Nationalmannschaft Trapp trägt zu Löws „gutem Gefühl“ bei

Köln · Saarländischer Torwart glänzt beim 2:2 gegen Frankreich. Nur im Verein darf er nicht spielen. Folgt im Winter jetzt ein Wechsel?

 Torwart Kevin Trapp zeigte beim 2:2 gegen Frankreich ein starkes Spiel. Und das, obwohl er diese Saison bei Paris Saint-Germain noch keine Minute spielen durfte. Nur bei den Gegentoren von Alexandre Lacazette (links), der hier vor dem 1:0 von Anthony Martial bedient wird, war der Saarländer machtlos.

Torwart Kevin Trapp zeigte beim 2:2 gegen Frankreich ein starkes Spiel. Und das, obwohl er diese Saison bei Paris Saint-Germain noch keine Minute spielen durfte. Nur bei den Gegentoren von Alexandre Lacazette (links), der hier vor dem 1:0 von Anthony Martial bedient wird, war der Saarländer machtlos.

Foto: dpa/Christian Charisius

(sid) Joachim Löw ließ seine Weltmeister den Jubel zum Jahresabschluss nur kurz genießen. In die vier Monate ohne Länderspiele verabschiedete der tiefenentspannte Bundestrainer die Mannschaft mit einem klaren Auftrag. „Ich habe ihnen gesagt, was wir für die WM erwarten. Sie müssen die Saison mit der richtigen Einstellung durchziehen, wenn wir in Russland erfolgreich sein wollen“, sagte Löw nach dem etwas glücklichen 2:2 (0:1) am Dienstagabend zum Ende eines „überragenden Jahres“ gegen WM-Mitfavorit Frankreich.

Confed-Cup-Sieg, makellose WM-Qualifikation, seit 21 Spielen ungeschlagen – ein sichtlich aufgeräumter Weltmeister-Trainer verließ das Kölner Stadion sieben Monate vor der WM mit einem guten Gefühl: „Ich bin nach diesem Jahr völlig entspannt und habe keine schlaflosen Nächte.“ Mit seinem Tor in der Nachspielzeit (90.+3) rettete Lars Stindl auf Vorlage des Rückkehrers Mario Götze die seit dem Halbfinal-Aus bei der EM 2016 andauernde Erfolgsserie des Weltmeisters. Er sorgte zudem dafür, dass Löw der erste Bundestrainer seit Berti Vogts (1997) ist, der ein Kalenderjahr ohne Niederlage übersteht.

Viel wichtiger war es dem 57-Jährigen aber, „dass wir zweimal nach einem Rückstand zurückgekommen sind“. Die Mannschaft sei nach den Gegentoren der starken Franzosen von Alexandre Lacazette (33., 71.) nicht nervös geworden, betonte Löw. In dieser mentalen Stärke sieht er einen elementaren Baustein für eine erfolgreiche WM: „Wir sind fußballerisch auf höchstem Niveau. Aber man muss sich vor dem Turnier auch psychische Robustheit aneignen. Jede Mannschaft will uns in die Knie zwingen. Da stoßen wir auf wahnsinnige Widerstände. Darauf müssen wir vorbereitet sein.“

Ein dickes Lob hatte Löw für Torwart Kevin Trapp parat. Der Saarländer bot eine starke Partie. „Es freut mich für ihn. Er hat in drei, vier Aktionen super reagiert. Das war eine klasse Leistung. Wir haben ein wahnsinnig gutes Gefühl, wenn wir ihn spielen lassen. Er hat Ruhe und Ausstrahlung“, sagte Löw.

Der 27-jährige Trapp genoss nach der Partie das selten gewordene Gefühl, ein gefragter Mann zu sein. Denn bei seinem Verein Paris Saint-Germain hütet sein französischer Konkurrent Alphonse Areola das Tor – und Trapp die Bank. Um seine WM-Chance zu retten, wird der Saarländer Paris wohl verlassen müssen. „Meine Situation ist kompliziert“, berichtete der 27-Jährige. Er nahm sich viel Zeit, sie zu erklären. „Ich werde kämpfen“, kündigte er an, „ich habe keine andere Wahl. Ich fühle mich in Paris wohl – wenn ich aber zur WM fahren will, und das ist mein großes Ziel, weiß ich, dass ich spielen muss.“

Dabei gefällt die Weltstadt ihm und seiner äußerst erfolgreich modelnden brasilianischen Freundin Izabel Goulart sehr. In seiner Bilanz steht allerdings keine Saisonminute, seit der neue Trainer Unai Emery übernommen hat. Noch habe er sich „nicht ernsthaft“ mit einem Transfer beschäftigt, doch dies könne sich selbstverständlich schnell ändern: „Das Fenster ist offen in der Winterpause, klar. Wir werden sehen, was bis dahin passiert. Ich will meinen Platz zurückhaben.“

Dass Trapp gegen Spanien (23. März) oder Brasilien (27. März) nochmals ran darf, ist unwahrscheinlich. Ist bis dahin Manuel Neuer zurück, wird wohl die Nummer eins spielen. Im anderen Fall gäbe es keinen Grund, nicht die Nummer zwei Marc-André ter Stegen ins Tor zu stellen. Ter Stegen ist Stammtorwart – und das auch noch beim FC Barcelona. Die Chancen, WM-Torwart Nummer drei zu werden, stehen aber gut. Denn immer, wenn Trapp in der Nationalelf spielte, überzeugte er auch. Anders als Konkurrent Bernd Leno, der trotz eines Stammplatzes in Leverkusen sowohl beim Confed Cup als auch in der WM-Qualifikation patzte.

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