Schwimm-WM in Ungarn Umbruch bei den Freiwasser-Schwimmern

Balatonfüred · Ohne Rekord-Weltmeister Thomas Lurz und Team-Weltmeisterin Isabelle Härle backen die deutschen Freiwasser-Schwimmer bei der WM kleine Brötchen.

 Seit dem Rücktritt von Thomas Lurz vor zwei Jahren klafft bei den deutschen Freiwasser-Schwimmern ein Loch. Deswegen schlägt Lurz’ Bruder Stefan, der Bundestrainer, vor der WM eher verhaltene Töne an.

Seit dem Rücktritt von Thomas Lurz vor zwei Jahren klafft bei den deutschen Freiwasser-Schwimmern ein Loch. Deswegen schlägt Lurz’ Bruder Stefan, der Bundestrainer, vor der WM eher verhaltene Töne an.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Thomas Lurz bastelt an seiner zweiten Karriere. Isabelle Härle zieht sich aus dem Leistungssport zurück. Und das größte Talent darf nicht starten. Die erfolgsverwöhnten deutschen Freiwasserschwimmer gehen bei der WM in Ungarn ohne ihre Sieggaranten der Vergangenheit und ihre beste Hoffnung für die Zukunft mit bescheidenen Zielen an den Start.

„Mit ein bis zwei Medaillen wäre ich sehr zufrieden“, sagt Bundestrainer Stefan Lurz vor dem WM-Auftakt am Samstag im Balaton. Bei den vergangenen drei Weltmeisterschaften hatten die Langstreckenschwimmer immer mindestens vier Mal Edelmetall gewonnen und die Bilanz des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) kräftig aufpoliert. Doch ohne den zwölfmaligen Weltmeister Lurz (37), der vor zwei Jahren seinen Rücktritt erklärt hatte, und Ex-Europameisterin Härle (29), die 2013 und 2015 WM-Gold mit dem Team holte, lastet der Druck fast ausschließlich auf der nächsten Generation.

Die Magdeburger Rob Muffels (22) und Finnia Wunram (21) gewannen vor zwei Jahren in Kasan schon Silber und Bronze über fünf Kilometer. Im Plattensee sollen sie sich aber auf die doppelte Distanz konzentrieren, um 2020 in Tokio auf den olympischen zehn Kilometern in die Weltspitze vorstoßen zu können. „Es ist ein Umbruch“, sagt Thomas Lurz: „Aber ich sehe nicht ganz schwarz.“ Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz sieht das größte Potenzial für 2020 bei Florian Wellbrock. Der 19-Jährige, der bei der DM vor knapp zwei Wochen über fünf Kilometer die nationale Konkurrenz um Muffels regelrecht deklassierte, darf im Balaton jedoch nicht schwimmen, weil er sich für die 1500 Meter Freistil im Becken qualifiziert hat. Chef-Bundestrainer Henning Lambertz hat Doppelstarts drinnen und draußen verboten, weil man in der Vergangenheit damit schlechte Erfahrungen gemacht habe.

„Ein bisschen traurig bin ich schon“, sagt Wellbrock. Sein Magdeburger Heimtrainer Bernd Berkhahn ist überzeugt: „Er könnte beides. Aber wenn es der Bundestrainer sagt, dann ist es halt so.“ Wellbrocks Leistung über fünf Kilometer sei „Weltspitze“ gewesen. Stefan Lurz sitzt zwischen den Stühlen. Er hätte den 19-Jährigen gerne schon jetzt in seinem Team. „Er hat das größte Potenzial für Medaillen“, sagt er: „Ihm stehen alle Türen und Tore offen. Aber er muss sich schnell entscheiden. Man braucht zwei, drei Jahre Erfahrung, um bei Olympia konkurrenzfähig zu sein.“

Die beste Chance auf Edelmetall haben die Freiwasserschwimmer im neuen Staffelrennen, das den Teamwettbewerb ersetzt. Zwei Männer und zwei Frauen schwimmen jeweils 1,25 Kilometer. „Da kann man taktische Spielchen machen“, sagte Lurz, „und da sind wir in Deutschland nicht die Doofsten.“ Außenseiter-Chancen hat Ex-Weltmeisterin Angela Maurer (41) über 25 Kilometer, über die auch Sarah Bosslet und Andreas Waschburger (beide SSG Saar Max Ritter) starten.

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