Starkes 34:21 gegen Brasilien WM-Stimmung verleiht den Spielern Flügel

Berlin · Heim-WM ist bislang ein Traum. Doch erst die Spiele gegen Russland und Frankreich werden zeigen, wie stark Deutschlands Handballer sind.

  Uwe Gensheimer (mit zehn Toren bester Schütze), Matthias Musche und Fabian Wiede (v. l.) genossen die Stimmung beim 34:21-Sieg gegen Brasilien.

Uwe Gensheimer (mit zehn Toren bester Schütze), Matthias Musche und Fabian Wiede (v. l.) genossen die Stimmung beim 34:21-Sieg gegen Brasilien.

Foto: dpa/Soeren Stache

Andreas Wolff schwitzte in der Sauna, seine Teamkollegen zappten beim Dschungelcamp rein und legten die Beine hoch. Die deutschen Handballer genossen nach dem mit Bravour bestandenen Härtetest gegen Brasilien (34:21) ihr Entspannungsprogramm. Kraft tanken, Kopf frei bekommen – denn der WM-Doppelpack gegen Russland und Titelverteidiger Frankreich innerhalb von 26 Stunden ist der erste wahre Gradmesser auf ihrer Medaillen-Mission.

„Es ist wichtig, dass sie nach solch einem Adrenalinschub wieder zur Ruhe finden, zur Erholung und Lockerheit“, sagte Bundestrainer Christian Prokop: „Das gesamte Team muss es schaffen, nach so einem Highlight cool zu bleiben, damit wir Montag wieder den richtigen Fokus haben.“ Dann wollen Kapitän Uwe Gensheimer und Co. gegen den früheren Handball-Riesen Russland (18 Uhr/ARD) heute den dritten Sieg im dritten WM-Spiel feiern. Bereits einen Tag später kommt es zum großen Prestige-Duell mit Frankreich (20.30 Uhr/ZDF).

„Wir tun gut daran, erst einmal die Aufgabe gegen die Russen zu erledigen, bevor wir mit den Köpfen bei Frankreich sind“, warnte Bob Hanning. Eins aber ist auch für den DHB-Vizepräsidenten klar: „Nach diesen beiden Spielen wissen wir, wo wir wirklich stehen.“

Die Erkenntnisse aus dem Sieg gegen Brasilien am Samstag sind zumindest vielversprechend: Die Verteidigung um Torhüter Wolff und die Abwehr-Riesen Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek stand sicher, im Angriff zeigte sich Gensheimer (10 Tore) erneut eiskalt, im Spielaufbau überraschte das Team mit seiner Variabilität. Und fast noch wichtiger: Die überragende Stimmung in der mit 13 500 Zuschauern ausverkauften Arena ist kein Hemmklotz, sondern verleiht Flügel. „Mit einem Wort: Es ist einfach geil“, sagte der mit besonders viel Adrenalin vollgepumpte Wolff.

Für Prokop war es das bislang schönste Länderspiel als Bundestrainer. „Ja, das kann man so beschreiben“, sagte der 40-Jährige, der beim EM-Debakel vor einem Jahr noch hart gescholten wurde. Der Neustart mit zahlreichen Gesprächen hat sich offenbar gelohnt. „Gefühlt ist die Atmosphäre im Team so gut wie noch nie“, sagte Kreisläufer Wiencek.

Prokop ließ ein Gefühl der Genugtuung aber noch nicht zu: „Das haken wir ab, jetzt geht das Turnier gegen Russland los.“ Sorgen, dass seine Spieler auf der Welle der Euphorie die Bodenhaftung verlieren, hat Prokop keine: „Bei dieser Mannschaft merkt man den Hunger auf Erfolg.“

Dabei geht Käpt‘n Gensheimer voran. Der Weltklasse-Linksaußen genoss zwar die schwarz-rot-goldene WM-Party auf den Rängen („Ich wollte mich immer mal so fühlen wie ein Popstar“), doch sein Blick auf die Realität wurde dadurch nicht getrübt. „Es ist klar, dass wir uns steigern wollen und auch müssen, wenn wir weit kommen wollen“, meinte der 32-Jährige.

Ein Fingerzeig für den weiteren Turnierverlauf ist in jedem Fall das Topspiel morgen gegen Frankreich. Zahlreiche Handball-Schlachten haben sich beide Nationen auf dem Parkett schon geliefert, unvergessen bleibt Deutschlands dramatischer Halbfinalsieg beim WM-Triumph 2007. „Das ist nicht vergessen“, sagte der französische Senkrechtstarter Romain Lagarde.

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