Triathlon „Ich will sehen, ob ich noch mitmischen kann“

Buschhütten · Jan Frodeno, mittlerweile auf der Ironman-Distanz zu Hause, bestreitet seinen ersten Triathlon über die Olympia-Distanz seit 2013.

 Nach einer langen Verletzungspause ist Triathlet Jan Frodeno wieder fit und kehrt in den Wettkampfzirkus zurück.

Nach einer langen Verletzungspause ist Triathlet Jan Frodeno wieder fit und kehrt in den Wettkampfzirkus zurück.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Jan Frodeno kehrt zurück. Der zweimalige Ironman-Weltmeister absolviert an diesem Sonntag (14.30 Uhr) im südwestfälischen Buschhütten seinen ersten Triathlon seit Anfang September 2018. In einem SZ-Interview spricht der 37-Jährige vom LAZ Saarbrücken über die lange Verletzungspause, seine ungebremste Motivation und über die Schmerzen beim Zuschauen, die größer sind, als wenn er selbst auf der Strecke unterwegs ist.

Herr Frodeno, wie bereit sind Sie für ihren ersten Triathlon nach 245 Tagen?

JAN FRODENO Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Bei schwerwiegenden Verletzungen weiß man ja nie ganz genau, wann und wie es danach weitergeht. Insofern freue ich mich nun riesig und bin auch gut drauf. Ich bin die vergangenen Wochen gut durchs Training gekommen und bereit für den ersten Wettkampf in diesem Jahr.

Ab wann konnten Sie wieder Ihre normalen Umfänge trainieren?

FRODENO Ich würde sagen, so seit Anfang Januar. Aber auch dann kommt das normale Leben immer wieder mal dazwischen: Wie kranke Kinder aus dem Kindergarten, und die ganze Familie liegt dann flach.

Müssen Sie nach der Stressfraktur in der Hüfte in irgendeinem Bereich vorsichtiger sein?

FRODENO Inzwischen kann ich wieder mit voller Intensität trainieren. Anfangs hatte ich ein paar Dysbalancen, interessanterweise war mein gesundes Bein teilweise nicht mehr ganz so belastbar. Wir haben dann in Sachen Neuromechanik relativ viel arbeiten und nacharbeiten müssen. Jetzt ist alles ausgeglichen und voll belastbar.

War Aufgeben oder Aufhören jemals eine Alternative in den Wochen nach der Verletzung?

FRODENO Nein. Diesen absoluten Punkt brauche ich auch gar nicht. Ich hatte die Verletzung und habe mich auf die Genesung konzentriert beziehungsweise auf die Schwächen, die ich ausbessern konnte. Ich habe einfach versucht, als besserer Athlet da wieder rauszukommen. Dadurch, dass ich keine Angst mehr habe, dass meine Karriere irgendwann mal vorbei sein wird, kann ich es mir zumindest mental eigentlich auch relativ gemütlich gehen lassen. Ich kann damit vielleicht sogar noch bessere Ergebnisse erzielen, als wenn ich verkrampft versuche, mir ein Datum zu setzen und sage, bis dahin muss es klappen oder alles ist vorbei.

War es nach den Rückschlägen mit der Verletzung im WM-Rennen 2017 auf Hawaii und der Nichtteilnahme im vergangenen Jahr schwerer, sich jetzt wieder neu aufzubauen und neu zu motivieren?

FRODENO Im Gegenteil. Das Krasse ist, dass ich trotzdem als Weltmeister (über die halbe Ironman-Distanz 70.3, Anmerkung der Red.) in die Saisonpause gegangen bin, wenn auch verfrüht. Ich habe dann für mich auf Hawaii gemerkt, dass ich definitiv noch nicht bereit bin, aufzugeben oder aufzuhören. Einfach, weil das Feuer brennt. Am Streckenrand zu stehen, tut mehr weh als auf der Strecke unterwegs zu sein. Solange das noch der Fall ist, werde ich auch weiterhin Vollgas geben.

Was vermuten Sie denn, wie lange das Feuer noch auf dem Niveau brennen kann?

FRODENO Das sind auch Spekulationen, die ich aufgegeben habe. Der Fortschritt ist etwas, was mich sehr motiviert. Ich bin aktuell besser drauf als zum gleichen Zeitpunkt letztes Jahr. Und ich war letztes Jahr schon ganz gut drauf. Solange ich diesen Fortschritt noch sehe, motiviert es mich extrem. Ich will mir den Luxus gönnen, über meine Karriere zu entscheiden, wenn der Moment nicht mehr so ist und es hakt und stockt. Deswegen suche ich auch Herausforderungen wie diese jetzt am Wochenende auf der kurzen Distanz. Ich will sehen, ob ich da noch mitmischen kann.

In Buschhütten stehen 1000 Meter Schwimmen im Freibad, 41,9 Kilometer Radfahren und zehn Kilometer Laufen an – eine olympische Distanz haben Sie aber schon sehr lange nicht mehr absolviert.

FRODENO Ich glaube, 2013 war es das letzte Mal, in Hamburg. Ich habe es bislang auch noch nicht so richtig vermisst. Ich wollte aber einfach etwas Unangenehmes suchen zu diesem Zeitpunkt in der Saison, an dem ich an der Intensität schrauben und aus meiner Komfortzone rausmuss. Gegen die schnellen Jungs auf dieser Distanz anzutreten, ist auf jeden Fall eine Herausforderung.

Vor einem Jahr ist Ironman-Weltmeister Patrick Lange in Buschhütten von Andreas Böcherer und Florian Angert geschlagen worden. Beide starten auch in diesem Jahr – es dürfte heiß hergehen oder?

FRODENO Absolut. Gerade die beiden habe ich fest im Blick. Ich will ihnen das Leben schwer machen und meine Serie fortsetzen, seit über einem Jahr ungeschlagen zu sein.

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