Theo, der Friedensengel

Frankfurt. Im schmutzigen Rosenkrieg zwischen Bundestrainer Joachim Löw und dem ausgebooteten "Capitano" Michael Ballack ist Theo Zwanziger in die Rolle des Friedensengels geschlüpft

 DFB-Präsident Theo Zwanziger (rechts) hält trotz des Streits mit Michael Ballack (links) das Angebot eines Abschiedsspiels für den bisherigen Nationalmannschaftskapitän aufrecht. Foto: dpa

DFB-Präsident Theo Zwanziger (rechts) hält trotz des Streits mit Michael Ballack (links) das Angebot eines Abschiedsspiels für den bisherigen Nationalmannschaftskapitän aufrecht. Foto: dpa

Frankfurt. Im schmutzigen Rosenkrieg zwischen Bundestrainer Joachim Löw und dem ausgebooteten "Capitano" Michael Ballack ist Theo Zwanziger in die Rolle des Friedensengels geschlüpft. Trotz des eskalierten Streits hält der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) das Angebot eines Abschiedsspiels für den bisherigen Nationalmannschaftskapitän aufrecht, wenn dieser sich für seine drastischen Vorwürfe entschuldigt. "Nachtragend sind wir nicht, die Tür für Michael Ballack bleibt beim DFB immer offen", sagte Theo Zwanziger.

"Ehrenvoller Abschied"

Ungeachtet der schweren Vorwürfe des Mittelfeldstrategen gegen Löw und DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach verkündete Zwanziger: "Michael Ballack hat nach wie vor einen ehrenvollen Abschied verdient." Zwanziger untermauerte daher noch einmal das DFB-Angebot an den Profi von Bayer Leverkusen, beim Länderspiel gegen Brasilien am 10. August in Stuttgart von der Nationalmannschaftsbühne abzutreten. Voraussetzung dafür sei jedoch ein sichtbares Entgegenkommen des frustrierten Ballack. "Wenn sich eine Meinungsänderung im Ansatz zeigt, dann wird der DFB immer Versuche wahrnehmen, zu vermitteln. Mit der Wortwahl, wie es die vergangenen Tage geschah, ist das natürlich kein guter Ansatz. Michael Ballacks Wortwahl war zu deutlich", kritisierte Zwanziger.

Ein Einlenken Ballacks, der sein letztes Spiel im DFB-Trikot am 3. März 2010 beim 0:1 gegen Argentinien bestritten hatte, ist jedoch eher unwahrscheinlich. In einer am Sonntag veröffentlichten persönlichen Erklärung hatte der 34-Jährige das Thema für beendet erklärt und angekündigt, sich voll und ganz auf seine Ziele mit Leverkusen konzentrieren zu wollen.

Unterdessen forderte Ex-Bayer-Manager Reiner Calmund die Streithähne auf, reinen Tisch zu machen. "Es gibt bei so etwas immer zwei Schuldige, und in diesem Fall nur Verlierer. Ich sage immer: Das Leben ist zu kurz, um sich zu zoffen. Es sollten sich alle Beteiligten zusammensetzen und die Sache aus der Welt schaffen", sagte Calmund. Er schlug Rudi Völler als Schlichter vor: "Der Rudi könnte das, er wäre die Idealfigur. Und wenn ich ihm helfen könnte, die Bretter vor den Köpfen abzuschrauben, würde ich ihm mit Freude den Schraubenschlüssel halten."

Auch Zwanziger appellierte an alle Beteiligten, den öffentlichen Zwist beizulegen. "Wenn man in einem Spannungsverhältnis steht, dann kann man das nur dann auflösen, wenn man aufeinander zugeht. Das ist bisher leider nicht geschehen", erklärte der DFB-Chef. Die Hoffnung auf eine Versöhnung habe er deshalb aber nicht aufgegeben: "Jetzt muss man mal abwarten. Es ergeben sich immer mal wieder Kontakte."

Wegen seines unfreiwilligen Abschieds aus der Nationalmannschaft hatte Ballack den Bundestrainer und den Generalsekretär verbal heftig angegriffen. Für den Deutschen Fußball-Bund ist das öffentliche Scheidungsdrama unangenehm, was Zwanziger auch nicht vom Tisch wischen wollte: "Klar hätte ich mir schon gewünscht, dass alles einvernehmlich über die Bühne gegangen wäre. Aber es gehören nun mal zwei Parteien dazu." "In diesem Fall gibt es nur Verlierer."

Reiner Calmund

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