Tour-Patron Nibali ist unantastbar

Saint-Lary-Soulan · Vincenzo Nibali hat auch die Königsetappe der 101. Tour de France schadlos überstanden. Der Italiener fährt seinem ersten Triumph bei der Frankreich-Rundfahrt entgegen. Der Pole Rafal Majka holte gestern seinen zweiten Etappensieg.

Das Lächeln im Gesicht von Radprofi Vincenzo Nibali wird von Tag zu Tag gelöster. Auch die Königsetappe der 101. Auflage der Tour de France hat dem Italiener nichts anhaben können. Während sich der Pole Rafal Majka seinen zweiten Etappensieg bei der Frankreich-Rundfahrt holte und die Bergwertung beherrscht, behielt der Sizilianer bei der 124,5 Kilometer langen Kletterpartie durch die Pyrenäen stets die Übersicht - und vergrößerte seinen Vorsprung im Gesamtklassement.

Mit Ausnahme eines Tages trägt Nibali bei der 101. Tour de France seit dem 7. Juli das Gelbe Trikot des Gesamtführenden - und selten stand es ihm so gut wie gestern nach der kurzen, aber intensiven Etappe von Saint-Gaudens nach Pla d'Adet. "Es war wichtig, intelligent zu fahren und ruhig zu bleiben", sagte Nibali, der während einer Offensive der starken französischen Fraktion Stehvermögen bewies. Als Tagesdritter rollte er hinter seinem Landsmann Giovanni Visconti ins Ziel. Majka feierte da bereits seinen zweiten Etappensieg gebührend. Vor Freude strahlend klopfte er sich mit der Faust auf seine Brust und nahm nach der Zieldurchfahrt die Glückwünsche entgegen.

Nibali kontrollierte lange Zeit scheinbar mühelos das Geschehen im Hauptfeld und verbrachte fast die gesamte Renndistanz an der Seite seiner Herausforderer. Erst als die Franzosen Romain Bardet, Thibaut Pinot und Jean-Christophe Péraud attackierten, machte Nibali ernst. Erst parierte er ohne Probleme die Offensive seiner Rivalen, dann setzte der "Hai von Messina" zum Gegenangriff an. "Vier Anstiege auf 124 Kilometern, das war sehr gefährlich. Das Rennen hätte explodieren können", sagte Nibali, der im Gesamtklassement nun 5:26 Minuten vor dem Spanier Alejandro Valverde liegt. Ihn kann wohl nur noch ein nicht zu erwartender Einbruch auf der letzten Bergetappe heute vom Gesamtsieg abhalten. Italien hat sich jedenfalls schon auf seinen ersten Tour-Sieger seit Marco Pantani 1998 eingestellt: Nibali wurde bereits vom italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi zu dessen Amtssitz Palazzo Chigi in Rom eingeladen - selbstverständlich soll er im Gelben Trikot kommen.

Heute wird es für den Italiener und die weiteren Fahrer nochmal schmerzhaft. Die letzte Etappe in den Pyrenäen führt über 145,5 Kilometer von Pau nach Hautacam. Neben zwei kleinen Anstiegen muss das Peloton zwei Bergwertungen der Ehrenkategorie bewältigen. Dabei geht es über den legendären Col du Tourmalet. So wie Nibali gestern lächelte, dürfte er diesen mit gewohnter Eleganz überwinden.

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