Triathleten setzen auf kompletten Neustart

Saarbrücken · Der Olympia-Zyklus hat begonnen, der Verteilungskampf um die Fördergelder ist im Gange. Auch im Saarland müssen sich einige Verbände neu aufstellen, ihre Ziele für 2020 definieren. Die SZ beleuchtet ihre Situation.

 Die Zukunft der Deutschen Triathlon Union (von links) für Tokio 2020: U23-Bundestrainer Ron Schmidt, Sportpsychologin Birte Steven-Vitense, Anne Haug, Bundesstützpunkttrainer Christian Weimer, Max Schwetz, Lasse Lührs, DTU-Vizepräsident Reinhold Häußlein, Jannik Schaufler, Lasse Priester, Laura Lindemann und Athletiktrainer Rick van Riemsdijk. Es fehlen Hanna Philippin, Justus Nieschlag, Sophia Saller und Anabel Knoll. Foto: Sägert/DTU

Die Zukunft der Deutschen Triathlon Union (von links) für Tokio 2020: U23-Bundestrainer Ron Schmidt, Sportpsychologin Birte Steven-Vitense, Anne Haug, Bundesstützpunkttrainer Christian Weimer, Max Schwetz, Lasse Lührs, DTU-Vizepräsident Reinhold Häußlein, Jannik Schaufler, Lasse Priester, Laura Lindemann und Athletiktrainer Rick van Riemsdijk. Es fehlen Hanna Philippin, Justus Nieschlag, Sophia Saller und Anabel Knoll. Foto: Sägert/DTU

Foto: Sägert/DTU

Aus einem entscheidenden Faktor für seine Zusage macht er kein Geheimnis. "Es kann nur besser werden", sagt Christian Weimer, der seinen Job als Landestrainer der Saarländischen Triathlon Union (STU) aufgegeben hat und mit Beginn des neuen Olympiazyklus' Bundesstützpunkttrainer für die Bundeskaderathleten in Saarbrücken ist.

Keine andere Schwerpunktsportart am Olympiastützpunkt hat im vergangenen Zyklus samt der Sommerspiele in Rio ein derart schwaches Bild abgegeben - mit wenig konstanten, meist enttäuschenden sportlichen Ergebnissen und vor allem einem Nominierungsstreit, ausgelöst durch die Klage von Rebecca Robisch (die SZ berichtete mehrfach), in dem die Deutsche Triathlon-Union kein gutes Bild abgab. Weimer hat als Außenstehender alles direkt miterlebt. Die Schuldfrage will er nicht thematisieren, eher die Außenwirkung: "Es gab nur Verlierer, die Sportler , die Sportart selbst. Deswegen war es wichtig, einen Strich drunter zu setzen und einen Neuanfang zu starten. Wir müssen wieder Vertrauen gewinnen", sagt er.

Weimer ist Teil dieses Neuanfangs. Während sich die DTU nach den Sommerspielen von Chef-Bundestrainer Ralf Ebli und Elite-Bundestrainer Dan Lorang trennte, wechselte Weimer von der STU zur DTU, verantwortet nun die Athleten am Stützpunkt Saarbrücken . U23-Bundestrainer Ron Schmidt ist in dieser Funktion am Stützpunkt in Potsdam tätig.

"Nach acht Jahren als Landestrainer war für mich klar, dass noch etwas kommen muss", sagt Weimer, früher selbst ein Triathlet mit großer Perspektive, 1999 immerhin Junioren-Vizeweltmeister. "Ich war aber nicht diszipliniert genug, um es nach ganz oben zu schaffen", sagt er und will auch da ansetzen, um die Athleten voranzubringen. Doch nicht nur die Führungsfiguren sind neu, auch bei den Sportlern gibt es neue Gesichter. Gregor Buchholz, Rebecca Robisch, Steffen Justus, Jonathan Zipf und Lisa Sieburger zählen nicht mehr dem neuen Leistungssport-Kader und Team Tokio 2020 an.

Angeführt wird die neue Gruppe von Anne Haug vom LAZ Saarbrücken , die trotz ihrer bereits 34 Jahre einen weiteren Olympia-Zyklus angehen will. Dahinter ist die Saarbrückerin Hanna Philippin die wohl größte Hoffnungsträgerin - laut Weimer eine Athletin mit "sehr viel Potenzial": "Aber sie muss es ausschöpfen und kontinuierlich diszipliniert arbeiten." Während Haug in einer internationalen Trainingsgruppe arbeitet, kümmert sich Weimer neben Philippin auch die Entwicklung von Lasse Priester, Max Schwetz, Tim Hellwig und Paul Weindl. Weimers Ziel lautet, dass sich "von den Jüngeren einer 2020 für Olympia qualifiziert und von den Älteren es einer in die Top zehn schafft". Die Zeiten, in den forsch Medaillenträume kommuniziert, in den Zielvereinbarungen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund sogar festgehalten wurden, sind inzwischen vorbei.

Von einem Olympiasieg, wie ihn Jan Frodeno 2008 in Peking geholt hat, spricht im deutschen Triathlon ohnehin keiner mehr. Dabei ist Frodeno, ein Freund und Kollege Weimers seit seinen ersten Tagen in Saarbrücken , immer noch ein wichtiger Faktor in der Arbeit mit den Topathleten und Talenten. "Jan war gerade erst ein paar Tage hier. Da steht dann der Olympiasieger mit den anderen gemeinsam in der Kabine und sagt, dass er damals in einer vergleichbaren Situation war, nur zehn Mal schlechter als die Sportler heute. Er aber habe an sich geglaubt und das müssen sie auch jetzt tun. Da kann man als Trainer 100 Mal das Gleiche sagen, wenn Frodo es sagt, hat es eine unglaubliche Wirkung."

Weimer will Frodeno, wenn er im Saarland zu Besuch ist, immer wieder mit den Sportlern ins Gespräch bringen. "So einen wie ihn gibt es aber nur einmal alle 100 Jahre", sagt Weimer und dämpft die Erwartungshaltung. Gerade nach Frodenos Erfolg seien die größten Fehler passiert und kaum jüngere Athleten herangeführt worden. Das soll nun geändert werden. Auch sei der gesamte Fokus im ersten Jahr nach Olympia nicht nur auf die WM-Serie gerichtet. "Gerade für die Motivation ist es vielleicht auch mal besser, bei einem zweitklassigen Weltcup auf dem Podium zu stehen, statt bei einem WM-Rennen 35. zu werden", sagt Weimer. Auch "absteigen" kann nach oben führen - im deutschen Triathlon derzeit ganz sicher.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort