Finale um die deutsche Turn-Meisterschaft Auf der Jagd nach dem vierten Stern

Saarbrücken/Ludwigsburg · Die TG Saar kämpft am Abend in der Ludwigsburger Arena gegen Erzrivale Straubenhardt um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Gerätturnen. Der vierte Titel ist zum Greifen nah.

 Kraftpaket Nikita Nagornyy ist eine der großen Trumpfkarten der TG Saar. Der Russe ist amtierender Mehrkampf-Weltmeister.

Kraftpaket Nikita Nagornyy ist eine der großen Trumpfkarten der TG Saar. Der Russe ist amtierender Mehrkampf-Weltmeister.

Foto: dpa/Marijan Murat

Klappe, die Sechste: Mit großen Träumen, viel Herzblut und unbändigem Willen reisen die Turner der TG Saar an diesem Samstag zum stets prickelnden Rendezvous mit einer alten Bekannten. Um 18 Uhr kämpft die Turngemeinschaft in Ludwigsburg gegen die KTV Straubenhardt um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft.

Während der Vorbericht dem SZ-Leser am Frühstückstisch die letzten Infos zum Titel-Date der Deutschen Turnliga (DTL) serviert, steuern zwei saarländische Fan-Busse mit Schlachtenbummlern und Athleten auf die MHP-Arena zu. Hier wird das gefühlt hundertste Evergreen-Duell der Erzrivalen am Abend steigen – vor rund 4000 Zuschauern. „Tatsächlich hatten wir fünf Goldfinals, mit vier Siegen für Straubenhardt. Natürlich wollen wir die Bilanz im sechsten Anlauf verbessern“, sagt Thorsten Michels und peilt den vierten Stern an.

Als Benno Groß und Co. 1981 in Völklingen zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die deutsche Meisterschaft errangen und den Titel ein Jahr später in München verteidigten, war der 1978 geborene TG-Vorsitzende ein Knirps – und der sechsfache Champion KTV Straubenhardt noch Gauligist. Eugen Spiridonov erblickte 1982 im russischen Tscheljabinsk das Licht der Welt. Ab 2001 startete der heutige TG-Turner-Trainer erfolgreich für Deutschland. Bei zehn DTL-Finalturnier-Starts gewann er mit der TG Saar fünf Silbermedaillen, einmal Bronze und 2012 den Titel. Doch das reicht dem 38 Jahre alten Turn-Oldie nicht. „Das Adrenalin kocht schon wieder in meinen Adern – ein gutes Zeichen. Wir trainieren fleißig und wissen, um was es geht“, sagt der nervenstarke Routinier.

Genauso oft wie „Mister Zuverlässig“ stand Waldemar Eichorn in einem Endturnier. Der 33 Jahre alte Top-Scorer der letzten Saison feilte mit Spiridonov an der Saarbrücker Hermann-Neuberger-Sportschule an der Final-Form. Gleichzeitig bereitete der STB-Landestrainer den TG-Nachwuchs auf das Endturnier in der Jugend-Bundesliga vor, das in der MHP-Arena am Samstag um 9 Uhr beginnt. Waldis Jungs schielen auf Bronze.

Die großen Vorbilder wollen Gold – und die aktuelle Form der Spitzenathleten weckt Hoffnung. So sicherte sich Barren-Olympiasieger Oleg Wernjajew gerade beim Turnweltcup in Cottbus am Paradegerät Rang eins. Teamkollege Lukas Dauser landete bei der WM in Stuttgart am Barren auf Rang acht und am vergangenen Wochenende in Cottbus bei starker internationaler Konkurrenz auf Rang vier. Die Generalproben auf höchstem Niveau gaben noch mal Selbstvertrauen. „Es zählt aber nicht, was bei EM, WM oder Olympia war, sondern nur die Form im DTL-Finale. Wir müssen das Augenmerk voll auf unser Team richten und 24 Übungen sauber durchturnen“, sagt der 26 Jahre alte Nationalturner und wirkt zuversichtlich.

Felix Remuta holte im letzten Bundesliga-Duell in Straubenhardt mit seiner Reck-Übung die entscheidenden vier Punkte. Damit machte der 21 Jahre alte Nationalturner das 34:34-Remis klar und das Titel-Finale erst möglich. Nach einer Fuß-Operation kann der deutsche Meister am Sprung in Ludwigsburg nur zuschauen. „Das ist nervenaufreibender als turnen – oh je“, seufzt der Edel-Fan, will aber auf der Tribüne trotzdem alles geben.

 Trainer und Turner Eugen Spiridonov ist der große Routinier im Team der TG Saar.

Trainer und Turner Eugen Spiridonov ist der große Routinier im Team der TG Saar.

Foto: Ruppenthal

Unten, an den Geräten, wird es neben Dauser und Wernjajew vor allem auf Nikita Nagornyy ankommen. Wenn der Mehrkampf-Weltmeister fehlerfrei bleibt, den Dreifach-Salto am Boden und den Dragulescu am Sprung sicher steht, jubelt das Publikum – und die Kampfrichter verteilen Höchstnoten. Für Straubenhardt werden WM-Ringe-Finalist Nick Klessing, Mannschaftsweltmeister David Belyavskiy sowie die Nationalturner Andreas Bretschneider, Ivan Rittschik und Nils Dunkel um Gold kämpfen. „Und sie werden ihre Final-Schlappe 2018 gegen die KTV Obere Lahn vergessen machen wollen“, warnt Spiridonov und fordert von seiner Riege höchste Konzentration. „Wir haben in dieser Saison stark geturnt, aber noch nie so stabil, wie es möglich wäre. Am Samstag ändern wir das“, verspricht der TG-Trainer und baut dabei auch auf Sebastian Krimmer, Florian Lindner und Luca Ehrmantraut. Teamplayer und Team-Stars wollen sich reinknien, bis in Ludwigsburg die Klappe fällt und das sechste Finale gegen den Erzrivalen gewonnen ist. Der vierte Stern am saarländischen Turn-Himmel ist zum Greifen nah.

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