TG Saar Turner leiden unter desolater Hallen-Situation

Griesborn · Die TG Saar will 2019 um den Titel kämpfen, die Vorbereitung verläuft aber schwierig. Waldemar Eichorn ist neuer Landestrainer.

 Die Bundesliga-Turner der TG Saar wollen 2019 ihre Fans begeistern und um den Titel kämpfen. Doch in der Vorbereitung gibt es ein ernsthaftes Hallen-Problem.

Die Bundesliga-Turner der TG Saar wollen 2019 ihre Fans begeistern und um den Titel kämpfen. Doch in der Vorbereitung gibt es ein ernsthaftes Hallen-Problem.

Foto: Ruppenthal

„Prost Jungs. Auf ein Neues.“ So könnte Thorsten Michels’ Begrüßungsrede enden. Beim Neujahrsempfang im Griesborner Turnerheim wird der Vorsitzende der TG Saar an diesem Samstag zurückblicken, die neue Marschroute vorgeben und die Turner auf die im März startende Saison in der Deutschen Turnliga (DTL) einschwören – mit gemischten Gefühlen.

Die Verstärkungen der Erstliga-Riege zeigen: Der Titel ist das Ziel. Angeführt von Barren-Olympiasieger Oleg Wernjajew und dem neu verpflichteten deutschen Mehrkampf-Ass Lukas Dauser könnte der Traum vom vierten Gold wahr werden. Die TG Saar II hat auch viel vor und möchte nach dem Aufstieg in der 2. Liga Nord Fuß fassen. Die Nachwuchsturner treten in der Jugend-Bundesliga an und in die Fußstapfen der Aktiven. Kurzum: „Wir turnen mit drei Teams in der deutschen Spitze – bundesweit ein Novum“, sagt Michels stolz.

Eigentlich ein Grund, um gut gelaunt das Glas zu erheben. Doch die Auswirkungen des Finanzskandals beim Landessportverband für das Saarland (LSVS) und damit verbundene Probleme verhageln dem TG-Chef die Laune. Größte „Baustelle“ ist die desolate Trainingssituation. Nachdem Mitte Dezember das Reck aus der Verankerung riss und es einen ähnlichen Defekt am Stufenbarren gab, wurde die Turnhalle an der Hermann-Neuberger-Sportschule gesperrt. Mittlerweile dürfen TG-Turner über 18 Jahre wieder an die Geräte, die nicht verspannt sind. Vorher haben sie allerdings unterschrieben, dass sie dies auf eigene Verantwortung tun – so ist der LSVS aus der Haftung raus. Reck und Ringe sind weiterhin gesperrt.

„Es ist eine groteske Situation. Hier muss schnell Abhilfe her“, sagt Michels und hat doch keine andere Wahl. Besonders frustrierend: Die marode Halle sollte von einem modernen Trainingszentrum ersetzt werden, der Bau im Frühjahr 2018 beginnen. Im Zuge des LSVS-Skandals wurde der Plan auf Eis gelegt, die notwendigen Sanierungen bisher auch nicht durchgeführt – doppelt bitter. Die Turner können zwar auf die Trainingszentren in Homburg-Erbach und Dillingen ausweichen, aber die sind hoch frequentiert. Trainings-Asyl bieten befreundete Clubs in Forbach und Saargemünd an.

„Eine optimale Vorbereitung eines Titelanwärters sieht anders aus“, sagt Michels: „Das Konzept der neuen Halle stand. Wir waren in die Planung eingebunden. Jetzt hoffen wir, dass das Projekt in naher Zukunft doch realisiert wird. Das neue LSVS-Präsidium hat uns signalisiert, dass die neue Halle oberste Priorität hat, sobald es die finanzielle Situation erlaubt.“ Kurzfristig würden Gelder für eine Sanierung zur Verfügung gestellt. Ein Gutachter soll vermutlich am 14. Januar alle Geräte mit Verspannung prüfen.

Entspannung gibt es derweil bei der lange ungeklärten Frage, wer beim Saarländischen Turnerbund (STB) Nachfolger von Viktor Schweizer wird. „Wir haben uns mit Waldemar Eichorn geeinigt. Seit 1. Januar ist er neuer Landestrainer“, bestätigt STB-Präsident Franz-Josef Kiefer den Abschluss mit dem TG-Saar-Athleten. Michels begrüßt die Entscheidung: „Es hat direkte Auswirkungen auf die TG Saar. Waldi trainiert viele Nachwuchsathleten, die für uns in der Jugend-Bundesliga oder in der zweiten Welle turnen. Wenn er zu einem anderen Verein gewechselt wäre, hätte das Saar-Turnen ein Problem gehabt.“

Keine Probleme habe die TG Saar mit der Finanzierung des Bundesliga-Etats, auch wenn Zuschüsse für 2018 ausstünden, so Michels. Die neuen Anträge für Spitzensportmittel würden im Januar beim Landesausschuss Leistungssport gestellt. „Ich hoffe auf gleiche Zahlungen wie bisher. Sollte es Kürzungen geben, können wir in der Bundesliga nur noch für begrenzte Zeit auf Top-Niveau turnen“, sagt Michels.

Stars wie Wernjajew oder Dauser kosteten schließlich Geld. Unabhängig von Fördermitteln sei die Kader-Finanzierung aber bis Ende 2020 gesichert. „Wir haben einen soliden Haushalt und könnten es aus eigenen Mitteln stemmen“, entkräftet Michels Gerüchte. Eventuell stünde neben Wernjajew 2019 sogar Weltklasse-Turner Nikita Nargornyy wieder für Einsätze bereit.

Trotz aller Turbulenzen scheint die TG Saar bereit für das Duell mit Straubenhardt. „Das wird ein enges Ding“, verkündet Michels den Titelkurs eines der letzten saarländischen Flaggschiffe im deutschen Spitzensport. Der Auftakt erfolgte übrigens im Frühjahr 1974 – im Griesborner Turnerheim. Vertreter der Turnvereine aus Bous, Schwarzenholz, Lebach und Griesborn beschlossen hier auf Initiative des Landestrainers Paul Rupp, ihre Kräfte zu bündeln. Es folgte eine jahrzehntelange Erfolgsstory. Beim Neujahrsempfang in der Geburtsstätte der TG Saar wird auch darauf angestoßen.

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