Fußball-Bundesliga Hoffenheim als Sprungbrett für die große Karriere

Hoffenheim · Der Ausbildungsverein TSG glänzt mit seiner Nachwuchsarbeit. Verlässt nach Trainer Nagelsmann jetzt auch Sportdirektor Rosen die Kraichgauer?

 Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen, früher Profi beim 1. FC Saarbrücken und der SV Elversberg, hat herausragende Statistiken.

Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen, früher Profi beim 1. FC Saarbrücken und der SV Elversberg, hat herausragende Statistiken.

Foto: dpa/Uwe Anspach

  Mäzen Dietmar Hopp spart grundsätzlich nicht mit Lob für seine TSG 1899 Hoffenheim. Für eine auffällige Entwicklung möchte der Milliardär aber nicht auch noch groß werben. „Wer ist denn in Deutschland nicht Ausbildungsverein, außer Bayern München?“, wiegelte er kürzlich ab. Topspieler wie Niklas Süle, Managertypen wie der zum Hamburger SV abgewanderte Michael Mutzel, Trainer wie Julian Nagelsmann oder Domenico Tedesco – die Kraichgauer beliefern immer häufiger den deutschen Spitzenfußball. Und die Nachwuchsarbeit trägt immer größere Früchte.

Auch wenn das Bundesliga-Team der TSG in der Champions League längst ausgeschieden ist und die erneute Qualifikation für die Königsklasse kaum noch möglich erscheint, fällt dieser Tage immer wieder der Name Real Madrid auf dem Trainingsgelände in Zuzenhausen. Zum einen empfängt die U19 im Viertelfinale der Youth League, der europäischen Eliteklasse für den Nachwuchs, Anfang April die Königlichen.

Zum anderen jubelte die TSG mit Ajax Amsterdam über den 4:1-Triumph der Niederländer in der Champions League bei Titelverteidiger Real. Ajax-Co-Trainer Alfred Schreuder war zwei Jahre lang Nagelsmanns Assistent und sagte zum Erfolgsgeheimnis: „Ich habe unfassbar viel von Julian mitgenommen. Wir versuchen, bei Ajax viele Einheiten so zu gestalten, wie sie Julian macht. Wir setzen für die Trainings-Woche auch immer einen Themenschwerpunkt.“

Schreuder kehrt nun im Sommer als Nagelsmann-Nachfolger zurück, wie der Club am Dienstag bekannt gab. Der Niederländer soll die Linie des Clubs (Slogan: „Ein Team. Ein Weg. Einmalig“) fortführen.

Nagelsmann sieht angesichts der Nachwuchsdebatte im deutschen Fußball nach dem frühen Aus der deutschen Clubs gegen die Konkurrenz aus der Premier League nur eine Chance: „Weiter versuchen, gute Talente auszubilden, dass wir durch günstige Investitionen trotzdem Topspieler rauskriegen. Es wird ein paar Jährchen dauern und wir dürfen den Weg nicht verlassen.“

Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann sieht dafür in der Bundesliga positive Beispiele: „Ich denke an Hertha, Hoffenheim oder Leipzig.“ Die Hoffenheimer A-Jugend war nicht nur für Nagelsmann, mit 31 Jahren weiter der jüngste Bundesliga-Trainer und nächste Saison bei RB Leipzig, ein tolles Sprungbrett. Auch Tedesco, einst Lehrgangsbester bei der DFB-Fußballlehrer-Ausbildung, schaffte von der Hoffenheimer U19 und nach wenigen Monaten bei Erzgebirge Aue den Sprung zum FC Schalke 04. Er führte die Gelsenkirchener in die Königsklasse, ehe er diese Saison mit ihnen abstürzte und gehen musste.

Anfang dieser Woche hat die TSG den Vertrag mit U23-Trainer Marco Wildersinn bis 2022 verlängert, der sich mit seiner Zusage für das Regionalliga-Team und den Ausbildungsverein „gegen vorliegende Angebote höherklassiger Vereine“ entschieden habe. In diesem Winter waren der TSG bereits zwei Scouting-Experten abhanden gekommen: Lutz Pfannenstiel stieg zum Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf auf, Michael Mutzel zum Sportdirektor beim HSV.

Längst auf dem Markt begehrt ist auch Sportchef Alexander Rosen: Der 39 Jahre alte Direktor Profifußball soll seinen 2020 auslaufenden Vertrag verlängern. „Ich bin seit fast zehn Jahren bei der TSG (...) Ich hatte genügend Möglichkeiten, es hat mich nie weggezogen“, sagte Rosen dem „Kicker“, nicht ohne auf „herausragende Statistiken“ zu verweisen. Mit Verkäufen wie von Roberto Firmino und Süle hat Rosen zuletzt satte Transfererlöse erzielt und den Club unabhängig von Hopps Zuwendungen gemacht.

Unter Rosen und Nagelsmanns Regie haben einst durchschnittliche Bundesliga-Spieler wie Nico Schulz und Eigengewächse wie U21-Europameister Nadiem Amiri und Dennis Geiger ihre Marktwerte massiv erhöht. Rosen hat sie bis auf Amiri alle langfristig an Hoffenheim gebunden – nur sich selbst noch nicht.

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