Turn-EM in Glasgow Turner haben noch Luft nach oben

Glasgow · EM-Medaillenchance im Team gewahrt, im Einzel wird es eher schwer.

 Die Laune bei den Turnern Marcel Nguyen (links) und Andreas Bretschneider ist gut – zumindest was den Teamwettkampf angeht.

Die Laune bei den Turnern Marcel Nguyen (links) und Andreas Bretschneider ist gut – zumindest was den Teamwettkampf angeht.

Foto: dpa/Marijan Murat

Marcel Nguyen war mittendrin und doch nicht ganz dabei. Während sich seine Teamkollegen über Rang drei in der Qualifikation zum Teamfinale an diesem Samstag (14 Uhr/ZDF) nahezu unbeschwert freuen konnten, haderte der Routinier ein bisschen mit seinem Schicksal am Barren. Ausgerechnet bei seinem Markenzeichen, dem Tsukahara-Abgang, stürzte der zweimalige Europameister, seine wohl beste Medaillenchance bei den European Championships in Glasgow war dahin. „Das ist natürlich nicht das, was ich mir gewünscht hatte“, sagte der 31-Jährige, für den die Finalplätze am Boden und an den Ringen nur ein schwacher Trost waren: „Die hätte ich gerne eingetauscht.“

Denn am Sonntag dürfte es extrem schwierig werden, die arrivierten Gerätspezialisten von den vorderen Plätzen zu verdrängen. „Ich kann meine Übungen nur noch minimal aufstocken“, sagte Nguyen: „Und gerade an den Ringen sehen die anderen schon ein bisschen kräftiger aus als ich.“

Doch vor den Gerätefinals kommt die Medaillenentscheidung mit der Mannschaft am Samstag, und dort ist ein Medaillengewinn gar nicht einmal unrealistisch. „Wir haben noch Luft nach oben. Klar ist: Diejenigen, die die wenigsten Fehler machen, werden vorne sein“, sagte Andreas Toba. Auch der „Hero de Janeiro“ (2016 turnte er bei Olympia trotz Kreuzbandriss weiter) leistete sich am Reck einen Fehler, will sich davon aber nicht irritieren lassen: „Das war ein untypischer Patzer.“

Die Zeiten, in denen mit Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen sogar EM-Teamgold errungen wurde – zuletzt 2010 in Birmingham – sind zwar vorbei, aber Bundestrainer Andreas Hirsch sieht seine Riege durchaus im Aufwind. „Die Chancen am Barren und am Reck haben wir liegengelassen, aber die Medaillenoption für das Team ist noch da“, erklärte der Cheftrainer.

Daran hatte auch der erst 20 Jahre Nils Dunkel einen unerwartet großen Anteil. Der Sportsoldat aus Erfurt sprang für den gestrauchelten Nguyen in die Bresche und schlüpfte als Achter überraschend in das Finale am Barren. Nach ganz oben zu schielen, das traut sich der Thüringer aber noch nicht: „Ein bis zwei Plätze nach vorne zu kommen, wäre aber schon toll.“

Auf den Sieg dürften die Russen abonniert sein. Die dominierten auch im Teamwettbewerb die Konkurrenz nach allen Regeln der Kunst, auch wenn Turner eigentlich keine Maschinen seien, wie Andreas Toba sagte: „Bei den Russen allerdings bin ich mir da nicht so sicher.“

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