Tränen auf dem Thron

Oklahoma City · Kevin Durant ist der wertvollste Spieler der Basketball-Liga NBA. Der Star der Oklahoma City Thunder gewann die Wahl vor Titelverteidiger LeBron James – und hielt eine denkwürdige Dankesrede, bei der er in Tränen ausbrach.

Kevin Durant sah nicht aus wie jemand, der auf dem Basketball-Feld allen anderen etwas vormacht. Als der 25-jährige Ausnahmespieler der Oklahoma City Thunder in der Nacht zu Mittwoch erstmals zum wertvollsten Spieler der Profi-Liga NBA gewählt wurde, gab es vor allem Tränen und einen tiefen Einblick in ein bewegtes Leben.

Durant schluchzte, als er Trainern, Teamkollegen und vor allem seiner Mutter, Wanda Pratt, dankte. Sie habe ihn immer wieder angetrieben, als er mit dem Basketball aufhören wollte, sagte Durant. Im blauen Anzug und weißem Hemd stand der 2,06 Meter große Amerikaner vor dem Podium in der alten Thunder-Trainingshalle und rückte seine Brille hin und her. Er sei eigentlich ein guter Redner, meinte Durant, doch diesmal sei er nervös.

Seine Mitspieler saßen schräg hinter und mehrere hundert Zuschauer vor ihm. In den beiden Vorjahren war er bei den Abstimmungen Zweiter hinter LeBron James geworden. Jetzt hat er die Prinzenrolle abgelegt und "King James" von Meister Miami Heat überholt. "Großen Respekt für ihn, er hat es verdient. Er hatte eine gewaltige MVP-Saison", sagte James, der Zweiter wurde.

In seiner siebten NBA-Saison hatte Durant in 41 aufeinander folgenden Spielen mindestens 25 Punkte geworfen, somit den drittbesten Wert der Geschichte der Profiliga NBA aufgestellt und selbst Legende Michael Jordan übertroffen. In 14 Partien gelangen Durant 40 Zähler oder mehr. Seine Trefferquote lag bei starken 50,3 Prozent, im Durchschnitt erzielte er 32 Punkte.

Trotz seiner starken Leistungen ist der Olympiasieger und Weltmeister ein stiller Star. Die großen NBA-Bühnen sind in New York, Miami oder Los Angeles - Durant hingegen fühlt sich in Oklahoma City wohl, einer 600 000 Einwohner-Stadt mitten in Amerika. Hier gibt es keinen Broadway, kein Hollywood und auch keinen South Beach - und genau deshalb gefällt es Kevin Wayne Durant hier: "Dies ist der perfekte Ort für mich."

Obwohl er jetzt einer der Superstars der Liga und Multi-Millionär ist, hat Durant seine Herkunft nicht vergessen. Seine Mutter war gerade 21 Jahre alt, als sie ihn und seinen Bruder Tony alleine aufziehen musste. Die Familie zog oft im Großraum Washington um. Doch nirgendwo war sie richtig willkommen. Eine seiner schönsten Erinnerungen an jene Zeit, so Durant, sei, als die Drei in ihr erstes Appartement einzogen. "Kein Bett, keine Möbel. Wir saßen einfach im Raum und haben uns umarmt, weil wir dachten, dass wir es geschafft hatten."

Durant brach in Tränen aus, als er diesen Einblick in sein Leben gab, seine Mutter weinte ebenfalls hemmungslos. "Es ist kaum anzunehmen, dass es jemals wieder eine solch bewegende Dankesrede geben wird wie diese", schrieb die "USA Today".

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