Pferderenntag in Güdingen Träger Beginn, furioses Ende

Saarbrücken · Der Renntag in Güdingen begeistert die Pferdesport-Fans. Knapp 10 000 verfolgen die spannenden Rennen.

 Noch liegt Fabian Xaver Weißmeier (Mitte, mit der orange-blauen Kappe) zurück, doch am Ende zieht er mit seinem Pferd Rock Academy vorbei und gewinnt das Hauptrennen um den Preis der Sparkassenfinanzgruppe Saar.

Noch liegt Fabian Xaver Weißmeier (Mitte, mit der orange-blauen Kappe) zurück, doch am Ende zieht er mit seinem Pferd Rock Academy vorbei und gewinnt das Hauptrennen um den Preis der Sparkassenfinanzgruppe Saar.

Foto: Thomas Wieck

Besser hätte man sich den Spannungsbogen gar nicht ausdenken können. Viereinhalb Stunden Pferdesport hatten die Zuschauer auf der Güdinger Rennbahn schon hinter sich, 74 Pferde in neun Rennen, ehe es zum unerwarteten dramaturgischen Höhepunkt des Tages kam. Um 19.15 Uhr – die meisten Zuschauer hatten sich schon auf den Heimweg gemacht – legten die übrigen sieben Pferde nämlich noch mal so richtig los, fast jeder durfte auf der 1900 Meter langen Strecke mal nach vorne, bis sich Rebecca Danz auf ihrem Pferd Abendwind mit hauchdünnem Vorsprung Sieg und Preisgeld sicherte. Dahinter sah aber anscheinend auch für die Wettkampfrichter alles gleich aus – trotz Auswertung des Zielfotos war kein Zweitplatzierter auszumachen, mit Fabian Xaver Weißmeier und Miguel Lopez landeten gleich zwei Jockeys auf dem Rang zwei.

„Ich wusste nicht, wie sich das Pferd heute zurechtfindet. Es kennt die Bahn nicht und ist, wenn man ehrlich ist, nicht mehr das, was es vor ein paar Jahren war“, sagte Danz nach ihrem knappen Sieg im zehnten Rennen des 20. Sparkassen-Renntags am Pfingstsonntag. Abendwind war vor fünf Jahren die ganz große Hoffnung von Besitzer Harro Remmert, „aber irgendwann hat es nachgelassen – wir wissen nicht warum. Die Form ist einfach verschwunden“, sagte Remmert, der am Sonntag der wohl prominenteste Gast in Güdingen war.

Während Abendwind bei den ganz großen Rennen nicht mehr mithalten kann, hat Remmert in seiner Karriere schon fast alles erlebt. Seit einem schlimmen Reit­unfall mit Anfang 30 ist der heute 75-Jährige querschnittsgelähmt, hat sich nach seiner aktiven Karriere aber einen Namen als vielleicht erfolgreichster Trainer in Deutschland gemacht. Über 1000 Rennen hat Remmert seitdem gewonnen, dazu kommen etliche Erfolge als Jockey und Besitzer. Und trotz dieser langen Karriere war der Auftritt an Pfingsten Remmerts erster in Saarbrücken. „Die Atmosphäre hier macht einen sehr guten Eindruck auf mich“, sagte Remmert, der sonst nur die großen Bahnen in Deutschland kennt: „Es ist gemütlich, hier ist alles ein bisschen familiärer. Wir sind beeindruckt.“

Diese Atmosphäre zog insgesamt laut Veranstalterangaben knapp 10 000 Besucher nach Güdingen – trotz schlechter Wettervorhersage und Regen bis nach dem dritten Rennen. „Zum Glück hat es aufgelockert und die Leute sind gekommen – das zeigt, wie viele treue Stammgäste wir haben“, sagte Werner Schmeer vom Rennclub Saarbrücken. Und die bekamen einiges an gutem Pferderennsport geboten. Beim prestigeträchtigen Hauptrennen etwa, wo sich Fabian Xaver Weißmeier auf Rock Academy in Abwesenheit des wohl besten saarländischen Jockeys Maxime Pecheur das ausgeschriebene Preisgeld von 10 000 Euro sicherte. „Es ist bisher alles nach Plan gelaufen – obwohl ich natürlich gehofft hatte, dass ich das erste Rennen auch gewinne“, sagte Weißmeier, der zwei Stunden vorher Platz eins André Best überlassen musste: „Trotzdem: Das war jetzt mein 18. Saisonerfolg – damit kann ich zufrieden sein.“

Erfolgreichster Jockey des Tages war Traber Jochen Holzschuh mit zwei Siegen und einem zweiten Platz, beste Saarländerin war Lena Maria Mattes mit einem ersten und einem zweiten Platz. Weniger gut lief es für Lokalmatadorin Hana Mouchova, die im vierten Rennen abgeschlagen hinter der Spitzengruppe im Ziel einlief – in den Rennen zehn und neun reichte es für einen vierten und fünften Platz. „Das eine Pferd war vorher zwei Jahre nicht gelaufen, das andere ist ziemlich alt – deswegen sind die Platzierungen in Ordnung“, sagte Mouchova. Trotzdem, betonte die Saarbrückerin, sei es immer etwas Besonderes, in Güdingen dabei zu sein: „Es sind so viele Freunde hier, die rufen und jubeln, wenn man unterwegs ist – das ist schon schön.“

Und auch neben dem Platz gab es Grund zur Freude – vor allem für die Veranstalter. 81 000 Euro an Wetteinsätzen kamen zusammen, für Schmeer „nach dem desolaten Wetter zu Beginn zufriedenstellend“. Große Gewinne gab es für die Reitsportfans allerdings nicht zu holen – bis auf eine Ausnahme gewannen am Sonntag stets die Favoriten. Lediglich im Amateur-Rennen, wo sich Claudia Fleißner auf Twinnie überraschend Rang zwei sicherte, konnten die Fans kassieren: Bei einem Einsatz von 10 Euro hätte es hier ganze 6487 Euro zurückgegeben – die höchste Summe des Tages.

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