Tscharnke sendet Lebenszeichen

Val di Fiemme · Völlig überraschend hat Langläufer Tim Tscharnke bei der Tour de Ski seinen zweiten Weltcup-Sieg gefeiert. Der 25-Jährige, der in den vergangenen Tagen viel Kritik einstecken musste, meldete sich fünf Wochen vor der WM zurück.

Tim Tscharnke schrieb am Samstag ein Wintermärchen: Mit seinem Sensationssieg auf der vorletzten Etappe der Tour de Ski hat der zuvor viel Gescholtene die deutschen Langläufer eindrucksvoll aus der Krise geführt. Bange zwei Minuten musste der völlig ausgepumpte Thüringer aus Biberau auf die große Videowand im Langlaufstadion am Lago di Tesero starren, dann blitzte die Überraschung auf: Im Foto-Finish lag Tscharnke eine Schuhlänge vor dem Kasachen Alexej Poltoranin.

Gut fünf Wochen vor der WM in Falun haben sich die zuvor oftmals enttäuschenden deutschen Männer damit eindrucksvoll zurückgemeldet. "Es war ein richtiges Gemetzel, ich habe mich aus allem rausgehalten, und dann habe ich ihn mir auf der Zielgeraden zurechtgelegt", meinte Tscharnke. Für ihn war es der zweite Weltcup-Sieg der Karriere, zuvor hatte er im Dezember 2012 im kanadischen Canmore gewonnen. Damals war aber ein Großteil der Welt-Elite nicht am Start.

"Wahnsinns-Kompliment an Tim. Wir haben gezeigt, dass wir noch leben", sagte Bundestrainer Frank Ullrich nach dem Coup des 25 Jahre alten Thüringers am vorletzten Tour-Tag in Val di Fiemme . Mit Tscharnkes Erfolg endete eine fast zweieinhalbjährige Sieglos-Serie deutscher Langläufer. Damit qualifizierte sich der Thüringer zugleich für die WM in Falun. In der Tour-Gesamtwertung wurde er 21. und damit hinter dem Traunsteiner Jonas Dobler, der Platz 17 belegte, zweitbester Deutscher.

Der Norweger Martin Johnsrud Sundby wiederholte seinen Vorjahressieg und lag letztlich 34,5 Sekunden vor Landsmann Petter Northug . Keine Zweifel an ihrer Vormachtstellung ließ unterdessen Marit Björgen aufkommen. Die zwölfmalige Weltmeisterin fuhr den letzten noch in ihrer Vita fehlenden großen Titel ein, 2007 und 2012 war Björgen jeweils Zweite geworden. Nun sorgte die 34-Jährige für zwei Superlative: Als erste Läuferin gewann sie bei einer Tour sechs Etappen. Die 1:39,2 Minuten, die sie letztlich vor Vorjahressiegerin und Landsfrau Therese Johaug lag, sind auch eine neue Bestmarke. Für ein starkes Gesamtergebnis sorgten die deutschen Frauen. Nicole Fessel wurde 8:55,8 Minuten hinter Björgen Siebte, besser in der Tour-Historie schnitten als Sechste nur Claudia Nystad (2008) und Katrin Zeller (2012 und 2013) ab. Denise Herrmann wurde Achte (+9:35,1). Die beiden Top-Ten-Ergebnisse traten aber angesichts von Tscharnkes Traumlauf im Klassik-Massenstart über 15 Kilometer in den Hintergrund.

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