Turner müssen Umweg nach Rio nehmen

Glasgow · Die deutschen Turner haben bei der WM in Glasgow durch drei Fehler am Pauschenpferd fast alle Chancen auf die direkte Olympia-Qualifikation eingebüßt. Die Frauen hatten zuvor die Fahrkarte nach Rio verpasst.

Enttäuschung der der WM in Glasgow statt entspannter Geburtstagsfeier - und ein olympischer Umweg nach Rio de Janeiro: Die vom Pauschenpferd dreimal abgeworfenen deutschen Kunstturner überspielten ihre Enttäuschung über das Verpassen der direkten Qualifikation für die Sommerspiele 2016 mit einem Lächeln. "Jetzt haben wir eine weitere Reise nach Rio gewonnen", witzelte Marcel Nguyen. Geburtstagskind Fabian Hambüchen , der 28 Jahre alt wurde, ergänzte: "Zweimal Copacabana - es gibt Schlimmeres."

Hambüchen und Co. können mit der Frauenriege des Deutschen Turner-Bundes den Flug nach Südamerika antreten. Die Riege von Trainerin Ulla Koch hatte am Samstag bei der Weltmeisterschaft in der schottischen Metropole die Vorrunde mit Rang zwölf abgeschlossen.

Die Männer-Riege absolvierte fünf Geräte im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten und wahrte ihre Chance. Aber Rang fünf nach einer schwachen Abschlussleistung am Pauschenpferd wird wohl nicht zum Erreichen des erforderlichen achten WM-Platzes reichen. Zahlreiche Topnationen bestreiten bis heute Abend ihre Vorrunde, darunter China, Japan und die USA. An der Spitze ziehen vorerst Großbritannien (354,417 Punkte) und Russland (352,692) einsam ihre Bahnen. Die deutsche Mannschaft kam auf 345,717 Punkte.

Großes Verletzungspech

Angesichts der Verletzungsprobleme in seinem Kader ging Bundestrainer Andreas Hirsch mit der eingeplanten, aber nicht gerade erwünschten Situation gelassen um: "Dieses Szenario war immer denkbar. Unsere Schwierigkeiten waren bekannt, am Pferd haben wir einfach zu viele Punkte liegen gelassen." Ihre zweite Chance zur Olympia-Qualifikation haben die deutschen Männer und Frauen bei der olympischen Testveranstaltung vom 16. bis 19. April in Brasilien. In Rio de Janeiro werden die jeweils letzten vier Tickets vergeben. Koch hat konkrete Pläne, wie ihre Turnerinnen ihre zweite Olympia-Chance in Südamerika nutzen sollen. "Bei der Feinarbeit an den Übungen werden wir wieder früher anfangen. Rio ist keine Kaffeefahrt", sagte die Bundestrainerin. "Wir konnten diesmal nicht auf den Punkt liefern und wollen es dann besser machen", fasste Pauline Schäfer vom TV Pflugscheid-Hixberg die Ausgangssituation zusammen.

Für die drei deutschen Leistungsträgerinnen ist die WM in Glasgow noch nicht beendet. Zwar findet das Mannschafts-Finale morgen ohne deutsche Beteiligung statt, aber Schäfer und die Stuttgarterin Elisabeth Seitz stehen am Donnerstag im Mehrkampf-Finale. Schäfer am Schwebebalken und die Chemnitzerin Sophie Scheder am Stufenbarren qualifizierten sich überdies für die Medaillenentscheidungen an den Geräten. Auch für Hambüchen ist im Einzelwettbewerb der Sprung ins WM-Reckfinale am kommenden Sonntag realistisch. Der Wetzlarer, vor acht Jahren Weltmeister am Königsgerät, musste beim Adler eine halbe Drehung nachdrücken und kam bei einem Ausgangswert von 6,9 Punkten auf 15,20 Zähler. Auch in der Medaillen-Entscheidung im Mehrkampf am kommenden Freitag dürfte er mit von der Partie sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort