US Open im Tennis „Es fühlt sich an, als würde das Hirn kochen“

New York · Die Tennisprofis leiden bei den US Open in New York unter der Hitze, selbst Novak Djokovic kämpft „ums Überleben“. Alexander Zverev behält dagegen kühlen Kopf.

 Mit Hilfe von mit Eis gefüllten Handtüchern versuchte Novak Djokovic, seine Körpertemperatur herunterzukühlen.

Mit Hilfe von mit Eis gefüllten Handtüchern versuchte Novak Djokovic, seine Körpertemperatur herunterzukühlen.

Foto: dpa/Frank Franklin Ii

Da saßen sie nun Seite an Seite in ihren Eistonnen. Wimbledonsieger Novak Djokovic mit glühendem Kopf und sein nicht weniger aufgehitzter Herausforderer Marton Fucsovics. Mehr als zwei Stunden hatten sie sich bei brutalen Bedingungen bereits über den Platz gescheucht, „es fühlte sich an, als würde der Körper kochen, das Hirn, einfach alles“, sagte Djokovic später.

Die kurze Abkühlung vor dem vierten Satz, gnädig gestattet von den Machern der US Open, war da mehr als willkommen. Vor allem für Djokovic. Der Serbe hatte bei seinem ersten Auftritt in New York sichtlich mit den tropischen Bedingungen am Nachmittag zu kämpfen. Das Thermometer kletterte auf 36 Grad, dazu kam die extrem hohe Luftfeuchtigkeit – selbst die fittesten Tennisprofis stießen am zweiten Turniertag an ihre Grenzen. „Es ging nur noch ums Überleben“, sagte Djokovic. Der Mitfavorit fing sich gerade noch, holte einen Rückstand im dritten Satz auf und profitierte beim 6:3, 3:6, 6:4, 6:0 gegen Fucsovics auch vom Einbruch seines Gegners. Den Ungarn konnte auch die Eistonne nicht mehr retten, seine Chance auf die große Überraschung schmolz nach der Pause im Glutofen Arthur-Ashe-Stadium dahin.

Immerhin beendete Fucsovics seine Partie, fünf andere Spieler mussten wegen der Hitze aufgeben. „Man kann glücklich sein, wenn man so einen Tag übersteht“, sagte der Schweizer Roger Federer, der sich am Abend bei noch immer über 30 Grad keine Blöße gab, aber so verschwitzt wie selten das Siegerinterview absolvierte.

Am wenigsten Probleme schien Alexander Zverev mit dem Wetter zu haben, „allerdings war mein Spiel ja auch schnell vorbei“, sagte der 21-Jährige nach dem 6:2, 6:1, 6:2 gegen den Kanadier Peter Polansky. Der gebürtige Hamburger trainiert häufig in Florida, zuletzt war auch sein neuer Trainer Ivan Lendl dabei. Zverev ist schwül-warme Bedingungen gewohnt, für ihn war „alles okay“, sein Match fand allerdings auch im Schatten statt.

Alle Spiele die vorher angesetzt waren, hätten verschoben werden müssen, fand der Franzose Julien Benneteau, der nächste Gegner des Warsteiners Jan-Lennard Struff. Die Organisatoren hätten „Glück gehabt, dass es nur Aufgaben gab“, sagte Benneteau. „Schlimmer geht es nicht“, befand auch Wimbledonsiegerin Angelique Kerber nach ihrem 7:6, 6:3 gegen die Russin Margarita Gasparjan: „Manchmal kann man sich kaum noch aufs Tennis konzentrieren, weil man mit anderen Dingen beschäftigt ist.“

Kerber, Zverev, Djokovic und Co. müssen am Donnerstag zu ihrer zweiten Runde antreten, dann sollen Gewitter für Abkühlung in New York sorgen. Auch Routinier Philipp Kohlschreiber (34) ist nach dem 7:6 (7:3), 5:7, 6:4, 6:4 im deutschen Duell mit Yannick Hanfmann wieder im Einsatz. Anders als Andrea Petkovic, die sich bei ihrer knappen Niederlage gegen Jelena Ostapenko (Lettland) in der Mittagshitze manchmal gewünscht hätte, „von einem netten Mann von einer Ecke in die andere getragen zu werden“. Weil das aber gegen die Regeln ist, bleibt auch in Zukunft bei extremen Wetterbedingungen nur die Eistonne.

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