Thomas Müller nur noch Ersatz Kein Platz mehr für den Unverzichtbaren

München · Zuerst in der Nationalmannschaft, jetzt bei Bayern München: Thomas Müller, einst unersetzlich, ist nur noch Reservist.

 Ein Lächeln, ein kurzer Spruch: Seine gute Laune scheint Thomas Müller nicht zu verlieren. Dabei sieht es sportlich für ihn derzeit gar nicht so rosig aus. Beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft ist er nur Ersatz.

Ein Lächeln, ein kurzer Spruch: Seine gute Laune scheint Thomas Müller nicht zu verlieren. Dabei sieht es sportlich für ihn derzeit gar nicht so rosig aus. Beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft ist er nur Ersatz.

Foto: dpa/Jens Büttner

Thomas Müller war zum Scherzen aufgelegt – und das überraschte. „Heute machst du mal“, sagte der Fußball-Nationalspieler von Rekordmeister Bayern München schmunzelnd zu seinem Teamkollegen Joshua Kimmich und schickte diesen vor die Mikrofone der wartenden Reporter.

Wer nach dem Königsklassen-Sieg in Athen (2:0) einen grummelnden Müller erwartet hatte, der genervt von seiner aktuellen Reservisten-Rolle schnurstracks den Mannschaftsbus aufsucht, hatte sich getäuscht. „Er verliert seine Art trotzdem nicht. Das ist überragend von ihm“, lobte Kimmich prompt.

Es ist gerade nicht einfach für Müller. Der einst von Louis van Gaal geprägte Satz, „Müller spielt immer“, hat längst an Gültigkeit verloren. Derzeit könnte man ihn fast ersetzen durch: „Müller spielt nimmer.“ Zuletzt fand sich der 29-Jährige drei Pflichtspiele in Folge auf der Bank wieder. Falls Müller an diesem Samstag beim FSV Mainz 05 (15.30 Uhr) ins Team rotiert, sollte er diese Chance besser wahrnehmen, will er an seiner Situation etwas ändern. „Natürlich will man immer spielen“, sagte Müller jüngst nach dem Länderspiel in Paris, bei dem er als Konsequenz aus dem 0:3 in den Niederlanden auch in der Nationalmannschaft seinen Platz hatte preisgeben müssen.

Müllers Status als Führungspersönlichkeit bleibt von seiner neuen Rolle bislang unangetastet, sein Wort hat hier wie dort weiterhin Gewicht. Umso höher ist es ihm anzurechnen, dass er beim FC Bayern sein Wohl und Wehe hintanstellt. „Der Trainer stellt auf, und wir sollten mehr über die Dinge sprechen, die auf dem Platz passieren“, sagte Müller: „Uns bringt’s wirklich nicht weiter, wenn wir irgendwelche Diskussionsrunden aufmachen.“

Brandherde hatten sie beim Rekordmeister genug im Oktober. Und das Thema Müller, das kann sich der clevere Profi genau ausmalen, wäre geradezu prädestiniert für einen neuen. „Jeder weiß, es ist sein Anspruch, hier bei Bayern München auch zu spielen. Er ist trotzdem immer positiv, einer, der immer anfeuert und auch in so einer Phase immer einen Spruch auf Lager hat“, sagte Kimmich mit einem Höchstmaß an Anerkennung.

Ob Müller die Gunst von Trainer Niko Kovac wieder uneingeschränkt erwirbt, dürfte davon abhängen, ober er seine Fähigkeit als Raumdeuter wieder zur Geltung bringt. Kovac hat erkannt, dass Müller „nicht greifbar“ ist und dessen Bedeutung hervorgehoben: „Er will überall helfen, offensiv wie defensiv, das macht ihn so wertvoll. Er tut ungemein viel für die Mannschaft.“

Und nicht zuletzt ist Müller als Typ für die Münchner praktisch unersetzlich. Der Bayer verkörpert den Club wie kein Zweiter. Als Kind des Vereins hat Müller seit seinem Profidebüt im August 2008 inzwischen über 450 Pflichtspiele in den Beinen und dazu fast 100 Länderspiele. In der Vergangenheit hat er sich aus ähnlich schwierigen Phasen vitalisiert zurückgemeldet. Ob es ihm wieder gelingt?

Die Konkurrenz wird jünger und besser. In der Sturmspitze kommt er an Robert Lewandowski nicht vorbei, dahinter wirbelten zuletzt Thiago und James Rodriguez. Leon Goretzka drängt ebenfalls ins Team. Auf der rechten Außenbahn ist Arjen Robben gesetzt, auch Serge Gnabry kann dort spielen. Irgendwie scheint gerade wenig Platz zu sein für den unverzichtbaren Müller.

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