Trainer-Legende Udo Lattek ist tot

Köln · Der Fußball hat ihm viel zu verdanken, doch Zeit seines Lebens bedankte sich Udo Lattek lieber beim Fußball. Der legendäre Trainer, Stratege und Kommunikator starb am Wochenende im Alter von 80 Jahren.

Es war, als hätte Udo Lattek etwas geahnt. "Das war meine letzte Fußball-Reise, mein letztes großes Spiel", sagte er vor dem Champions-League-Finale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund , das er im Mai 2013 auf der Ehrentribüne im Wembley-Stadion verfolgte. Am vergangenen Wochenende starb Lattek, einer der erfolgreichsten Trainer der Fußball-Geschichte, im Alter von 80 Jahren. Zuletzt lebte er, schwer von einer Parkinson-Erkrankung gezeichnet, in einem Pflegeheim in Köln .

Lattek prägte den Fußball als begnadeter Trainer und Kommunikator wie nur wenige vor ihm. Und bis ins hohe Alter war er mit Feuereifer und Leidenschaft, aber auch wohltuender Demut ein Botschafter seines Sports. "Ich bin ein Bauernsohn, aus dem Nichts gekommen. Ich habe dem Fußball alles zu verdanken", sagte er Anfang 2010. 40 Jahre zuvor war der im ostpreußischen Städtchen Bosemb geborene Lattek auf Franz Beckenbauers Betreiben bei den Bayern Branko Zebec auf den Trainerstuhl gefolgt. Lattek revolutionierte die Kommunikation mit Spielern und Medien. Journalisten gewährte er tieferen Einblick in die Szene. Nicht von ungefähr hob er später die Sport Bild mit aus der Taufe und erlangte in 786 DSF- und Sport1-"Doppelpässen" als launisch-kritischer Beobachter Kultstatus.

"Du musst Spaß daran haben, mit Menschen umzugehen", sagte Lattek einst: "Die Mischung aus einem gesicherten Wissen und dem richtigen Gefühl hat es bei mir ausgemacht." Kritiker wie sein großer Gegenspieler Otto Rehhagel , mit dem er eine innige Feindschaft pflegte, hielten ihm gerne vor, stets vom Glück profitiert zu haben. Wie bei den Bayern, bei denen er in zwei Amtszeiten (1970 bis 1975 und 1983 bis 1987) Ansammlungen von Weltstars um Beckenbauer und Gerd Müller beziehungsweise Karl-Heinz Rummenigge und Lothar Matthäus vorfand. Oder in Mönchengladbach (1975 bis 1979), wo ihm sein einstiger Lehrmeister Hennes Weisweiler Spieler wie Jupp Heynckes , Berti Vogts oder Rainer Bonhof hinterließ.

Doch mit Glück allein sind Latteks Erfolge nicht zu erklären. Die Bayern führte er zu sechs Meistertiteln und drei Pokal-Triumphen, er wurde zweimal Meister mit Gladbach und gewann mit den "Fohlen" (Uefa-Cup 1979), den Bayern (Europapokal der Landesmeister 1974) und dem FC Barcelona (Pokalsieger-Cup 1982) den kompletten Satz Europapokale.

Seine Zeit in Spanien prägte ihn besonders, besser gesagt die Monate davor. Sein Sohn Dirk erkrankte an Leukämie und starb 1981 im Alter von 15 Jahren. Zusammen mit seiner Frau Hildegard floh Lattek, zu dieser Zeit Trainer bei Borussia Dortmund , nach Katalonien, vor allem, um den Schmerz zu lindern.

"Ich brauchte eine neue Aufgabe, Barcelona war schon damals der schwierigste Club, der mich 24 Stunden am Tag gefordert und dadurch auch abgelenkt hat", sagte Lattek. Immerhin 19 Monate trainierte er Barca, doch sein Kommunikationstalent stieß bei Diego Maradona an Grenzen. Wenn er später über den Zwischenfall mit dem Weltstar berichtete, klang das fast wie eine Anekdote, die sich im Laufe der Zeit als Geschenk entpuppte, das ihm der Fußball gemacht hat: "Hintergrund war die Abfahrt zu einem Abschlusstraining. Alle waren da, nur Diego nicht. Ich bin abgefahren, habe ihn stehen lassen. Daraufhin erklärte er dem Präsidenten, dass er lieber Cesar Luis Menotti haben wollte."

Lattek kehrte zum FC Bayern zurück, feierte wieder große Erfolge. Ein Fehler war später sein Einstieg als Sportdirektor beim 1. FC Köln (1987 bis 1991), bei dem er vor allem durch seinen legendären blauen Pullover für Furore sorgte. Einen würdigen Abschied aus dem innersten Zirkel der Branche erhielt er dennoch. Im Jahr 2000 führte er Borussia Dortmund mit einem Kurz-Comeback zum Klassenverbleib, die Fans im ausverkauften Westfalenstadion lagen ihm zu Füßen.

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