Fußball Locher lässt mit 53 noch viele Junge stehen

Mosberg-Richweiler · Thomas Locher hat noch lange nicht genug: Mit 53 Jahren spielt der Manndecker noch regelmäßig für die erste Mann-schaft des SV Mosberg-Richweiler in der Kreisliga A Nahe. Zwei weitere Jahre will der Polier noch die Schuhe schnüren.

 Wie ein Schatten: Thomas Locher (hier rechts neben Nicola Weber) ist auch mit 53 Jahren noch ein gefürchteter Manndecker. „Ich arbeite als Polier auf dem Bau. Deshalb bin ich fit. So manch Junger hat schon abgekotzt, nachdem er gegen mich gespielt hat“, sagt Locher lachend. Auch früher half ihm seine Fitness. 1988 schwamm er in die Freiheit.  Foto: Horst Peter

Wie ein Schatten: Thomas Locher (hier rechts neben Nicola Weber) ist auch mit 53 Jahren noch ein gefürchteter Manndecker. „Ich arbeite als Polier auf dem Bau. Deshalb bin ich fit. So manch Junger hat schon abgekotzt, nachdem er gegen mich gespielt hat“, sagt Locher lachend. Auch früher half ihm seine Fitness. 1988 schwamm er in die Freiheit. Foto: Horst Peter

Foto: Horst Peter

Exakt 110 Begegnungen hat Thomas Locher seit Sommer 2014 für die erste Mannschaft des SV Mosberg-Richweiler in der Kreisliga A absolviert – und das, obwohl der Abwehrspieler mittlerweile 53 Jahre alt ist. „Meine Hauptmotivation ist es, dem Verein zu helfen. Aber es macht mir auch einfach Spaß“, erklärt der Manndecker, der in Türkismühle wohnt und seit 1995 für Mosberg-Richweiler spielt.

Als der SV vor einigen Jahren zwischenzeitlich keine Aktiven-Mannschaft mehr hatte, kickte der aus Jena stammende Defensiv-Akteur für die Alten Herren des TuS Hirstein. „Das hat mir aber keinen Spaß gemacht. Da wurde mir zu wenig gelaufen“, erklärt der Routinier schmunzelnd. Als Mosberg-Richweiler dann wieder ein Team für den Spielbetrieb meldete, war auch Locher sofort wieder mit Feuer und Flamme dabei.

Aber kann der 53-Jährige läuferisch überhaupt noch mit deutlich jüngeren Kontrahenten der anderen Teams mithalten? „So manch Junger hat schon abgekotzt, nachdem er gegen mich gespielt hat“, sagt Locher lachend. „Ich arbeite als Polier auf dem Bau. Da bewege ich mich jeden Tag 15 Kilometer. Dazu geht es das Gerüst hoch und runter. Deshalb bin ich fit.“

SV-Trainer Maik Wilhelm schätzt an Locher nicht nur dessen Qualitäten auf dem Feld: „Thomas ist jemand, auf den ich mich zu einhundert Prozent verlassen kann. Zudem geht er immer mit vollem Einsatz voran. Und auch neben dem Platz ist er ein Vorbild“, erklärt der Übungsleiter, der selbst 17 Jahre jünger ist als sein erfahrenster Manndecker.

Als Wilhelm geboren wurde, da lebte Locher noch in der damaligen DDR. Im Jahr 1988, zwei Jahre vor dem Mauerfall, entschloss sich der Thüringer zur Flucht. „Ich wollte einfach raus aus diesem System“, erzählt Locher. Einen Urlaub am Balaton in Ungarn nutzte der heute 53-Jährige, um den Eisernen Vorhang zu durchbrechen – und über den österreichisch-slowenischen Grenzfluss Mur in die Freiheit zu schwimmen.

Von Österreich ging es für Locher in ein Flüchtlingslager nach Gießen. „Dort hat man mir angeboten, entweder nach Bremen, nach Hamburg oder ins Saarland zu ziehen. Da ich keine Lust hatte, noch mal in einer Großstadt zu leben, habe ich mich für das Saarland entschieden.“

Seine neue Heimat fand der Ostdeutsche in Dörrenbach. „Dort bin ich sehr gut aufgenommen worden“, blickt Locher dankbar zurück. Dabei half auch der Fußball: Die dortigen Sportfreunde, für die er bis 1995 auf dem Feld stand, waren sein erster Verein in Westdeutschland. Von dort ging es sieben Jahre später zu Mosberg-Richweiler, dem Club dem er bis heute die Treue hält – und auch weiter halten will. „So lange es die Gesundheit noch zulässt, will ich noch spielen, mindestens aber bis ich 55 bin“, verrät Locher.

Seit mehr als 36 Monaten steht der Verteidiger dabei auch mit einem besonderen Trikot auf dem Platz. Dieses trägt die Rückennummer 50 und war ein Geschenk des Vereins zu seinem 50. Geburtstag. „Darüber habe ich mich sehr gefreut“, verrät Locher, der beim SV oftmals auch gemeinsam mit Stiefsohn Dennis Jung um Punkte kämpft.

 Thomas Locher

Thomas Locher

Foto: Locher

Dass der Routinier diese Saison bislang „nur zehn“ Saisonspiele bestritten hat, lag übrigens nicht daran, dass der Verteidiger kürzertreten will, sondern dass er im Herbst des vergangenen Jahres mit Hüftproblemen zu kämpfen hatte. Nun wäre er wieder fit gewesen, doch momentan ruht der Ball wegen der Corona-Pandemie. Für Locher keine schöne Situation. „Der sonntägliche Ausgleich zum Beruf fehlt einfach.“

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