Tischtennis-WM in Budapest Schlechtes Gefühl als gutes Omen

BUdapest · Für Timo Boll, Patrick Franziska und Co. hängen die Trauben bei der Einzel-WM ab Sonntag in Budapest hoch.

 Tischtennis-Star Timo Boll ist alles, aber sicherlich nicht in Topform – und das ausgerechnet vor der Einzel-WM in Budapest. Doch der Routinier will sich davon nicht runterziehen lassen und setzt auf seine Erfahrung.

Tischtennis-Star Timo Boll ist alles, aber sicherlich nicht in Topform – und das ausgerechnet vor der Einzel-WM in Budapest. Doch der Routinier will sich davon nicht runterziehen lassen und setzt auf seine Erfahrung.

Foto: dpa/Barbara Gindl

Tischtennis-Star Timo Boll hofft für die Einzel-WM ab Ostersonntag in Budapest auf die Wiederholung schon so manch überraschender Formexplosion zur rechten Zeit am rechten Ort. „Ich habe in den letzten Wochen sicher nicht wie die Nummer fünf der Welt gespielt. Aber ich bin schon öfter in keiner guten Verfassung zu Turnieren gekommen, und am Ende sind es meine stärksten geworden“, sagt der Europameister vor der Abreise nach Ungarn: „Ich will nicht zu pessimistisch sein.“

Einen optimalen Verlauf seiner WM-Vorbereitung stellt sich Boll gleichwohl anders vor. Bedingt auch durch Probleme an der Schulter musste der Düsseldorfer zuletzt mehrere ernüchternde und teils bittere Niederlagen quittieren. „Da knabbert man schon ein bisschen dran, und die Probleme gehen ja nicht mit einem Fingerschnipsen weg. Deswegen lief es zuletzt spielerisch nicht so gut“, beschreibt Boll seine Ausgangslage: „Ich versuche aber, mich nicht zu sehr von der Abwärtsspirale runterziehen zu lassen und Erfahrung und Willen dagegenzusetzen. Der Kopf ist auch schon wieder ganz gut getrimmt und in der Spur.“

Auf der Fährte in Richtung seiner zweiten WM-Medaille im Einzel nach Bronze von 2011 wähnt sich der 38-Jährige jedoch eher nicht. „Dafür muss schon viel wirklich ideal laufen“, meint der frühere Weltranglistenerste zu seinen Aussichten im Kampf vor allem gegen Chinas Favoriten-Quintett. Mehr Möglichkeiten rechnet sich Boll beinahe schon für sein Doppel mit dem jüngst so starken Saarbrücker Patrick Franziska aus: „Beim World-Tour-Turnier im März in Katar haben wir das Finale erreicht und wie fast immer, wenn wir zusammenspielen, gut gespielt. Da sind die Chancen auf eine Medaille vielleicht sogar größer als im Einzel.“

Ganz aufs Einzel fokussiert ist Europe-Top-16-Gewinner Dimitrij Ovtcharov. Nach seiner langwierigen Verletzung im Vorjahr sieht sich der 30-Jährige wieder auf dem Weg zu seiner Glanzform, durch die er Ende 2017 auch an die Spitze der Weltrangliste geklettert war. „Die Pause war eine schwierige Phase. Der alte Ovtcharov davor war aber bei einer WM auch nie weiter als bis ins Achtelfinale gekommen. Mal gucken, wie weit es der neue Ovtcharov schafft“, sagt er.

Medaillen wären für die Asse des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), für die ohnehin die Europaspiele mit der ersten Olympia-Qualifikation im Sommer in Minsk der Saisonhöhepunkt sind, aber selbst in Bestform keine Selbstläufer. China hat seine Schwächephase von 2017 überwunden und dominiert bei Männern und Frauen in gewohnter Manier. Dazu erscheinen besonders die Japaner mit ihrem 15 Jahren alten „Wunderkind“ Tomokazu Harimoto vor Olympia 2020 in Tokio immer stärker.

„Einige aus unserem Team können weit kommen. Wir müssen uns die Chancen auf starke Ergebnisse aber erst erarbeiten“, sagt DTTB-Sportdirektor Richard Prause. Möglichkeiten auf Achtungserfolge haben neben Boll und Ovtcharov sowie dem Doppel Boll/Franziska vor allem das Mixed mit Franziska und Petrissa Solja (Langstadt, früher TTSV Fraulautern) sowie die Europameisterinnen Nina Mittelham und Kristin Lang im Frauen-Doppel.

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