Turbo-Rückkehr auf Trainerbank

Kaiserslautern · Einen knappen Monat nach seiner Entlassung beim Bundesligisten SV Darmstadt 98 übernimmt Norbert Meier offenbar das Traineramt beim 1. FC Kaiserslautern. Heute ist Trainingsauftakt bei den Pfälzern.

28 Tage nach seiner Entlassung beim Bundesliga-Schlusslicht Darmstadt 98 wird Norbert Meier Nachfolger des zurückgetretenen Tayfun Korkut beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern . Der Club wollte entsprechende Meldungen gestern zwar nicht bestätigen, laut Sportinformationsdienst hat Meier allerdings seinen Vertrag in Darmstadt aufgelöst. Zudem lud der viermalige Meister und zweimalige DFB-Pokalsieger aus der Pfalz für den Trainingsauftakt heute zu einer Pressekonferenz ein. Vom 12. bis 20. Januar geht es für Meier mit seiner neuen Mannschaft nach San Pedro del Pinatar in Spanien ins Trainingslager.

Die Roten Teufel, die seit der Trennung von Meistertrainer Otto Rehhagel im Oktober 2000 insgesamt 18 Trainer in 16 Jahren verschlissen haben, stehen nach der Hinrunde auf dem 13. Tabellenplatz und haben fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz.

Der 58 Jahre alte Meier galt von Beginn an als einer der Favoriten auf die Nachfolge Korkuts, der die FCK-Verantwortlichen kurz vor Weihnachten über seinen überraschenden Rückzug nach einem halben Jahr im Amt informiert hatte. Als weitere Kandidaten wurden Stefan Ruthenbeck, Ciriaco Sforza, Bruno Labbadia , Holger Stanislawski und Sven Demandt gehandelt.

Meier hatte vor Saisonbeginn die Nachfolge von Dirk Schuster bei Darmstadt 98 angetreten. Nach sechs Pflichtspiel-Pleiten in Folge musste der Trainer aber am 5. Dezember gehen. Danach gab es von mehreren Seiten Kritik an seiner Arbeit in Darmstadt, das nur 80 Kilometer Luftlinie von Kaiserslautern entfernt liegt.

Vor seinem kurzen Gastspiel in Südhessen saß der 16-malige Nationalspieler bei Arminia Bielefeld , Fortuna Düsseldorf , Dynamo Dresden , dem MSV Duisburg und Borussia Mönchengladbach auf der Bank. Als Spieler absolvierte Meier mit Werder Bremen 281 Erst- und Zweitliga-Spiele. 1988 wurde er mit Werder deutscher Meister. Zudem lief er von 1990 bis 1992 noch 50 Mal für Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga auf.

Den neuen FCK-Trainer erwartet ein schwieriges Umfeld in der Pfalz, wo seit dem Bundesliga-Abstieg im Jahr 2012 keine Ruhe mehr eingekehrt ist. Nach dem Abgang von Clubchef Stefan Kuntz im Frühjahr 2016 wurde der große Umbruch in allen Bereichen eingeleitet.

So kamen im Sommer 14 neue Spieler zum Traditionsverein, bei dem sich immer wieder frühere Protagonisten einmischen. Die hohe Erwartungshaltung im Umfeld schürt zudem die Unruhe. Die Verantwortlichen machen keinen Hehl daraus, dass der chronisch klamme Club aus wirtschaftlichen Gründen mittelfristig in die Eliteklasse zurückkehren müsse. Um handlungsfähig zu bleiben, hat der FCK zu Saisonbeginn einen Kredit in Höhe von drei Millionen Euro aufgenommen. Wie Meier die Situation des Vereins bewertet und wie er die Herausforderung angesichts der mäßigen Perspektive angehen möchte, dürften die Anhänger heute erfahren.

Meinung:

Von Euphorie weit weg

Von SZ-Redakteur Kai Klankert

Ob der neue Trainer des 1. FC Kaiserslautern nun Norbert Meier oder sonstwie heißt: Aufbruchstimmung wird bei dem Zweitligisten so schnell keiner erzeugen, der vom FCK halbwegs bezahlbar ist. Die Leistungen in der ersten Saisonhälfte waren wechselhaft, selten mitreißend. Die Fans sind skeptisch, der Schnitt von 26 000 Zuschauern ist für Lauterer Verhältnisse mäßig. Und die immer neuen Spekulationen um die finanzielle Lage des FCK tun ihr Übriges.

Die neue Vereinsführung ist bemüht, aber wenn die mittelfristige Perspektive relativ offen kommuniziert Bundesliga oder Regionalliga heißt, dann lässt das bereits darauf schließen, dass dem ruhmreichen FCK ein ähnliches Schicksal droht wie vielen anderen Traditionsvereinen: Alemannia Aachen , Kickers Offenbach oder dem 1. FC Saarbrücken .

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