Trainerin Wübbenhorst erreicht ein 2:2 Gelungenes Debüt für die Frau, die Geschichte schreibt

Hannover · Imke Wübbenhorst konnte sich vor Gratulanten kaum retten. Spieler, Club-Verantwortliche und selbst die mitgereisten Fans – alle standen Schlange, alle wollten die Trainerin umarmen, die gerade Fußball-Geschichte geschrieben hatte.

2:2 beim Aufstiegsfavoriten HSC Hannover. Mit einem Rumpfteam. Sie hatte mit ihrem erfolgreichen Debüt alle überrascht – sogar sich selbst. „Natürlich ist das eine ganz, ganz große Erleichterung. Ich habe mich auf das Schlimmste eingestellt, dass wir mit einer 0:8-Klatsche nach Hause fahren“, sagte Wübbenhorst nach ihrer viel beachteten Pflichtspiel-Premiere auf der Bank des Oberligisten BV Cloppenburg. Sie strahlte und meinte: „So viele Leute, die heute auf mich geguckt haben. Aber jetzt ist einfach alles gut.“

Die Aufregung bei A-Lizenz-Inhaberin Wübbenhorst war nur allzu verständlich. Mehrere Kamerateams begleiteten den ersten Einsatz einer Frau im leistungsbezogenen Männer-Fußball auf Schritt und Tritt und fingen am Sonntagnachmittag jede Gefühlsregung der früheren Bundesliga-Spielerin ein. 90 Minuten tigerte Wübbenhorst die Seitenlinie auf und ab und gab fortwährend lautstarke Anweisungen. Mit Erfolg.

Ihre Pionierarbeit wird in der Szene mit großem Interesse verfolgt. Frauen-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg rechnet in den Männer-Bundesligen aber kurzfristig noch nicht mit Trainerinnen. „Die Frauen sind bereit, die Männer noch nicht“, sagte die 51-Jährige. Man traue sich nicht, solch eine Entscheidung zu treffen, weil man „sich vielleicht auch nie damit auseinandergesetzt hat“. Die Frauen seien allerdings „nicht so weit davon weg, wir haben genügend Frauen, die das leisten könnten“.

Frauen wie Wübbenhorst. In Rekordzeit hat sich die neue Trainerin beim Oberligisten Respekt verschafft. Dass der Tabellenletzte der Oberliga Niedersachsen, der in der Winterpause etliche Spieler wegen großer finanzieller Schwierigkeiten verloren hatte, in Hannover kein Offensivfeuerwerk abbrannte, war zu erwarten.

In den kommenden Tagen wird für die 30 Jahre alte frühere Junioren-Europameisterin, die zuvor die Zweitliga-Frauen des BV trainiert und das Amt bei den Männern kurz vor Weihnachten angetreten hatte, nach turbulenten Wochen ein wenig Ruhe und Normalität einkehren. Der Anfang ihrer Mission, die Domäne Männerfußball auch für Frauen zu öffnen, ist gemacht. „Die Jungs wissen, dass ich als Trainerin Qualität habe“, sagte Wübbenhorst. Ihr Engagement sei „die Chance, zu zeigen, dass das Geschlecht egal ist und geschlechtsneutraler Fußballverstand überall anerkannt und respektiert wird“.

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