THW Kiel eilt von Rekord zu Rekord

Flensburg. Das rechte Auge zierte ein großes Veilchen, ein Zeichen der hinter ihm liegenden Handballschlacht. Aber Marcus Ahlm interessierte das ramponierte Gesicht wenig. "Von wem das kommt? Ich weiß es nicht", lächelte der Kreisläufer des THW Kiel. Er sprach lieber über das Gesamtkunstwerk, das seine Mannschaft aktuell darstellt

Flensburg. Das rechte Auge zierte ein großes Veilchen, ein Zeichen der hinter ihm liegenden Handballschlacht. Aber Marcus Ahlm interessierte das ramponierte Gesicht wenig. "Von wem das kommt? Ich weiß es nicht", lächelte der Kreisläufer des THW Kiel. Er sprach lieber über das Gesamtkunstwerk, das seine Mannschaft aktuell darstellt. Mit 37:29 (16:15) hatten die "Zebras" nun auch das Derby bei der SG Flensburg-Handewitt gewonnen. Dabei war es in der gefürchteten "Hölle Nord" am Ende ziemlich still geworden, zu überlegen zeigte sich der Titelverteidiger. Von einer Vorentscheidung in der Meisterschaft wollte der Schwede, der mit fünf Toren neben Filip Jicha (neun Treffer) und Torwart Thierry Omeyer (20 Paraden) zu den Matchwinnern zählte, trotz des Sechs-Punkte-Vorsprungs nicht sprechen: "Wir sind noch lange nicht durch."Die Kollegen hielten sich trotz des Triumphes beim Erzrivalen, auf den sie sechseinhalb Jahre hatten warten müssen, ebenfalls merklich zurück. "Wir haben noch keinen Titel gewonnen", mahnte auch Trainer Alfred Gislason, dem vor allem die anstehende WM in Kroatien (16. Januar bis 2. Februar 2009) Sorgen bereitet. "Wenn sich dort ein paar Spieler verletzen, stünden wir in der Rückserie schnell mit zehn Minuspunkten dort", warnt der 50-Jährige Isländer. Die Konkurrenz verneigt sich allerdings bereits vor dieser Über-Mannschaft, die ein radikales Tempospiel demonstriert. "Es wird in dieser Saison keine Mannschaft geben, die an Kiel heranreicht, weder in Deutschland, noch in Europa", schwärmte Flensburgs Geschäftsführer Fynn Holpert.Die Fakten, die der THW derzeit schafft, sprechen für sich: Noch nie ist der THW Kiel bei 31:1 Punkten so gut in eine Saison gestartet. Sollten die Schleswig-Holsteiner gegen Göppingen morgen nicht verlieren, hätten sie, bisher beispiellos, in der Herbstserie kein einziges Pflichtspiel verloren. Noch nie gelang es einer deutschen Mannschaft, 35 Spiele in Folge ungeschlagen zu bleiben. Und noch nie blieb ein Team auswärts 17 Partien ohne Niederlage. Nach dem Sieg in Flensburg jagen die Kieler nun auch die Rekordserie des TBV Lemgo aus dem Jahr 2002 (20 Siege in Folge). Manch einer glaubt, die aktuelle Mannschaft sei die stärkste aller Zeiten.Freilich könnte es in der Rückserie zu nervigen Störmanövern kommen. So gilt als sicher, dass Noka Serdarusic, der ab Juni 2009 die Rhein Neckar-Löwen trainiert, Superstar Nikola Karabatic nach Mannheim locken will. Sollte sich Karabatic tatsächlich dazu entschließen, dem vom ihm verehrten Trainer zu folgen, wäre eine Ablöse von rund zwei Millionen Euro fällig, denn der Welthandballer hat bis 2012 in Kiel Vertrag. Karabatic gab sich dazu wortkarg. "Dazu möchte ich nichts sagen", erklärte er und verschwand aus der Halle, in der auch Serdarusic gesessen hatte. Neben ihm: Mutter Karabatic.

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