Tibor Pleiß und sein Traum von der NBA

Bamberg. Meisterschaft und Pokal mit den Brose Baskets Bamberg, der Kontakt zum NBA-Club Oklahoma City Thunder und das Debüt bei der Weltmeisterschaft in der Türkei: Hinter Deutschlands großer neuer Basketball-Hoffnung Tibor Pleiß liegt ein turbulentes Jahr. "Es ging schon alles verdammt schnell", gesteht der 21-Jährige: "Aber das ist auch gut so

Bamberg. Meisterschaft und Pokal mit den Brose Baskets Bamberg, der Kontakt zum NBA-Club Oklahoma City Thunder und das Debüt bei der Weltmeisterschaft in der Türkei: Hinter Deutschlands großer neuer Basketball-Hoffnung Tibor Pleiß liegt ein turbulentes Jahr. "Es ging schon alles verdammt schnell", gesteht der 21-Jährige: "Aber das ist auch gut so. Ich mag es, wenn immer etwas los ist."

In Bamberg zum Star

Immer etwas los - das ist für das abgelaufene Jahr von Deutschlands Center Nummer eins eine maßlose Untertreibung. Der 2,15 Meter große Schlacks steht nach einer rasanten Entwicklung kurz davor, als zweiter Deutscher neben Dirk Nowitzki in der nordamerikanischen Profiliga NBA zu spielen. "Das ist mein großer Traum, dafür tue ich alles", sagt Pleiß. "Er hat das Zeug dafür, er hat ein gutes Händchen", lobt Nowitzki den Bamberger, mit dem er noch nie zusammengespielt hat.

Bei der Europameisterschaft in Litauen könnten beide im kommenden Sommer erstmals gemeinsam auf dem Parkett stehen, wenn es für das deutsche Team um das Ticket zu den Olympischen Spielen 2012 in London geht. "Das wäre eine große Ehre für mich", sagt Pleiß, der den Superstar von den Dallas Mavericks bislang nur von ein paar kurzen Treffen während der WM-Vorbereitung kennt. "Es hat Spaß gemacht, sich mit ihm zu unterhalten. Es war fast so, als würde man sich schon lange kennen", beschreibt Pleiß die Zusammenkunft mit seinem Idol.

Dass er inzwischen selbst für viele Jugendliche zum Vorbild taugt, in Bamberg zum Publikumsliebling gereift ist und Späher aus aller Welt ein Auge auf ihn geworfen haben - davon hätte der frühere Kölner noch vor einem Jahr nicht zu träumen gewagt. Doch mit starken Leistungen erkämpfte er sich zunächst mehr und mehr Spielzeit in Bamberg und hatte so maßgeblichen Anteil am Pokalsieg und der Meisterschaft der Franken. Die NBA war für Pleiß dennoch weit weg, bis sich die New Jersey Nets im so genannten Draft am 25. Juni im New Yorker Madison Square Garden die Transferrechte an Pleiß sicherten und dann an die Oklahoma City Thunder weiterreichten. "Das war schon sehr aufregend", gesteht Pleiß, der gesteht, bis dahin noch kein NBA-Spiel über die volle Spielzeit gesehen zu haben.

Ruhig, intelligent, freundlich - so gibt sich der Abiturient auch weiterhin. Sein Interesse an der NBA ist inzwischen gestiegen. Die Thunder, die drei Jahre lang ein Zugriffsrecht auf den Center haben, versorgen ihn nun regelmäßig mit DVDs ihrer Spiele. "Da kann ich schon einmal ein Gefühl dafür entwickeln, was mich erwartet, wenn es tatsächlich mit dem Sprung in die USA klappt."

Bauermann setzt auf Juwel

Seine Entscheidung, in dieser Saison weiter in Bamberg zu spielen und finanziell lukrativere Angebote aus Rom oder Madrid abzulehnen, wurde von Oklahomas Generalmanager Sam Presti befürwortet. "Ich brauche Spielzeit, und die bekomme ich hier. Dadurch ist mein Ansehen weiter gestiegen", weiß Pleiß.

Inzwischen würden ihn europäische Topclubs nicht nur als Center Nummer zwei oder drei holen, sondern als Starter. "Tibor hat sich toll entwickelt", lobt Bundestrainer Dirk Bauermann, der mit seinem größten Juwel in ständigem Kontakt steht. Ob es Pleiß schon im kommenden Sommer in die NBA zieht oder er erst noch den Umweg über einen europäischen Spitzenverein nimmt, bleibt abzuwarten. Doch Bauermann ist sich sicher: "Innerhalb von drei Jahren werden wir Tibor in der NBA sehen." dpa

Hintergrund

Die Deutschen in der Basketball-Profiliga NBA:

Frido Frey (in der NBA in der Premieren-Saison 1946/1947, 23 Spiele für die New York Knicks).

Uwe Blab (in der NBA von 1985 bis 1990, 235 Spiele für die Dallas Mavericks, die Golden State Warriors und die San Antonio Spurs).

Detlef Schrempf (in der NBA von 1985 bis 2001, 1136 Spiele für die Dallas Mavericks, die Indiana Pacers, die Seattle Supersonics und die Portland Trailblazers).

Chris Welp (in der NBA von 1987 bis 1990, 109 Spiele für die Philadelphia 76ers, die San Antonio Spurs und die Golden State Warriors).

Shawn Bradley (erhielt während seiner Karriere die deutsche Staatsbürgerschaft, in der NBA von 1993 bis 2005, 832 Spiele für die Philadelphia 76ers, die New Jersey Nets und die Dallas Mavericks).

Chris Kaman (erhielt während seiner Karriere die deutsche Staatsbürgerschaft, in der NBA seit 2003, 471 Spiele für die Los Angeles Clippers).

Dirk Nowitzki (seit 1998 in der NBA, 949 Spiele für die Dallas Mavericks). red

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