Triumph für den „Mozart des Schachs“

Chennai · Der Norweger Magnus Carlsen hat Viswanathan Anand entthront und sich zum zweitjüngsten Schach-Weltmeister aller Zeiten gekrönt. Der 22-Jährige passt so gar nicht in die Schublade des „normalen“ Schachspielers.

Nach der Wachablösung gönnte sich der frisch gebackene Schachweltmeister Magnus Carlsen nur ein kurzes Lächeln. Während der geschlagene Titelverteidiger Viswanathan Anand enttäuscht die Bühne in seiner Geburtsstadt Chennai verließ, fiel die Anspannung beim "Mozart des Schachs" nur langsam ab. "Ich bin sehr glücklich, gewonnen zu haben. Es war hart, aber es fühlt sich gut an, verdammt gut", sagte der 22-Jährige nach dem entscheidenden Remis am Freitag zum uneinholbaren 6,5 zu 3,5. "Wie ich jetzt feiere, weiß ich noch nicht. Daran habe ich bisher keinen Gedanken verschwendet."

Dabei könnte der zu keinem Zeitpunkt gefährdete Sieg des Herausforderers, der mit 1,132 Millionen Euro versüßt wurde, eine neue Ära einleiten. Lediglich der Russe Garri Kasparow war 1985 bei seinem WM-Sieg jünger - der Norweger könnte nun eine ähnlich dominante Stellung einnehmen. Und vor allem einen neuen Boom auslösen. "Ich denke, die WM hat auch viele Leute interessiert, die nicht Schach spielen. Das ist wundervoll", sagte Carlsen: "Ich hoffe, es hat einen positiven Effekt auf Schach in Norwegen als auch weltweit."

Insgesamt verlief das WM-Duell wie von vielen Experten vorhergesagt - und befürchtet. Der favorisierte Herausforderer spielte bei seiner ersten WM ungemein konzentriert. Die Fehler machte sein Gegner, dem womöglich der Druck in seiner Heimat zu schwer auf den Schultern lastete. Trotz des einseitigen Verlaufs war die WM vermutlich der Titelkampf mit dem größten Zuschauerinteresse in der Geschichte des Schachs. Nach Angaben des Weltverbandes Fide verfolgten weltweit täglich zwischen 100 und 200 Millionen Menschen die Partien live im Fernsehen. Hinzu kamen noch eine ähnliche große Zahl per Internet.

In Norwegen ist der neue Weltmeister schon jetzt ein Star. Vor allem fasziniert Carlsen dadurch, dass er so gar nicht in die Schublade des "normalen" Schachspielers passen will. Er ist durchtrainiert, treibt eine Menge Sport und modelte schon für eine Modemarke. Das Time-Magazine wählte ihn unter die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt, für das Magazin Cosmopolitan gehört er unter die 100 attraktivsten Männer der Welt.

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