ich sind hungrig und neugierig. Das ist alles noch so aufregend für uns. Aber daran könnte man sich gewöhnen." "So etwas erlebenzu dürfen, das ist krass."Nadine Keßler von Turbine Potsdam

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