THW Kiel auf Schaulauf-Tour
Kiel. Seit Montag ist der deutsche Handball-Meister THW Kiel auf Schaulauf-Tour - nur die Bundesliga-Spiele zwischendurch stören
Kiel. Seit Montag ist der deutsche Handball-Meister THW Kiel auf Schaulauf-Tour - nur die Bundesliga-Spiele zwischendurch stören. Nachdem die Mannschaft den bevorstehenden Abschied von Kapitän Stefan Lövgren zwei Tage lang auf Mallorca begossen hat und am berüchtigten "Ballermann" auf partywillige Kollegen vom HSV Hamburg getroffen war, steht jetzt alles im Zeichen der Meisterfeier am Samstag auf dem Kieler Rathausplatz. Mit müden Beinen war das Team von Trainer Alfred Gislason am Mittwoch von Mallorca nach Essen gereist, um beim Tabellenletzten TuSEM einen 43:28-Sieg einzufahren und damit für einen Superlativ zu sorgen: Nie zuvor hat eine Mannschaft in einer Saison 63 Punkte gesammelt. Mit einem Sieg zum Saisonkehraus im Heimspiel gegen den Nordrivalen SG Flensburg-Handewitt kann die Ausbeute gar auf 65:3 Zähler gesteigert werden. Nur ein Remis und eine Niederlage in einem Spieljahr - an diesem Rekord werden sich die Konkurrenten in den nächsten Jahren wohl die Zähne ausbeißen. Zur absoluten Glückseligkeit fehlt dem Double-Gewinner THW lediglich die Trophäe der Champions League, die den Kielern an Pfingsten mit einer 27:33-Niederlage beim spanischen Titelverteidiger BM Ciudad Real aus den Händen geglitten war. "Auch vor dem Hintergrund der nicht bewiesenen Manipulationsvorwürfe ist das herausragend, was der THW geleistet hat", sagt Horst Bredemeier, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB). Bundesliga-Geschäftsführer Frank Bohmann sagte: "Die sportliche Leistung ist über jeden Zweifel erhaben. Man kann nur den Hut ziehen. Die Mannschaft hat es verdient." Dennoch beschleicht den Liga-Primus Wehmut, wenn am Samstag das letzte Saisonspiel abgepfiffen und die Meisterschale unter dem Beifall von 10 000 Zuschauern in der Halle und rund 20 000 auf dem Rathausplatz überreicht wird. Der THW in der nächsten Saison wird ein anderer sein. "Mit den Spielern, die uns verlassen, verliere ich Lebensfreude", sagte Rückraumschütze Kim Andersson. Drei Leistungsträger nehmen Abschied: Nikola Karabatic und Vid Kavticnik wechseln zu Montpellier HB, Lövgren kehrt in seine schwedische Heimat zurück, um als Handball-Lehrer zu arbeiten. Zudem tritt Uli Derad als Nachfolger von Uwe Schwenker ein schweres Erbe als Geschäftsführer an. "Lövgren ist als Integrationsfigur nicht zu ersetzen. So eine Type hat Kiel derzeit nicht", meint Bredemeier. Indes, glaubt der DHB-Vize, könnten Momir Ilic vom VfL Gummersbach und Christian Sprenger vom SC Magdeburg die Lücken schließen, die Karabatic und Kavticnik reißen. "Die Liga wird auf jeden Fall spannender. So einen Riesenabstand zum Zweiten darf es nicht mehr geben. Das passt nicht", sagt Bredemeier. dpa "So einen Riesenabstand zum Zweiten darf es nicht mehr geben."DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier