Überraschendes Ende einer Ära

Holz · Eine Ära geht zu Ende. Bernd Zewe verlässt den Volleyball-Sport. Endgültig. Der 61-jährige Erfolgstrainer des TV Holz ist aus gesundheitlichen und beruflichen Gründen mit sofortiger Wirkung zurückgetreten.

 Dieses Bild wird es nicht mehr geben: Bernd Zewe gibt seinen Spielerinnen in einer Auszeit Anweisungen. Foto: Wieck

Dieses Bild wird es nicht mehr geben: Bernd Zewe gibt seinen Spielerinnen in einer Auszeit Anweisungen. Foto: Wieck

Foto: Wieck

Schon einmal, im Mai 2002, hatte der Holzer Volleyball-Trainer Bernd Zewe seinen Rücktritt erklärt. Doch 2007 kehrte er wieder auf die Volleyball-Bühne zurück. Jetzt macht Zewe endgültig Schluss - und das nach nur drei Spielen in der 3. Liga Süd. Die überraschende Nachricht teilte der Verein am Montag mit. In einer Pressemitteilung führte Manager Philipp Grau gesundheitliche und berufliche Probleme als Rücktrittsgründe auf.

"Rücken spielt nicht mehr mit"

Zewe selbst bestätigt das. "Mein Rücken spielt nicht mehr mit", sagt der 61-Jährige. Bandscheibenprobleme führten dazu, dass das Training, die stundenlangen Auswärtsfahrten und die Spielbetreuung zu einer Tortur würden. "Hinzu kommt meine berufliche Situation. Ich muss mein Geld verdienen, und ich habe noch eine Familie", sagt Zewe, selbstständiger Diplom-Ingenieur.

Seit 27 Jahren ist sein Name ganz eng mit Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg des TV Holz verknüpft. Der ehemalige Zweitliga-Spieler des TV Saarwellingen hatte 1986 erstmals die Frauen-Volleyballmannschaft des TV Holz übernommen. Zewe hatte die erforderlichen Kontakte, um immer wieder gute Spielerinnen nach Holz zu holen, und machte mit seinen Mädels ein knallhartes Männer-Training. Stufe um Stufe kletterte der TV Holz höher, 1996 stieg er sogar in die 2. Bundesliga auf, in der sich Holz zwei Jahre hielt. Nach dem Abstieg wurde Holz sofort wieder Meister in der Regionalliga, verzichtete allerdings aus finanziellen Gründen auf den Wiederaufstieg in die 2. Liga.

Im Mai 2002 hörte Zewe auf. Sieben Mal war er mit dem TV Holz Meister geworden, sieben Mal hatte er den Saarlandpokal und zwei Mal den Südwestpokal gewonnen. Seine Lebensplanung sollte jetzt aber eine andere werden, sagte Zewe damals. Doch der Kutzhofer hat eine hochbegabte Tochter: Lena. Als sie mit dem Volleyball begann, wurde sie vom Papa betreut. Und als sie 13 war, stieg ihr Vater auch wieder als Trainer ein. Der TV Holz dümpelte damals in den Niederungen der Landesliga herum. Unter Zewe folgte erneut ein rasanter Aufstieg: 2007 Meister in der Landesliga, 2008 Meister in der Verbandsliga, 2009 Meister in der Oberliga. Nach drei dritten Plätzen in der Oberliga gelang 2012 die Meisterschaft und der Aufstieg in die Regionalliga.

Mittlerweile waren auch zwei Weggefährten Zewes zurückgekehrt: Doris Wandel als Co-Trainerin und Ingolf Winter als Sponsor. Auf Anhieb wurde Holz Meister der Regionalliga und stieg unter dem neuen Vereinsnamen ProWin Volleys TV Holz in die 3. Liga Süd auf. Im Sommer gewann das Team den Saarlandpokal und im Herbst den Südwestpokal.

Auch der Saisonstart in der neuen Liga klappte. Zwei Siege in drei Spielen - der TV Holz ist aktuell Vierter. Und jetzt der Schock des Rücktritts. "Ich wollte es trotz der Probleme noch mal versuchen, aber es geht nicht. Ja, ich hätte mich zurückziehen und ausruhen können, um dann wieder einen neuen Versuch zu machen. Aber entweder mache ich etwas ganz oder gar nicht", sagt Zewe. Mit jedem Wort spürt man, wie schwer ihm dieser Schritt fällt: "Die Mannschaft hat Potenzial, das sind junge Spielerinnen, deren Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist. Ich hätte deren Weg gerne noch länger begleitet. Aber ich muss jetzt mal an mich denken."

Keine Angst vor der Zukunft

Die bisherige Co-Trainerin Doris Wandel wird am Samstag beim Auswärtsspiel in Tübingen erstmals die alleinige Verantwortung tragen, und zumindest bis Saisonende wird sie Zewes Nachfolgerin auf dem Trainerstuhl sein. "Wie es dann weitergeht, muss der Verein entscheiden", sagt Zewe. Angst, dass Holz - wie 2002 - ohne ihn wieder in der Versenkung verschwinden wird, hat er nicht. "Doris hat das Vertrauen der Mannschaft. Sie ist eine gute Trainerin. Außerdem haben wir jetzt ganz andere Strukturen wie 2002", glaubt Zewe.

Und dass Freund und Sponsor Ingolf Winter ohne Zewe den Geldhahn zudrehen wird, sei auch nicht zu befürchten: "Der Verein trägt den Namen des Sponsors. Ich bin sicher, da wird es weiterhin finanzielle Unterstützung geben." Nur der Vater des Erfolges, der wird nicht mehr dabei sein.

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