Tokio ist das Ziel

Saarbrücken. Der morgige Samstag ist für die deutsche Kunstturn-Elite ein wichtiger Termin. Im ersten Qualifikations-Wettkampf zur Weltmeisterschaft in Japan (8. bis 16. Oktober) müssen die besten nationalen Turner in Altendiez Top-Leistungen bringen und diese zwei Wochen später bei den deutschen Meisterschaften in Göppingen bestätigen

 Eugen Spiridonov zeigte am vergangenen Samstag in der Bundesliga sein Können - nicht nur am Reck, sondern auch an fünf anderen Geräten. Und das trotz einer Fingerverletzung. Foto: ROlf Ruppenthal

Eugen Spiridonov zeigte am vergangenen Samstag in der Bundesliga sein Können - nicht nur am Reck, sondern auch an fünf anderen Geräten. Und das trotz einer Fingerverletzung. Foto: ROlf Ruppenthal

Saarbrücken. Der morgige Samstag ist für die deutsche Kunstturn-Elite ein wichtiger Termin. Im ersten Qualifikations-Wettkampf zur Weltmeisterschaft in Japan (8. bis 16. Oktober) müssen die besten nationalen Turner in Altendiez Top-Leistungen bringen und diese zwei Wochen später bei den deutschen Meisterschaften in Göppingen bestätigen. Gelingt das, winken Tickets für die WM in Tokio, die gleichzeitig auch die erste Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 in London sein wird.

Sehne gerissen

Es steht am Wochenende also viel auf dem Spiel. Auch für TG-Saar-Turner Eugen Spiridonov, der in der Pfalz vor Bundestrainer Andreas Hirsch glänzen und als einzige saarländische Hoffnung um einen Platz in der Turn-Mannschaft Deutschlands kämpfen will. Doch fast wäre der Traum geplatzt.

"Bei der Vorbereitung auf den Bundesliga-Heimkampf gegen Cottbus habe ich am Barren daneben gegriffen und mich an der rechten Hand verletzt", denkt Spiridonov ungern an den Schock zurück. Eine gerissene Sehne ließ den Mittelfinger sofort dick anschwellen. Doch statt die von den Mannschaftsärzten empfohlene Verletzungspause einzulegen, trat der 29-Jährige zwei Tage später im Duell mit dem deutschen Meister (37:30) an und turnte einen Sechskampf. Anders als Cottbus' Mehrkampf-Europameister Philipp Boy, der - die folgende WM-Quali in Altendiez fest im Blick - sich am Barren lieber schonte.

Den Einzelerfolg über den Erfolg des Teams zu stellen, käme für Spiridonov nie in Frage. "Das Risiko, ganz auszufallen, war groß, aber ich wollte die Jungs nicht im Stich lassen", sagt er in der für ihn typischen selbstlosen Art. Die Verletzung macht ihm immer noch zu schaffen. Hinter dickem Tape-Verband schimmert der Finger grün und blau, doch Spiridonov hofft, dass ihn die Einschränkung bei den letzten Stationen vor der WM nicht behindert.

Gern würde er seine Karriere im Turn-Team, die 2005 bei der WM in Melbourne begann, in Japan fortsetzen. 2006 feierte er im griechischen Volos mit der Vize-Europameisterschaft am Pauschenpferd seinen bislang größten Einzelerfolg. 2007 holte er mit der Mannschaft bei der WM in Stuttgart Bronze.

Kampf gegen Hochkaräter

Nach dem Olympia-Start 2008 in Peking belegte er 2009 mit Deutschland den dritten Platz beim Japan-Cup. Die größten Erfolge im Nationaltrikot feierte Spiridonov 2010, als Deutschland in Birmingham EM-Gold und bei der WM in Rotterdam Bronze gewann.

"Eugen ist ein Teamplayer, auf den du hundertprozentig zählen kannst. Das weiß auch der Bundestrainer", schwärmt Thorsten Michels. Die Konkurrenten im Kampf um sechs Nationalteam-Plätze bezeichnet Spiridonovs TG-Saar-Kollege aber als "Hochkaräter". Um gegen Philipp Boy, Marcel Nguyen und Fabian Hambüchen zu bestehen, schraubte Spiridonov seine Ausgangswerte am Reck, Boden und Pferd hoch. Ziel ist es, die zwei WM-Qualifikationen unter den "besten Drei" zu beenden. Denn die sind in Tokio sicher dabei. "Alles andere entscheidet der Bundestrainer. Mal sehen, ob mir das gelingt", sagt Spiridonov.

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