Über die Grenzen gut

Saarlouis. Das Gesicht: angestrengt. Der Blick: fokusiert. Der Gegner: mit dem schwarzen Gürtel. Man kann den Siegeswillen förmlich an den Gesichtszügen des jungen Mannes mit dem braunem Gürtel ablesen. Ein gekonnter Griff nach dem gegnerischen Kimono, ein schneller Wurf über die Schulter und schon hat er seinen Kontrahenten rücklings auf dem Boden

 So schnell geht's: Einen Moment nicht aufgepasst und schon hat Erik Becker (stehend) seinen Kontrahenten gepackt und befördert ihn rücklings auf die Matte. Foto: Ruppenthal

So schnell geht's: Einen Moment nicht aufgepasst und schon hat Erik Becker (stehend) seinen Kontrahenten gepackt und befördert ihn rücklings auf die Matte. Foto: Ruppenthal

Saarlouis. Das Gesicht: angestrengt. Der Blick: fokusiert. Der Gegner: mit dem schwarzen Gürtel. Man kann den Siegeswillen förmlich an den Gesichtszügen des jungen Mannes mit dem braunem Gürtel ablesen. Ein gekonnter Griff nach dem gegnerischen Kimono, ein schneller Wurf über die Schulter und schon hat er seinen Kontrahenten rücklings auf dem Boden. So schnell kann es gehen, wenn man gegen Erik Becker kämpft.Abseits der Matten begegnet man dagegen eher einem zurückhaltenden und ruhigen 15 Jahre alten Jungen, der aber genau weiß, was er will. Bereits mit fünf Jahren begann er mit dem Judo. Und warum? "Ich hatte Turntraining und habe mir die Kämpfe beim Judotraining in der anderen Hallenhälfte angeschaut. Das fand ich einfach besser", erklärte Erik mit einem verschmitzten Lächeln. Doch auch bei ihm war aller Anfang schwer: "Zuerst musste ich mich durchbeißen, weil ich jüngster Jahrgang war. Aber jetzt schmeiße ich meine Gegner von früher innerhalb von 30 Sekunden." Und auch hierbei muss er lächeln.

Derzeit besucht Erik Becker das Deutsch-Französische Gymnasium in Saarbrücken und interessiert sich vor allem für die naturwissenschaftlichen Fächer. "Ich will später mal Medizin studieren", erzählt der Neuntklässler mit Einser-Durchschnitt. Aber auch sprachlich ist der Gymnasiast sehr begabt. "Neben meinen Muttersprachen Deutsch und Französisch spreche ich Englisch und Spanisch. Außerdem lerne ich noch Italienisch." In seiner bisherigen sportlichen Laufbahn konnte er etliche Saarlandmeisterschaften, den Sieg beim internationalen Turnier in Sindelfingen, einen dritten Platz bei den südwestdeutschen Meisterschaften und diverse Podiumsplatzierungen bei den französischen Meisterschaften feiern. "Insgesamt sind es bisher 110 Medaillen", erzählt Erik stolz. Doch dieser Erfolg ist das Ergebnis harter Arbeit: Fünf mal die Woche trainiert der 15-Jährige abwechselnd in Saarlouis beim JC Ford Saarlouis und in Frankreich beim Judo- Club St. Julien les Metz. Und hier liegt auch der Gewissenskonflikt des Judotalents: Letztes Jahr musste er sich entscheiden, für welchen Verband er starten will. "Und ich habe in Frankreich stärkere Gegner. Außerdem hat Judo dort einen höheren Stellenwert", begründete Erik seine Entscheidung.

Am Wochenende schwingt er sich dann noch aufs Fahrrad oder geht laufen. Auf die Frage was er in seiner Freizeit macht, kann der Sportler nur den Kopf schütteln: "Computerspiele. Aber das eher selten. Nur am Wochenende, wenn keine Turniere sind." Großen Anteil an seinem Erfolg hat vor allem Trainer Hans-Jörg Opp. Mit seiner 40-jährigen Judoerfahrung versucht er seinem Schützling alle Facetten des Judos nahezubringen: "Wichtig ist ein vielfältiger Bewegungsablauf und unter Umständen auch eine andere Mentalität. Erik versteht es sehr geschickt von den beiden Trainings zu profitieren und sich zu entwickeln", erklärt der Trainer mit dem Verständnis für die französischen Trainingseinheiten. Als Nächstes stehen für Erik dieses Jahr die französischen Meisterschaften am 27. Mai, die Prüfung für den schwarzen Gürtel, die südwestdeutschen Mannschaftsmeisterschaften und ein Trainingslager in Brasilien an.Foto:Ruppenthal

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